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Forschung: Labor-Burger aus Stammzellen präsentiert: "Fast wie Fleisch"

Forschung

Labor-Burger aus Stammzellen präsentiert: "Fast wie Fleisch"

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    Wissenschaftler haben erstmals eine Frikadelle aus Stammzellen von Rindern hergestellt. Bei einem Testessen am Montag in London hat der Fleischklops aus dem Labor allerdings gemischte Kritiken bekommen. "Es ist ein Anfang, auf den wir aufbauen können", sagte Projektleiter Mark Post, nachdem der Hamburger gebraten und verköstigt worden war. "Es ist fast wie Fleisch, es ist nicht so saftig, aber die Konsistenz ist perfekt", sagte Ernährungswissenschaftlerin und Testesserin Hanni Rutzler. Beim Internetdienst Twitter wurde vor allem darüber diskutiert, dass der über 250 000 Euro teure Burger noch nicht fettig genug sei.

    Burger aus dem Labor soll Welthunger stillen

    Die Wissenschaftler von der niederländischen Universität Maastricht sind der Ansicht, Fleisch aus dem Labor könne dabei helfen, weltweit Lebensmittel-Mangel zu stoppen und den wachsenden Hunger auf Fleisch zu stillen. Bis zum Jahr 2050 werde der Fleischkonsum weltweit um rund 73 Prozent anwachsen. Zudem könne die Tierzucht begrenzt und damit gegen den Klimawandel vorgegangen werden, so die Forscher. Diese verschlinge mehr landwirtschaftliche Fläche, Wasser und Getreide als die Gewinnung irgendeines anderen Lebensmittels für den Menschen, argumentiert Post. Die Tierzucht belaste die Umwelt auch durch hohe Treibhausgas-Emissionen.

    Kunstfleisch aus Stammzellen: in zehn Jahren Normalität?

    Für das Fleisch entnahmen die Forscher Muskelstammzellen von Rindern und vermehrten diese im Labor. Daraus wuchsen mehrere Zentimeter lange Muskelstränge. Rund 20 000 davon sind für eine 140-Gramm-Frikadelle nötig. Die Stammzellen können den Rindern etwa durch Biopsie entnommen werden. In zehn bis zwanzig Jahren könne mit der kommerziellen Produktion begonnen werden, glauben die Forscher.

    Kritik an der Retorten-Frikadelle: "Lieber Fleischkonsum reduzieren"

    Kritiker betonen hingegen, langfristig sei es besser, den Fleischkonsum zu reduzieren - dieser sei ohnehin viel zu hoch. Statt technischer Lösungen müsse die weltweite Verteilung von Lebensmitteln verbessert werden, sagte Tara Garnett von der Universität Oxford dem Sender BBC. "Wir haben die Situation, dass 1,4 Milliarden Menschen weltweit übergewichtig und fettsüchtig sind, und gleichzeitig 1 Milliarde Menschen hungrig ins Bett gehen. Das ist einfach falsch und inakzeptabel." Zudem müsse nicht nur mehr, sondern auch besseres Essen zu den Menschen gelangen, die es brauchten.

    Labor-Fleisch könnte gegen Tierquälerei und Umweltverschmutzung helfen

    Auch die Kochbuchautorin und Fachjournalistin Sybil Kapoor erklärte, die Entwicklungen seien mit Vorsicht zu genießen. "Je weiter man sich von einer normalen, natürlichen Ernährung entfernt, desto mehr Risiken gehen die Menschen mit Blick auf Gesundheits- und andere Probleme ein", sagte sie der BBC. Die Tierschutzorganisation Peta betonte hingegen, im Labor entstandenes Fleisch könne gegen Tierquälerei und Umweltverschmutzung helfen.

    Post arbeitet seit etwa 2008 an dem kultivierten Rindfleisch. Derzeit kommt das Geld von einem privaten Spender, dessen Namen die Uni nicht nannte. Medien berichteten, es handle sich um Google-Mitbegründer Sergey Brin. (AZ/dpa)

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