Zecken gibt es nur im Sommer? Von wegen. "Zecken sind dann aktiv, wenn die Temperatur einige Tage bei etwa sieben Grad liegt", sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut (RKI). Natürlich ist das Risiko, von einer Zecke gebissen zu werden, jetzt im Frühjahr geringer, da man in der Regel nicht mit kurzen Sachen im Grünen unterwegs ist.
Ein weiterer, weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Zecken von den Bäumen fallen. Richtig ist: Die kleinen Blutsauger sitzen vor allem im Gras, Gebüsch oder Unterholz. Wichtig ist es daher, sich beim Aufenthalt in der Natur ausreichend zu schützen. Lange Kleidung kann helfen, Wanderer können auch die Hosenbeine in die Strümpfe stecken. Zeckenabweisende Mittel können ebenfalls helfen.
Wichtig ist aber immer, den eigenen Körper nach dem Aufenthalt in der Natur gründlich abzusuchen. Gleiches gilt zum Beispiel für den Hund. Denn auch die Vierbeiner können durchaus von Zecken angefallen werden.
Die von Zecken übertragenen Krankheiten sind nicht zu unterschätzen. Unerkannt und unbehandelt kann etwa die Borreliose zu chronischen Schädigungen unter anderem des Herzens, der Nerven und der Gelenke führen. Bei der ebenfalls von Zecken übertragenen FSME handelt es sich um eine fieberhafte Erkrankung unter Beteiligung der Hirnhäute. In besonders schweren Fällen kann es zur Gehirnentzündung und zur Schädigung des Rückenmarks kommen. Im Extremfall verläuft die Krankheit tödlich. Deshalb raten Experten auch zu einer FSME-Schutzimpfung, vor allem, wenn man in Risikogebieten unterwegs ist.
Borreliose-Gefahr: Das müssen Sie nach einem Zeckenbiss beachten
Entfernen Sie die Zecke so schnell wie möglich. Je kürzer die Zecke Blut saugt, desto geringer ist das Infektionsrisiko. Am besten lassen sich die Tiere mit Zeckenpinzetten oder speziellen Zeckenkarten im EC-Karten-Format entfernen. Zur Not können Sie das Tier auch mit den Fingernägeln beseitigen.
Wichtig: Ziehen Sie die Zecke einfach gerade aus der Haut, ohne zu drehen. Falls der Kopf oder Teile davon in der Haut stecken bleiben, legen Sie ihn mit einer sterilen Nadel frei oder lassen Sie ihn vom Arzt fachmännisch entfernen.
Suchen Sie Ihren Körper nach Zecken ab. Begutachten Sie dabei vor allem bei Kindern auch deren Kopf.
Beobachten Sie die Haut rund um die Einstichstelle. Die Rötung direkt nach dem Biss verschwindet in der Regel nach wenigen Tagen.
Tritt innerhalb von sechs Wochen wieder eine Rötung auf oder wird die gereizte Stelle größer, gehen Sie unbedingt zum Arzt. Das gilt auch dann, wenn Sie eine solche sogenannte Wanderröte bemerken, aber gar keinen Zeckenstich wahrgenommen haben.
Achten Sie auf weitere Symptome. Die Verbreitung der Borrelien deutet sich unter Umständen auch durch ein grippeartiges Krankheitsgefühl, Gelenkschmerzen oder ovale rote Flecken auf der Haut an. Gehen Sie auch dann zum Arzt und lassen Sie sich auf Borrelienantikörper im Blut testen. Dieser Test ist am verlässlichsten, um eine Borreliose sicher zu erkennen.
In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion laut Robert Koch-Institut vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen und im südöstlichen Thüringen.
In Bayern war zuletzt der Landkreis Dachau als neues Risikogebiet hinzugekommen, der an bestehende Risikogebiete grenzt. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen - der Landkreis Marburg-Biedenkopf, im Saarland (Saar-Pfalz-Kreis), in Rheinland-Pfalz (LK Birkenfeld), und seit 2014 mit dem Landkreis Vogtlandkreis auch in Sachsen. Derzeit sind vom RKI 146 Kreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete definiert.
Das sind die FSME-Risikogebiete in Bayern
In unserer Region sind derzeit (Stand: Mai 2016) folgende Landkreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen:
- Landkreis Donau-Ries
- Landkreis Aichach-Friedberg
- Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
- Stadt Ulm
- Landkreis Neu-Ulm
- Landkreis Unterallgäu
- Landkreis Ostallgäu
- Stadt Kempten
- Stadt Memmingen
- Stadt Ingolstadt
- Stadt Pfaffenhofen
In Risikogebieten besteht zwar eine höhere Wahrscheinlichkeit, durch einen Zeckenbiss an FSME zu erkranken. Dennoch ist man auch in Landkreisen, die nicht als Risikogebiet gelten, nicht vor Zecken sicher. Von 2002 bis 2015 traten insgesamt 154 Fälle außerhalb von den im Jahr 2015 ausgewiesenen Risikogebieten auf, so das RKI. Das waren 4,1 Prozent der 3.818 Fälle mit einem Infektionsort in Deutschland seit 2002. Davon traten 21,4 Prozent in Bayern auf. (AZ)