Dies geht aus dem neuen Gesundheitsreport der Allianz Deutschland AG und des Rheinisch-Westfälischen Instutits für Wirtschaftsforschung hervor. Demnach verursachen Depressionen pro Jahr einen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 22 Milliarden Euro.
Deswegen würde sich die Behandlung eines depressiven Arbeitnehmers langfristig volkswirtschaftlich lohnen, selbst wenn dieser im Job fehlt. Ein erkrankter Mitarbeiter leiste pro Tag eine halbe bis zu zwei Stunden weniger als ein gesunder Kollege. Das sagte Christian Molt, Vorstandsmitglied der Allianz Privaten Krankenversicherungs-AG am Mittwoch in München
Die direkten Krankheitskosten beziffern sich nach dem Report auf 5,2 Milliarden Euro, dazu kommen Erwerbs- und Arbeitsunfähigkeit. Die Gesamtsumme für die Volkswirtschaft belaufe sich auf 15,5 bis 22 Milliarden Euro.
Langfristig würde sich deswegen die Behandlung einer Depression - trotz des Fehlens des Arbeitnehmers - volkswirtschaftlich lohnen, sagte der Depressionsforscher Florian Holsboer. Der Direktor des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie sprach sich für eine personalisierte Medizin aus: Jede Depression müsse als eigene Krankheit mit einer eigenen Therapie behandelt werden.
Holsboer sagte, dass Depression kein neues Phänomen sei, sondern schon in der Bibel beschrieben werde. "Noch nie hat eine Generation so wenig gearbeitet wie die jetzige", sagte Holsboer. Doch die kleinere Gruppe derer, die immer mehr und länger arbeiten, sei einem größeren Risiko ausgesetzt. Depressionen treiben laut dem Wissenschaftler jährlich etwa 14.000 Menschen in den Selbstmord - Dunkelziffer eingeschlossen.
In dem Report heißt es, die Depression sei Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die Depression 2030 die Herz-Kreislauf-Erkrankungen als am häufigsten diagnostizierte Krankheit ablösen.
Holsboer klagte, "Immer noch wird die Depression viel zu oft nicht oder zu spät erkannt und somit nicht oder zu spät behandelt." Heute erfolge nur noch jede zehnte Einweisung in psychiatrische Kliniken durch einen Psychiater. Der Experte betonte, eine Depression habe nichts mit einem Burnout zu tun. Burnout sei eben "in", weil man die Ursache dann nicht bei sich selbst suche, sondern die Schuld auf die Kollegen schieben könne. dpa