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Frisch gekürter Preisträger gestorben: Der Nobelpreis-Anruf erreichte Ralph Steinman nie

Frisch gekürter Preisträger gestorben

Der Nobelpreis-Anruf erreichte Ralph Steinman nie

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    Ralph Steinman.
    Ralph Steinman. Foto: Archiv

    Göran Hansson beschert Forschern normalerweise den Anruf ihres Lebens. Doch in diesem Jahr konnte der Sekretär des Nobelpreiskomitees für Medizin keinen der drei Preisträger telefonisch erreichen, bevor er ihre Namen der Welt verkündete. Was er nicht wusste: Einer der drei neuen Medizin-Nobelpreisträger war drei Tage zuvor gestorben.

    Während der kanadische Immunologe Ralph Steinman nicht mehr von der Ehre erfahren durfte, die ihm fast 40 Jahre nach seiner Entdeckung einer für die Immunabwehr wichtigen Zelle zuteil wurde, ist das Nobelpreiskomitee durch den Fauxpas in eine verzwickte Lage geraten. Denn der Preis wird gemäß den Statuten nicht posthum verliehen. Es sei denn der Preisträger stirbt zwischen der Bekanntgabe und der Verleihung im Dezember. Das war bereits einmal geschehen, als der Wirtschaftsnobelpreisträger William Vickrey 1996 nur wenige Tage nach der Bekanntgabe starb.

    Dieser Fall ist noch nie vorgekommen

    Ob Steinman der Nobelpreis aberkannt werden muss, war zunächst nicht klar. "Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, das so etwas noch nie vorgekommen ist", sagte die Sprecherin der Nobelstiftung Annika Pontikis. Hansson erklärte, nachdem er die Nachricht von Steinmans Tod erhalten hatte, das Komitee überprüfe noch einmal die Regeln.

    Steinman hat die Hälfte des mit zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotierten Preises zuerkannt bekommen, der Amerikaner Bruce Beutler und der Franzose Jules Hoffmann sollten sich die andere Hälfte teilen. "Das ist eine unglaublich traurige Nachricht", sagte Hansson. "Wir können nur bedauern, dass er nicht mehr die Möglichkeit hatte, die Nachricht zu bekommen, dass er den Nobelpreis gewonnen hat."

    Steinman starb am 30. September im Alter von 68 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er habe sich während seiner Krankheit mit einer Immuntherapie behandeln lassen, die auf seiner jetzt mit dem Nobelpreis geehrten Entdeckung der dendritischen Zelle beruhte, teilte die Rockefeller University in New York, mit. Dort leitete Steinman zuletzt das Zentrum für Immunologie und Immunkrankheiten. Auch die Universität habe erst am Montag vom Tod Steinmans erfahren, hieß es in einer Erklärung. Seine Tochter Alexis erklärte, ihr Vater hätte sich von der Verleihung des Nobelpreises geehrt gefühlt. Er habe sein ganzes Leben der Arbeit und der Familie gewidmet. dapd/AZ

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