Allein im 14. Jahrhundert tötete die Pest etwa 50 Millionen Menschen, auch heute noch ist das gefährliche Bakterium auf der Welt im Umlauf. Was so viele Menschen das Leben kostete, war ursprünglich ein relativ harmloser Darmkeim, wie Wissenschaftler von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago herausgefunden haben. Wyndham Lathem und seine Kollegen berichten von ihren genetischen Analysen und Versuchen rund um die Pest in der Fachzeitschrift "Nature Communications".
Die Pest ist noch nicht ausgerottet
Die Pest - "Schwarzer Tod" im Mittelalter, Gefahr bis heute
Die Infektionserkrankung Pest wird erstmals im 6. Jahrhundert im Mittelmeerraum nachgewiesen.
Der Erreger Yersinia pestis tötet allein in den folgenden 200 Jahren mehr als 25 Millionen Menschen.
Die Krankheit tritt in verschiedenen Formen auf: Die Beulenpest wird durch einen Floh, die Lungenpest wird mit der Atemluft von Mensch zu Mensch übertragen.
Folge der Infektion ist die Pestsepsis mit Verwirrtheit, Fieber, Lethargie, Nierenversagen, Milz- und Lebervergrößerungen.
Zwischen 1347 und 1352 sterben an der als «Schwarzer Tod» bekannten Pandemie in Europa zig Millionen Menschen.
1894 wird das Bakterium entdeckt.
Heutzutage sind bei früher Diagnose die Heilungschancen durch Antibiotika hoch.
Die Weltgesundheitsbehörde WHO zählt jährlich 1000 bis 2000 Pestfälle.
Das Darmbakterium Yersinia pseudotuberculosis kann harmlose Krankheiten im Verdauungstrakt auslösen. Irgendwann hat der Keim sich allerdings weiterentwickelt - und begann, "eine fulminante Lungenentzündung zu verursachen", wie die Forscher schreiben. Sie gehen davon aus, dass der Keim durch einen Genaustausch mit anderen Darmbakterien ein Plasmid erhielt und somit zum Yersinia pestis wurde. Eine weitere Mutation des Pesterregers führte schließlich dazu, dass sich die Lungenentzündung auf andere Organe ausbreiten konnte - und die Pest zum vielleicht tödlichsten Erreger der späten Antike und des Mittelalters wurde.
Eine der großen Erkenntnisse der Forscher ist, dass Yersinia pestis folglich erst eine Lungenentzündung auslösen konnte und erst später durch den Befall von Lymphknoten zur Beulenpest wurde. Bisher war die umgekehrte Reihenfolge vermutet worden. Laut Lathem ist besonders erstaunlich, dass schon nur ein kleines Stück DNA zu einer so dramatischen Mutation führen kann, wie es bei der Pest der Fall war. Auch heute gibt es noch Pestbakterium. Dank Antibiotika ist der Ausbruch einer großen Pandemie unwahrscheinlich, doch in Afrika gibt es heute noch Hunderte Fälle jährlich. 2013 starben 126 Menschen an der Pest. dpa/sh