Es ist eine Entwicklung, die irgendwie absehbar war: Seit dem 1. Dezember kann man im Internet auch einen Arzt konsultieren . Die Online-Arztpraxis "DrEd.com" ist seitdem auch in Deutschland verfügbar. Das Prinzip: Ein Patient geht online, beantwortet per Formular einige Fragen und erhält dann von den in London praktizierenden Online-Ärzten Jasper Mordhorst und Sebastian Winkler eine Diagnose.
Kosten für das Verschreiben von Medikamenten
Der Besuch der sogenannten Sprechstunde und der Diagnose ist kostenfrei, für eine eventuelle Behandlung, das Verordnen von Medikamenten oder Laboruntersuchungen fallen aber Kosten an. Die Praxisgebühr entfällt jedoch selbstverständlich.
Im Programm haben die beiden deutschen Mediziner bislang Sprechstunden zu Impotenz, Haarwuchs, Verhütung, Akne, Geschlechtskrankheiten oder Malariaprophylaxe.
Ferndiagnose nicht erlaubt
Möglich ist die Online-Arztpraxis durch EU-Recht, nach dem es möglich ist, dass sich Patienten ihren Arzt europaweit aussuchen dürfen. Und da in Großbritannien die Ferndiagnose nicht verboten ist, können die Online-Ärzte ihre Dienste auch hierzulande anbieten. In Deutschland ist die Ferndiagnose dagegen nicht erlaubt, da "DrEd.com" jedoch eine britische Firma ist, ist sie rechtlich legal.
Ein großes Problem mit den Online-Ärzten haben viele deutsche Mediziner. Die Deutsche Bundesärztekammer schießt gleich scharf: "Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient - die Grundlage jeder Behandlung - kann nur aufgrund eines persönlichen Kontakts geschaffen werden. Diagnose und Behandlung allein über das Internet können nicht im Interesse des Patienten sein." Daher sehe man das Angebot "äußerst skeptisch". "DrEd.com" könne zwar ärztliches Handeln unterstützen, sei aber kein Instrument, um ärztliche Kompetenz zu ersetzen.
Vorwurf: Manche Rezepte teurer
In der Kritik stehen außerdem die Kosten. Der Vorwurf: "DrEd.com" berechne Kosten, die der Patient beim Hausarzt nicht bezahlen müsse. Manche Rezepte seien teurer als in einer normalen Hausarztpraxis. Außerdem könne es passieren, dass Patienten bewusst falsche Angaben machten, um an Medikamente zu kommen. Was im Falle einer Fehldiagnose passiert, ist noch nicht geklärt.
Derzeit scheint das Portal von Interessenten überlaufen zu werden. Jeder Versuch, auch nur auf die Startseite zu kommen, scheiterte bislang an einem überlasteten Server. (AZ)