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Forschung: Die Urzeit-Garnele hatte den Durchblick

Forschung

Die Urzeit-Garnele hatte den Durchblick

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    Die Urzeit-Garnele Anomalocaris besaß wohl die größten und schärfsten Augen, die es je gegeben hat.
    Die Urzeit-Garnele Anomalocaris besaß wohl die größten und schärfsten Augen, die es je gegeben hat. Foto: Illustration: Katrina Kenny & University of Adelaide dpa

    Das größte Tier der Urzeitmeere jagte schon vor mehr als 500 Millionen Jahren mit Hilfe leistungsfähiger Komplexaugen - Augen, die aus Tausenden von Einzellinsen zusammengesetzt waren. Das belegt ein jetzt in Südaustralien entdecktes Fossil eines Anomalocaris, eines rund einen Meter langen Meeresbewohners aus der Zeit des Kambrium.

    Es zeigt, dass Anomalocaris zwei gestielte Augen von jeweils zwei bis drei Zentimeter Größe besaß. Jedes dieser Augen bestand aus jeweils 16.700 Einzellinsen, wie Abdrücke der Linsenoberfläche im Gestein zeigen. Damit gehörten diese Augen zu den größten Komplexaugen im Tierreich, wie die Forscher im Fachmagazin "Nature" berichten. (doi: 10.1038/nature10689)

    "Die Augen von Anomalocaris können sich mit den besten und schärfsten Komplexaugen moderner Insekten messen", schreiben John Paterson von der University of New England im australischen Armidale und seine Kollegen. Aus der Anordnung der Einzellinsen und ihrem Winkel zueinander schließe man, dass das Urzeitraubtier sehr scharf sehen konnte - wahrscheinlich sogar besser als die meisten heute lebenden Gliedertiere.

    Anomalocaris besaß einen gegliederten Körper mit lappenähnlichen Fortsätzen, die ihn zu einem sehr guten Schwimmer machten. Die Entdeckung der leistungsfähigen Augen dieses Tieres bestätige nun, dass Anomalocaris ein hoch mobiler, auf Sicht jagender Räuber des Meeres gewesen sei, schreiben die Forscher. Die Position der Augen auf Stielen seitlich vorn am Kopf habe es dem Tier zusätzlich erleichtert, seine Beute aufzuspüren und zu verfolgen.

    Wettrüsten im Urzeit-Ökosystem

    Nach Ansicht der Forscher könnten große, scharfsichtige Raubtiere wie Anomalocaris im Urzeitmeer einen starken Einfluss auf das gesamte damalige Ökosystem gehabt haben. "Ihre Existenz beschleunigte wahrscheinlich das Wettrüsten zwischen Räubern und Beute", schreiben Paterson und seine Kollegen.

    Gejagt von den Raubtieren mussten die Beutetiere immer neue Strategien und Fähigkeiten entwickeln, um zu überleben. Im Gegenzug mussten auch die Raubtiere sich an diese neuen Strategien anpassen und sich ebenfalls weiterentwickeln. Dieses bis heute anhaltende Wechselspiel gilt als einer der treibenden Faktoren für die Evolution. Im Ozean des Kambrium habe Anomalocaris wahrscheinlich für erheblichen Anpassungsdruck bei seiner Beute gesorgt und damit die Evolution vorangetrieben, meinen die Forscher.

    Komplexaugen belegen Verwandtschaft mit Gliedertieren

    Der neue Fund hilft auch dabei, die bisher offene Stellung von Anomalocaris im Stammbaum der Tiere zu klären. "Die neu entdeckten Fossilien liefern zwingende Belege für die enge Beziehung der Anomalocariden zu den Gliedertieren", schreiben Paterson und seine Kollegen. Denn Komplexaugen gelten als typisch für die heutigen Insekten und andere Gliedertiere. Die Forscher schlagen daher vor, die Urzeiträuber als Seitenzweig im Stammbaum der Gliedertiere einzuordnen.

    Urzeit-Garnelen waren bis zu 1,20 Meter groß

    Dass schon die Anomalocariden diesen Augentyp besaßen, zeige zudem, dass diese Sehorgane früher in der Evolution entstanden als bisher angenommen. "Das Komplexauge entwickelte sich sogar vor den harten Außenskeletten", sagen die Forscher. Denn trotz ihrer Größe von bis zu 1,20 Metern besaßen die Anomalocariden weder ein Knochengerüst noch ein hartes Außenskelett. dapd

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