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Kommentar: Gebt Methadon zur Krebsbehandlung eine Chance!

Kommentar

Gebt Methadon zur Krebsbehandlung eine Chance!

Markus Bär
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    Krebskranke Menschen wollen an die Methadon-Therapie glauben. Doch Ärzte warnen.
    Krebskranke Menschen wollen an die Methadon-Therapie glauben. Doch Ärzte warnen. Foto: Daniel Karmann/dpa

    Seit Millionen von Zuschauern etwa durch SternTV oder Plusminus von der Zufallsentdeckung der Ulmer Chemikerin Claudia Friesen erfahren haben, wonach Methadon in Kombination mit Chemotherapien sehr wirksam gegen Krebs wirken könnte, ist viel Hoffnung entstanden. Natürlich vor allem bei erkrankten Menschen. Viele wollen das Mittel nun haben. Am besten sofort. Wer an Krebs leidet, dem rennt die Zeit davon.

    Zufallsentdeckung Methadon: Studien wären wichtig

    Die Wissenschaftlerin Claudia Friesen, sie machte ihre Entdeckung 2007, wünscht sich schon lange, dass klinischen Studien durchgeführt werden, die die Wirksamkeit von Methadon und Chemotherapie bei Krebs wissenschaftlich belegen. Doch die gibt es immer noch nicht. Weil die Genehmigungsverfahren für Studien, die etwa von der Deutschen Krebshilfe finanziert werden, so lange dauern. Verständlich: Die Mittel der Krebshilfe sind knapp, Studienanträge gibt es aber viele. Es muss genau geprüft werden.

    Klinische Studien sind teuer. Faustformel: eine Million Euro pro Studie. Die meisten werden von der Pharmaindustrie bezahlt. Allerdings ist der Patentschutz für Methadon ausgelaufen. Mit ihm kann man nicht mehr viel Geld verdienen. Das schmälert sicher die Neigung von Pharmafirmen, Millionen in Methadonstudien zu stecken. Aber Deutschland ist ein reiches Land. Die öffentlichen Kassen sind voll. Die Politik muss nur wollen. Und man kann ja auch einmal querdenken: Es gibt in der Bundesrepublik 1,3 Millionen Vermögensmillionäre, darunter auch Mehr- und Vielfachmillionäre. Vielleicht hat ja der eine oder andere von ihnen Interesse, Methadonstudien direkt zu finanzieren.

    Ärzte sollten Methadon bei Krebs eine Chance geben

    Eines darf man in dieser Debatte nicht aus den Augen lassen. Es gibt zwar Hinweise, dass Methadon hilft. Aber das heißt nicht, dass das wirklich so ist. Man sollte nicht zu hohe Erwartungen in das Mittel setzen. Wer es dennoch schon jetzt haben will, kann es sich als Schmerzmittel oder im sogenannten Off-Label-Use bei seinem Arzt besorgen. Er sollte es dann aber unbedingt in enger Abstimmung mit dem Mediziner zu sich nehmen.

    Denn die unkontrollierte Einnahme ist lebensgefährlich. Teuer ist das Mittel nicht: Die Dosierungen, die in Kombination mit Chemotherapie gegeben werden, kosten im Monat etwa 25 Euro. Möglicherweise entsteht so langfristig eine ganz besondere Art Studie. Wenn Methadon überhaupt nichts bringt, wird sich das unter den Menschen mit Krebs schnell herumsprechen.

    Schwer verständlich ist die harsche Ablehnung, die die Kombinationsgabe in manchen Medizinerkreisen auslöst. Man sollte Methadon eine Chance geben. Und die Menschen mit Krebs verstehen, die keine Zeit mehr haben und es jetzt haben wollen. Im Übrigen: Wie die Geschichte beweist, waren es oft Zufallsentdeckungen, die die Menschheit weitergebracht haben.

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