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EHEC: Verdacht gegen Sprossen erhärtet sich bisher nicht

EHEC

Verdacht gegen Sprossen erhärtet sich bisher nicht

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    Sprossen im Verdacht - doch die Zweifel mehren sich.
    Sprossen im Verdacht - doch die Zweifel mehren sich.

    Bei den verdächtigen Gemüsesprossen  eines Gartenbaubetriebes in Niedersachsen konnte zunächst kein EHEC  nachgewiesen werden. Die bisher untersuchten 23 von 40 untersuchten  Proben seien frei von dem Darmkeim gewesen, teilte das  niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Montag in Hannover  mit. Die Sprossen aus dem Betrieb in Bienenbüttel waren  nach einer  Überprüfung der Lieferwege in Verdacht geraten, möglicherweise  Ursprung der Darminfektionen zu sein.

    Nierenarzt: Patienten erinnern sich nicht an Sprossenverzehr

    Sprossengemüse ist bei den EHEC-Patienten der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bisher nicht als mögliche Infektionsquelle in Verdacht geraten. "Ich habe heute morgen mit zwei Patienten gesprochen, die sich nicht daran erinnern können, Sprossen gegessen zu haben", sagte der MHH-Nierenspezialist Jan Kielstein am Montag.

    Dioxin-Hühnchen und gepanschtes Speiseöl - Lebensmittelskandale in Europa

    GIFTÖL: Mehr als 1200 Menschen starben 1981, nachdem sie gepanschtes spanisches Speiseöl zu sich nahmen. Das Rapsöl, das in Frankreich zu industriellen Zwecken hergestellt worden war, wurde in Spanien als Speiseöl verkauft. Mehr als 20.000 Menschen erlitten Vergiftungen durch das Öl, das mit Anilin verseucht war. Nach dem Skandal brachen die Verkaufszahlen für Olivenöl drastisch ein und erholten sich erst zwei Jahre später wieder.

    BSE: Die Rinderseuche BSE wurde 1986 erstmals bei Kühen in Großbritannien nachgewiesen und breitete sich in ganz Europa aus. Auf dem Höhepunkt der Krise verhängte die Europäische Union 1996 ein Exportverbot für britisches Rindfleisch. Forscher hatten zuvor nachgewiesen, dass der Verzehr von BSE-belastetem Fleisch zur neuen Variante der tödlich verlaufenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen führen kann. Durch die Krankheit, an der in Großbritannien 170 Menschen starben, wird das Gehirn nach und nach wie ein Schwamm durchlöchert.

    DIOXINHÜHNCHEN: 1999 wurde das krebserregende Dioxin in belgischem Hühnerfutter nachgewiesen. Geflügel und Eier aus belgischer Produktion wurden europaweit aus den Ladenregalen verbannt, was die Geflügelindustrie in eine schwere Krise stürzte. Belgien führte daraufhin ein Frühwarnsystem für verunreinigte Futtermittel ein. Als Konsequenz aus dem Skandal wandten sich viele Verbraucher von Eiern und Geflügel aus Massentierhaltung ab.

    VOGELGRIPPE: Vier Jahre nach dem Dioxinskandal ging erneut die Angst vor Geflügelfleisch um. Verantwortlich war die Vogelgrippe, die 2003 in Asien auftrat. Das H5N1-Virus, das die Krankheit auslöst, befällt vor allem Vögel, kann aber auch auf den Menschen übertragen werden und schwere Atemwegsinfektionen auslösen. Mehr als 240 Menschen starben an der Krankheit.

    EHEC: Nach den großen Fleischskandalen ist es nun Gemüse, das für die Verbreitung des lebensgefährlichen Darmkeims EHEC verantwortlich gemacht wird. Zunächst galten spanische Gurken als Quelle des Keims. Inzwischen werden die Erreger in Sprossen, also Gemüsekeimlingen, vermutet. Allein in Deutschland starben bislang mehr als zwanzig Menschen an der EHEC-Epidemie.

    Bei der Aufnahme in die Klinik werden die Patienten, die sich mit dem aggressiven Darmkeim infiziert haben, ausführlich nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. "Das Wort Sprossen ist dort nie explizit in Erscheinung getreten", sagte der Mediziner. Das niedersächsische Verbraucherministerium hatte am Sonntag vor dem Verzehr von Sprossen gewarnt, weil sie möglicherweise den lebensbedrohlichen EHEC-Keim übertragen.

    Regierung: Auch andere EHEC-Quellen als Sprossen möglich

    Auch nach der Warnung vor Sprossen in Niedersachsen steht anderes Gemüse weiter unter EHEC-Verdacht. Derzeit sei kein Nachweis erbracht, ob es sich bei den Sprossen um die einzige wahrscheinliche Quelle handele, sagte der Sprecher von Agrarministerin Ilse Aigner (CSU), Holger Eichele, am Montag in Berlin.

    Auch gebe es noch keinen Nachweis, dass tatsächlich die Sprossen des Hofes in Niedersachsen EHEC-Quelle seien. Aus Sicht des Ministeriums sei dies aber "sehr plausibel"; auch das Ministerium rate vom Verzehr von Sprossen ab. Das Aigner-Ressort habe die Länderbehörden gebeten, bundesweit schwerpunktmäßig Produzenten von Sprossen zu überprüfen.

    Nun gehe es darum, Lieferketten und Kundenlisten des betroffenen Hofs auszuwerten. Alle Produkte des Herstellers seien unverzüglich vom Markt genommen worden.

    Das Robert Koch-Institut (RKI) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) halten weiter an der Warnung vor rohen Gurken, Tomaten und Salat insbesondere in Norddeutschland fest, wie Eichele betonte. Aigner wollte um 16.15 Uhr die Öffentlichkeit zur Lage informieren und zwar gemeinsam mit BfR-Präsidenten Andreas Hensel und dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. AZ/dpa

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