An der Tatsache, dass der Schimpanse dem Homo sapiens am nächsten steht, rüttelt die neue Studie nicht. Doch die Ergebnisse, zu denen Wissenschaftler vom britischen Sanger Institute in der Nähe von Cambridge nun kommen, sind dennoch überraschend: Gorillas sind dem Menschen ähnlicher als gedacht.
Verwandt: Gorilla steht zwischen Schimpanse und Orang-Utan
Der Gorilla ist nach dem Schimpansen und noch vor dem Orang-Utan der nächste Verwandte des Menschen. "Unsere Daten sind das letzte genetische Teil, das wir für das Puzzle gebraucht haben", sagte Richard Durbin, einer der Autoren der Studie.
Gorillas und Menschen haben ähnliche Evolution
Offenbar haben Mensch und Gorilla eine ähnliche Evolution vorzuweisen. Das komplette Genom, also die Gesamtheit der Erbinformationen in einer Zelle, wurde von den Forschern entschlüsselt – als letztes der vier großen Primaten. Die Erkenntnisse sind für die Forscher Durchbruch und Überraschung zugleich. "Wir haben herausgefunden, dass Gorillas viele genetische Veränderungen mit dem Menschen gemein haben, darunter die Entwicklung des Gehörs", sagt Chris Tyler-Smith, Mitautor der Studie, die im Fachjournal Nature veröffentlicht wurde.
Bei den Gorillas habe sich das Gehör ähnlich schnell entwickelt wie beim Menschen. Damit ist die bisherige These widerlegt, dass die schnelle Entwicklung des menschlichen Gehörs in Zusammenhang mit der Sprachbildung steht.
Gorilla-Genom wichtig für Forschung
Entziffert wurde in erster Linie das Genom von Kamilah, einer Vertreterin der Unterart Westlicher Flachland-Gorilla. "Das Gorilla-Genom ist wichtig, denn es wirft ein Licht auf die Zeit, als sich unsere Vorfahren von unseren nächsten Verwandten in der Evolution absetzten", sagte Forscher Aylwyn Scally.
Affen-Genom: Gorillas haben sich vor zehn Millionen Jahren genetisch abgesetzt
Bei Mensch und Schimpanse sei die Abspaltung den Daten zufolge vor rund sechs, beim Gorilla schon vor rund zehn Millionen Jahren passiert. Die Trennung von Westlichem und Östlichem Flachlandgorilla folgte demnach vor 1,75 Millionen Jahren. AZ, dpa