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Früherkennung bei Krebs: Liquid Biopsy: Krebs durch Blutprobe früher erkennen?

Früherkennung bei Krebs

Liquid Biopsy: Krebs durch Blutprobe früher erkennen?

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    Eine Blutprobe liefert viele Daten eines Patienten - zum Beispiel die DNA. In Zukunft soll sie auch helfen, Krebs vorherzusagen. Die Methode ist umstritten.
    Eine Blutprobe liefert viele Daten eines Patienten - zum Beispiel die DNA. In Zukunft soll sie auch helfen, Krebs vorherzusagen. Die Methode ist umstritten. Foto: Symbolbild: Maurizio Gambarini (dpa)

    Was Sie über Krebs wissen sollten

    Statistisch gesehen entwickelt jeder dritte Europäer im Laufe seines Lebens Krebs. In Deutschland erkranken etwa 395.000 Menschen jährlich neu, etwa 210.000 Menschen sterben an der Krankheit.

    Der Ausdruck Tumor wird als Überbegriff für gut- und bösartige Geschwülste verwendet.

    Von Tumoren werden sogenannte Systemerkrankungen unterschieden, wie Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs.

    Tumore gehen auf krankhafte Veränderungen zurück, die eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Zelle umwandeln.

    Gemäß den aktuellen Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft ist bei Männern die häufigste Krebsart mit jährlich rund 63.000 Erkrankungen Prostatakrebs. Bei Frauen ist dies Brustkrebs mit jährlich rund 70.000 Erkrankungen. Danach folgen Darmkrebs, Lungenkrebs, Harnblasenkrebs und Magenkrebs.

    Eine Form der Krebstherapie ist die Operation. Voraussetzung ist die frühzeitige Erkennung des Tumors. Neue Techniken wie Laserchirurgie und Endoskopie ermöglichen schonendere Operationen als noch vor Jahren.

    Die Chemotherapie ist die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei werden Stoffe verwendet, die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen.

    Die molekularbiologische oder auch zielgerichtete Krebstherapie ist ein junger Ansatz bei der Behandlung von Krebs. Während die Chemotherapie eher unspezifisch wirkt und auch gesunde Zellen schädigt, können durch neue Wirkstoffe Krebszellen zielgenau angegriffen werden.

    Bei bösartigen Tumoren kommt häufig auch die Strahlentherapie zum Einsatz. Vorwiegend wird Gammastrahlung, Röntgenstrahlung oder Elektronenstrahlung verwendet.

    Etwa zwei Drittel aller Krebserkrankungen werden durch Nikotinsucht, falsche Ernährung und Risikofaktoren in der Umwelt hervorgerufen. Neben gesunder Ernährung und Sport gilt ganz allgemein „bewusstes Leben“ als eine gute Methode der Krebsprävention.

    Das kalifornische Unternehmen "Grail" will künftig die Früherkennung von Krebs mittels Bluttest ermöglichen. Eine Blutprobe eines gesunden Menschen soll dabei ausreichen, um vorherzusagen, ob die Gefahr einer Krebserkennung besteht. "Grail" rechnet damit, dass seine "Liquid Biopsy" schon 2019 auf den Markt kommen wird. Laut Regionalfernsehsender RTF1 gehören Amazon-Chef Jeff Bezos und Bill Gates zu den Kapitalgebern des Projekts zur Krebs-Früherkennung.

    Die "Liquid Biopsy", die die Früherkennung von Krebs ermöglichen soll, funktioniert folgendermaßen: Eine Blutprobe wird auf das Erbmaterial von Zellen untersucht. Da jeder Tumor bestimmte Erbgutveränderungen beinhaltet und Erbmaterial aus oder gar ganze Krebszellen ins Blut gelangen, kann mittels DNA-Analyse festgestellt werden, ob sich die spezifische DNA, die Krebs anzeigt, im Blut befindet. So könnten Tumore frühzeitig entdeckt werden.

    Krebs durch Blutprobe erkennen: Kritik von Experten

    Experten sehen das Unterfangen eher kritisch. Peter Lichter, Leiter der Abteilung Molekulare Genetik im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), betont, dass es bislang keine Daten dazu gibt, die belegen, dass Tumor-DNA zuverlässig und frühzeitig im Blut nachgewiesen werden kann.

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    Die Leiterin des Krebsinformationsdiensts des DKFZ, Susanne Weg-Remers, gibt zu bedenken, dass ein Gelingen der "Liquid Biopsy" noch nicht garantiert, dass die Lebensqualität Betroffener dadurch verbessert oder ihre Überlebenszeit verlängert werde.

    Durch Blutprobe wirklich Krebs früher erkennen?

    Ein anderer Kritikpunkt ist die Art der Anwendung. Holger Sültmann, Leiter der Arbeitsgruppe Krebsgenomforschung im DKFZ, glaubt nicht, dass Bluttests auf Tumor-DNA für die Früherkennung eingesetzt werden wird. Stattdessen sieht er die Zukunft dieser Technik in der Beobachtung des Therapieverlaufs bei diagnostizierten Krebserkrankungen.

    Die Effektivität eines Medikaments könnte so überprüft und dadurch flexibel auf Veränderungen der Krebszellen reagiert werden. Er hofft, durch Blutproben das wirksamste Medikament für die individuelle Erkrankung an Krebs finden zu können. sh

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