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Ehrungen: Das (zu) lange Warten auf den Nobelpreis

Ehrungen

Das (zu) lange Warten auf den Nobelpreis

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    Die Nobelpreis-Medaille mit dem Konterfrei von Alfred Nobel: Mit der Bekanntgabe der Auszeichnung für Medizin beginnt heute in Stockholm der  diesjährige Reigen der Nobelpreise.
    Die Nobelpreis-Medaille mit dem Konterfrei von Alfred Nobel: Mit der Bekanntgabe der Auszeichnung für Medizin beginnt heute in Stockholm der  diesjährige Reigen der Nobelpreise. Foto: Berit Roald, dpa

    Mit der Bekanntgabe der Auszeichnung für Medizin beginnt heute in Stockholm der  diesjährige Reigen der Nobelpreise. Am Dienstag wird die 

    Der mit besonderer Spannung  erwartete Träger des Friedensnobelpreises wird am Freitag in Oslo  verkündet. Am Montag kommender Woche wird der Nobelpreis für  Wirtschaftswissenschaften bekannt gegeben. Der Termin für die  Bekanntgabe des Literatur-

    Wie nützlich eine wissenschaftliche Entdeckung ist, stellt sich oft erst viele Jahre später heraus. Umgekehrt sind manche Erfindungen im Rückblick sogar schädlich, in die zuvor große Hoffnungen gesetzt wurden. Entsprechend knifflig ist jedes Jahr aufs Neue die Entscheidung der schwedischen Nobelpreis-Jury für Physik, Chemie und Medizin, welche Wissenschaftler auf den Forschungsthron zu setzen sind. Schließlich könnte sich die Wahl einmal als gar nicht mehr nachvollziehbar erweisen. Dann riskiert die Jury ihren guten Ruf.

    Von der Entdeckung bis zum Nobelpreis: Das kann 50 Jahre dauern

    Von der Entdeckung bis zum Nobelpreis - "es gibt Beispiele, wo das mehr als 50 Jahre gedauert hat", erzählt der Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik, Lars Brink. Der russische Forscher Witali Ginsburg (1916-2009) bekam die Auszeichnung 2003 für "bahnbrechende Arbeiten in der Theorie über Supraleiter und Supraflüssigkeiten", die er in den 50er Jahren geleistet hatte. Der Inder Subrahmanyan Chandrasekhar (1910-1995) musste nach seinen Entdeckungen über weiße Zwerge ebenfalls rund ein halbes Jahrhundert auf den Physiknobelpreis warten. Raymond Davis (1914-2006) nahm den Preis für seine Errungenschaften in der Astrophysik mit 88 Jahren entgegen.

    Die Nobelpreise und Alfred Nobel

    Die Nobelpreise werden seit 1901 vergeben. Die Auszeichnungen werden gestiftet von Alfred Nobel. Ein Erfinder und Industrieller der von 1833 bis 1896 gelebt hat.

    Die Auszeichnung soll "als Preis denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben".

    Es gibt fünf Nobelpreise: Physik, Chemie, Physiologie/Medizin, Literatur und den Friedensnobelpreis.

    Der Friedensnobelpreis wird in Norwegens Hauptstadt Oslo verliehen, die anderen Preise in Stockholm vom schwedischen König.

    Es gibt noch einen etwas umstrittenen Nobelpreis: den von der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel gestifteten Preis für Wirtschaftswissenschaften.

    Bekannte deutsche Nobelpreisträger sind: Gustav Stresemann, Willy Brandt, Albert Einstein, Max Planck, Wilhelm Conrad Röntgen, Robert Koch, Hermann Hesse und Thomas Mann.

    Ein Zitat von Alfred Nobel über seinen Sprengstoff und eine Friedensaktivistin: "Vielleicht werden meine Fabriken die Kriege schneller beenden als Deine Friedenskongresse, denn wenn sich zwei gleich starke Armeen gegenseitig in einer Sekunde vernichten können, werden alle zivilisierten Nationen davor zurückschrecken und ihre Truppen auflösen."

    Dabei hatte Alfred Nobel in seinem Testament festgelegt, dass diejenigen den Preis bekommen sollten, "die im abgelaufenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben". Dass Nobelpreise erst einige bis viele Jahre nach der Entdeckung vergeben werden, ist aber kein neues Phänomen. Auch der erste Physiknobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) bekam die begehrte Auszeichnung erst sieben Jahre nachdem er die gleichnamigen Strahlen entdeckt hatte.

    Es gibt auch Gegenbeispiele: Zwei amerikanische Forscher mit chinesischen Wurzeln, Chen Ning Yang and Tsung-Dao Lee, entdeckten 1956, dass der Paritätssatz nicht bei allen physikalischen Phänomenen erfüllt ist, wofür sie gleich im Jahr darauf mit dem Nobelpreis für Physik geehrt wurden. Die Regel seien aber etwa 20 Jahre, sagt der Vorsitzende des Nobelkomitees für Chemie, Sven Lidin. "Die Wissenschaft ist ein sehr konservatives Spiel - und es braucht Zeit, bis man die volle Bedeutung einer neuen Entdeckung verstehen kann. Es gibt eine Inkubationszeit, bevor die wissenschaftliche Gemeinschaft begreift, dass etwas bedeutend ist."

    Nicht alle Nobelpreis-Vergaben sind nachvollziehbar

    Deshalb heißt es meist erst einmal: Ruhig angehen lassen, um später nichts bereuen zu müssen. Schließlich gab es in der Geschichte der Nobelpreise auch Vergaben, die heute nicht mehr unbedingt nachvollziehbar sind. Zum Beispiel die an den portugiesischen Neurologen Antonio Egas Moniz im Jahr 1949, der ein Verfahren entwickelt hatte, mit dem er psychisch Kranke heilen wollte. Der Eingriff veränderte ihre Persönlichkeit jedoch bisweilen drastisch, schreibt Heinrich Zankl in seinem 2005 erschienenen Buch "Nobelpreise". "Der dänische Pathologe Grib Fibiger wurde für die Entdeckung eines krebserregenden Parasiten ausgezeichnet, die sich später als kompletter Irrtum erwies."

    "Mit den Jahren sind wir sehr vorsichtig geworden", sagt Brink. "Man kann den Preis keiner theoretischen Entdeckung geben, die nicht belegt ist." Das gilt auch als ein Grund dafür, dass der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking noch keinen Nobelpreis in seinem Regal stehen hat. "Er hat in der Theorie einige wichtige Entdeckungen gemacht, von denen wir alle glauben, dass sie richtig sind - aber wir müssen sicher sein, dass sie stimmen", sagt Brink. Hawkings Theorien wie die, das schwarze Löcher - riesige, extrem massereiche Objekte im Kosmos - unter bestimmten Umständen Energie verlieren, seien extrem schwierig zu überprüfen. "Das ist unglücklich, (...) aber wir können nichts dagegen tun."

    300 bis 400 Kandidaten für drei Nobelpreise

    Für die drei wissenschaftlichen Nobelpreise, die in diesem Jahr zwischen dem 7. und 9. Oktober vergeben werden, sind regelmäßig 300 bis 400 Kandidaten nominiert. "Viele große Entdeckungen werden nicht prämiert. Man muss auch ein wenig Glück haben", sagt Lidin. Ausgesprochenes Pech hatte in dieser Hinsicht der norwegische Meteorologe Vilhelm Bjerknes (1862-1951), der zwar mehr als 50 Mal für einen Nobelpreis nominiert wurde, ihn aber nie bekam, wie Zankl schreibt. Ähnlich oft sei der deutsche Physiker Friedrich Paschen (1865-1947) für den Preis vorgeschlagen worden - und immer leer ausgegangen.

    Besonders traurig ist aber die Geschichte des kanadischen Immunforschers Ralph Steinman. Er war drei Tage, bevor die Nobel-Jury ihn 2011 als Preisträger im Bereich Medizin verkündete, gestorben. Die Juroren erfuhren erst nach der Zuerkennung von seinem Tod - und verliehen erstmals seit 50 Jahren einen Nobelpreis posthum. dpa/afp

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