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Fettsäuren: Gute Fette, schlechte Fette: Das Gehirn mag nicht alles

Fettsäuren

Gute Fette, schlechte Fette: Das Gehirn mag nicht alles

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    Zu viel gesättigte Fettsäuren in der Nahrung führen zu erhöhten Blutzuckerwerten und einer verschlechterten Insulinwirkung
    Zu viel gesättigte Fettsäuren in der Nahrung führen zu erhöhten Blutzuckerwerten und einer verschlechterten Insulinwirkung Foto: Franziska Koark dpa

    Der Konsum von tierischen Fetten kann die Gehirnfunktion und den Schlaf verändern. Zu diesem Schluss kommen Untersuchungen der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen an Mäusen und Menschen, über die die Klinik kürzlich berichtete. Danach führt eine erhöhte Aufnahme von Milchfett, das vor allem gesättigte Fettsäuren enthält, zu erhöhten Blutzuckerwerten, einer verminderten Gehirnaktivität und weniger Bewegung.

    Fette mit viel gesättigten Fettsäuren erhöhen Diabetesrisiko

    Dies sei bei einer vergleichbaren Aufnahme von Rapsöl, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, nicht der Fall, heißt es. Die Forscher weisen darauf hin, dass Fette, die einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthalten, das Diabetesrisiko erhöhen sowie die Hirnleistung reduzieren.

    Die gute Verfügbarkeit von Lebensmitteln mit einer hohen Energiedichte wird heute – zusammen mit körperlicher Inaktivität – als eine der Hauptursachen für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 angesehen, so die Klinik. Neben der Gesamtfettaufnahme werde der Fettqualität eine entscheidende Rolle beigemessen. In der Arbeitsgruppe von Privatdozentin Dr. Anita Hennige von der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen wurde in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung untersucht, wie sich eine kaloriengleiche Aufnahme von Rapsöl oder Milchfett auf den Blutzuckerspiegel, die körperliche Aktivität sowie die Aktivität des Gehirns auswirkt.

    Wie Hennige gegenüber unserer Zeitung erklärte, erhielten im Rahmen dieser Untersuchung insgesamt 24 Probanden, in drei Gruppen aufgeteilt, über drei Monate hinweg täglich entweder 500 Gramm fettarmen Joghurt beziehungsweise die gleiche Menge Joghurt, der entweder mit 40 Gramm Milchfett oder 40 Gramm Rapsöl angereichert war. In der Gruppe, die den fettarmen Joghurt erhielt, habe man keine Veränderungen gesehen. Auch in der Gruppe, die den Zusatz von Rapsöl bekam, wurden keine negativen Effekte beobachtet. Anders bei der Gruppe, die den mit Milchfett angereicherten Joghurt gegessen hatte: Bei dieser Gruppe war die Hirnaktivität messbar reduziert.

    Zu viel gesättigte Fettsäuren in der Nahrung erhöhen Blutzuckerwerte

    Dies betraf den Angaben zufolge vor allem Gehirnregionen, die für das Sättigungsgefühl, das Gedächtnis und das Bewegungsverhalten verantwortlich sind. Ernährungswissenschaftlerin Dr. Tina Sartorius aus Henniges Arbeitsgruppe hatte zuvor schon in Mäusestudien nachweisen können, dass zu viel gesättigte Fettsäuren in der Nahrung zu erhöhten Blutzuckerwerten und einer verschlechterten Insulinwirkung im Gehirn führen und stellte fest: „Diese übergewichtigen Mäuse zeigen ein reduziertes Bewegungsverhalten, eine Beeinträchtigung der Gehirnaktivität und ein verändertes Schlafmuster. Dahingegen führen ungesättigte Fettsäuren zu keinen Veränderungen im Blutzuckerprofil, obwohl auch diese Mäuse übergewichtig sind. Sie bleiben dennoch körperlich aktiv und haben keinen gestörten Schlaf.“

    Beim Menschen konnte das Forscherteam nun ähnliche Effekte nachweisen. Obwohl die Fettmenge, die die Probanden über Joghurt, der mit Milchfett oder Rapsöl angereichert war, für drei Monate aufnahmen, zu gering war, um Veränderungen im Körpergewicht oder Blutzucker hervorzurufen, war die Gehirnaktivität bei denen, die vermehrt gesättigte Fettsäuren gegessen haben, reduziert. Auswirkungen auf das Schlafverhalten wurden in dieser Studie nicht untersucht. Dies soll jedoch in Folgeuntersuchungen geschehen, in denen die Forscher die kurzfristigen Effekte der Fettaufnahme unter die Lupe nehmen. Diese Studien, so Hennige, seien derzeit im Gange. Zudem seien Untersuchungen geplant, ob die Effekte der Fette reversibel, also umkehrbar seien, sprich, ob eine Umstellung der Ernährung negative Wirkungen wieder vollständig zum Verschwinden bringt.

    Zusammenfassend, so Hennige, kann man sagen, dass zu viel Fett in der Nahrung immer zu Übergewicht führt. Allerdings, so die Expertin, wirken sich nur gesättigte Fettsäuren, wie sie vor allem in tierischen Fetten enthalten sind, negativ auf den Blutzucker, die Gehirnaktivität und die körperliche Bewegung aus, was dann zu einer weiteren Gewichtszunahme führt. „Man sollte darauf achten, welche Art von Fett man sich zuführt und eher zu pflanzlichem Fett tendieren, wenn man die Wahl hat“, empfiehlt die Internistin, Endokrinologin und Diabetologin.

    Aus ernährungsphysiologischer Sicht handelt es sich bei Rapsöl um ein äußerst wertvolles Speiseöl, da es einen hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren, aber auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthält und besonders arm an gesättigten Fettsäuren ist. Milchfett, ein tierisches Fett, besteht dagegen zum größten Teil aus gesättigten Fettsäuren, Hauptbestandteil ist hier die Palmitinsäure. Gesättigte Fettsäuren führen zu einer minimalen Entzündung im Gehirn, erläutert Hennige, und diese „Mikroinflammation“ beeinträchtige die Hirnfunktion. Dies sei bei ungesättigten Fettsäuren nicht der Fall. Zudem würden ungesättigte Fettsäuren für die Hirnstruktur benötigt. (AZ)

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