Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

EHEC: Das Bakterium breitet sich weiter aus

EHEC

Das Bakterium breitet sich weiter aus

    • |
    Noch ist die Herkunft des Durchfall-Keims EHEC unklar. dpa
    Noch ist die Herkunft des Durchfall-Keims EHEC unklar. dpa

    EHEC - der Keim ist heimtückisch, kann bleibende Schäden hinterlassen, und er verbreitet sich schnell. Immer mehr Menschen in Deutschland erleiden Darmerkrankungen, weil sie sich mit EHEC-Keim angesteckt haben. Die nackten Zahlen: Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa waren am Mittwoch mehr als 600 Fälle registriert, von denen aber noch nicht alle bestätigt sind - am Dienstag waren es noch etwa 460. Die Zahl der besonders schweren Krankheitsverläufe mit blutigem Durchfall und Nierenversagen ist laut RKI auf mindestens 140 gestiegen. Mindestens zwei Frauen starben an dem Erreger.

    Die Einschätzungen der Experten geht derweil auseinander. Derzeit erlebe Deutschland den stärksten je registrierten EHEC-Ausbruch, sagte der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, am Mittwochabend. Es gebe so viele Erkrankte pro Woche wie sonst in einem Jahr. Zwei Drittel der Betroffenen seien Frauen. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) nannte die Ausbreitung "besorgniserregend".

    Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe hingegen hält die Ausbreitung des EHEC-Keims für beherrschbar. "Wenn die  Bürger jetzt die Hygiene-Empfehlungen einhalten, dann kann die  schnelle Verbreitung des EHEC-Bakteriums gestoppt werden. Ich gehe  davon aus, dass das gelingen wird", sagte Hoppe der "Rheinischen  Post". Für die Versorgung der  Kranken sieht Hoppe das Land demnach gut gerüstet.

    Aber gilt das auch für andere Länder? Wegen der EHEC-Welle in Deutschland könnte bald europaweit die Alarmstufe 1 ausgerufen werden. Dies sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im EU-Parlament, Jo Leinen (SPD), der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der gefährliche EHEC-Erreger auch auf andere EU-Länder überspringt." Bei der Alarmstufe 1 werden alle EU-Staaten aufgerufen, Maßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerungen einzuleiten, hieß es.

    EHEC: Auf Tomaten und Salat verzichten

    Bei der Suche nach der Ursache für die EHEC-Ausbreitung haben Spezialisten vom (RKI)  eine Studie erstellt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Vorsorglich sollte man auf rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate aus Norddeutschland komplett verzichten. Die Studie wurde am Mittwochabend veröffentlicht. Aussagewert hat sich vor allem für Hamburg.

    Die Wissenschaftler haben versucht, den Weg des Keims zu entschlüsseln. Mithilfe seitenlangen Fragebögen bei betroffenen Patienten kamen die Wissenschaftler zu der Erkenntnis, dass die Patienten häufiger rohe Tomaten, Blattsalate und Salatgurken gegessen hatten. Doch ob nur ein oder mehrere Gemüse mit EHEC in Verbindung stehen, ist noch nicht geklärt. Außerdem könnten auch in andere Lebensmittel in Frage kommen.

    Bahr: "Bin optimistisch"

    Daniel Bahr (FDP) vom Gesundheitsressort der Bundesregierung zeigte sich zuversichtlich, dass das RKI bald Erfolg hat. "Ich bin optimistisch, dass die Mitarbeiter der Robert Koch-Instituts schnell die Ursache finden können", sagt Bahr. Dann wäre alles einfacher - Infektionswege könnten unterbrochen, die Quelle vielleicht sogar schnell zum Versiegen gebracht werden.

    RKI-Chef Reinhard Burger meinte, wenn leicht verderbliche Waren verantwortlich für die Krankheitsfälle wären, die schon alle aufgegessen sind, wäre die Quelle damit ja wohl bereits versiegt. "An sich muss das jetzt abfallen, das kann nicht weitergehen", sagt Burger. Doch gilt das laut RKI nur dann, wenn nun ein Verursacher-Lebensmittel gefunden wird oder es sich eben um ein Lebensmittel von kurzer Haltbarkeit handelt.

    Gemüsebauern: Auf Gemüse kommt grundsätzlich keine Gülle

    Auch die bayerischen Gemüsebauern rätseln über den Ursprung des gefährlichen EHEC-Erregers. "Die Branche rätselt", sagte Anton Offenberger, der Geschäftsführer des Erzeugerrings Knoblauchsland, der Nachrichtenagentur dpa. Das Knoblauchsland im Norden von Nürnberg ist das größte zusammenhängende Gebiet für Gemüseanbau im Freistaat. Doch die Gemüsebauern gerieten zu Unrecht unter Verdacht: Dass es immer wieder heißt, Gülle als Dünger für Gemüse könne den lebensbedrohlichen Darmkeim übertragen, sei "abstrus", betonte Offenberger. "Das Gemüse würde ein Ausbringen von Gülle doch gar nicht aushalten, das macht keiner." Auf Gemüsekulturen werde grundsätzlich keine Gülle - also Ausscheidungen von Nutztieren - verteilt, versicherte er. Mit Gülle gedüngt würden normalerweise nur Getreide- oder Maisfelder sowie Grünland.

    Auch in Bayern sind bereits Menschen am EHEC-Keim  erkrankt.

    (afp, dapd, dpa, AZ)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden