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Gefährlicher Darm-Keim: Zahl der EHEC-Patienten in Bayern verdoppelt

Gefährlicher Darm-Keim

Zahl der EHEC-Patienten in Bayern verdoppelt

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    EHEC-Bakterien unter dem Elektronenmikroskop: Die Quelle der lebensgefährlichen EHEC-Infektionen in Deutschland liegt wieder völlig im Dunkeln. dpa
    EHEC-Bakterien unter dem Elektronenmikroskop: Die Quelle der lebensgefährlichen EHEC-Infektionen in Deutschland liegt wieder völlig im Dunkeln. dpa

    Bislang seien 43 Patienten amtlich erfasst, die sich mit dem Darmkeim infiziert haben, sagte am Mittwoch eine Sprecherin des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf Nachfrage von AZ-Online. Am Dienstag hatte die Zahl der EHEC-Patienten noch bei 22 gelegen. Der starke Anstieg könne durch Meldeverzögerungen vom Wochenende verursacht worden sein, sagte die Sprecherin. 16 Menschen leiden inzwischen unter dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), einer lebensgefährlichen

    Auch im Norden steigen die Zahlen

    Die EHEC-Erkrankungsfälle im Norden der Republik steigen wieder rapide an. Zugleich tappen die EHEC-Experten auf der Suche nach der Quelle des gefährlichen Erregers im Dunkeln. Die zuerst vermuteten spanischen Gurken sind nicht Träger des Bakterien-Stammes, der die Epidemie in Deutschland ausgelöst hat.

    In Niedersachsen lag die Zahl der bestätigten Erkrankungen und der Verdachtsfälle am Mittwoch bei 344. Das sind 80 Menschen mehr als am Vortag. Nach Ansicht des Gesundheitsministeriums in Hannover steht der Höhepunkt der Infektionswelle allerdings noch bevor. Bei 250 Fällen gebe es schon eine definitive Bestätigung durch Laboruntersuchungen, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Thomas Spieker, in

    Angesichts des hohen Bedarfs an Blutkonserven und Blutplasma wegen der zahlreichen schweren EHEC-Erkrankungen haben auch Experten zum Blutspenden aufgerufen. "Wir haben zwar eine gut organisierte, länderübergreifende Versorgung mit Blutkonserven, aber wir sollten nicht vergessen, dass die Urlaubssaison unmittelbar bevorsteht, in der erfahrungsgemäß durch ein erhöhtes Unfallgeschehen auch wieder mehr Blutkonserven benötigt werden", erklärte der Sprecher des Landesverbandes der Ersatzkassen in Mecklenburg-Vorpommern, Bernd Grübler.

    "Wir verzeichnen wieder einen deutlichen Anstieg der Erkrankungsfälle durch EHEC und HUS", sagte auch Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Dort gebe es 668 EHEC-Fälle oder Verdachtsfälle. 119 mehr als am Vortag.

    Experten suchen unterdessen weiter fieberhaft nach der Quelle der Erreger: "Man kann derzeit gar nichts ausschließen", erklärte Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) im ZDF-Morgenmagazin. Die Lieferwege müssten zurückverfolgt, Lieferlisten ausgewertet werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei sehr unwahrscheinlich, wenn man normale Hygieneregeln einhalte, erläuterte Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks. "Sehr viel wahrscheinlicher ist wirklich die Primärinfektion über ein Lebensmittel, das man zu sich nimmt."

    Gravierende EHEC-Fälle nehmen auch im Ausland zu

    Medizinische Abkürzungen und was sich dahinter verbirgt

    EHEC - Die Abkürzung des EHEC-Erregers steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Es handelt sich um eine gefährliche Darmkrankheit.

    HUS - Das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz: HUS) ist eine schwere Verlaufsform der Darmkrankheit EHEC, bei der giftige Stoffwechselprodukte des Bakteriums zu Nierenschäden führen können.

    HIV - Ein Virus, der das Immunsystem eines Menschen schwächt. Das HI-Virus kann durch Körperflüssigkiten von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Ansteckung führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen Inkubationszeit zur tödlich verlaufenden Krankheit AIDS.

    BSE - Bovine spongiforme Enzephalopathie, im Deutschen auch "Rinderwahn" genannt, ist eine Tierseuche, die zwischen 1996 und 2000 für Schlagzeilen gesorgt hat. Dabei erkrankt das Gehirn bei Rindern und führt zu deren Tod.

    H5N1 - Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Influenzavirus. Polpulärwissenschaftlich ist bei H5N1 die Rede von der "Vogelgrippe".

    H1N1 - Im Jahr 2009 breitete sich die sogenannte "Schweinegrippe" bzw "neue Grippe" aus. Die Ansteckungsgefahr am Influenzavirus H1N1 ist vor allem bei Enten, Menschen und eben Schweinen groß.

    Auch im Ausland breitet sich der Keim weiter aus: In Tschechien gibt es einen ersten nachgewiesenen EHEC-Fall. Eine amerikanische Touristin sei definitiv an dem Erregertyp O104 erkrankt, teilte das nationale Referenzlabor in Prag mit. Die EU-Kommission nannte zudem folgende EHEC-Zahlen: Schweden 41 (davon 15 HUS), Dänemark 14 (davon 6 HUS), Frankreich 6 EHEC-Fälle, Großbritannien 3 Fälle (davon 2 HUS), Niederlande 7 (davon 3 HUS) und Österreich 2 EHEC-Fälle. In den meisten Fällen handele es sich um Menschen, die kurz zuvor in Deutschland gewesen seien.

    Verbraucherministerin Aigner nahm die Hamburger Gesundheitsbehörden erneut gegen ausländische Kritik am Krisenmanagement während der EHEC-Epidemie in Schutz. "Es wurden ja EHEC-Erreger auch auf spanischen Gurken gefunden. Und deshalb musste nach den europäischen Regularien dazu auch eine Schnellwarnung abgesetzt werden", sagte die CSU-Politikerin im ZDF-"Morgenmagazin". Die Hamburger Kollegen hätten sich "wirklich gut verhalten". Die EHEC-Erreger auf den spanischen Gurken stammten von einem anderen Bakterien-Typ als die des aktuellen Ausbruchs in Deutschland.

    Die EU-Staaten erwarten bei der Suche nach dem Grund für die Infektionen rasche Aufklärung aus Deutschland. Dies geht aus einer Erklärung von Gesundheitsexperten aller 27 EU-Regierungen hervor, die am Dienstagabend nach einem Treffen in Brüssel veröffentlicht wurde. Darin heißt es: "Die EU-Staaten nehmen auch zur Kenntnis, dass der Ausbruch geografisch mit einer Gegend um die Stadt Hamburg verbunden ist." AZ

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