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Die Friedensnobelpreisträgerinnen: Nobelpreis an Rebellinnen und furchtlose Kämpferinnen

Die Friedensnobelpreisträgerinnen

Nobelpreis an Rebellinnen und furchtlose Kämpferinnen

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    Die liberianische Menschenrechtlerin Leymah Gbowee, Tawakkul Karman (32) aus dem Jemen und die liberianische Staatschefin Ellen Johnson Sirleaf (72) haben am Freitag den Friedensnobelpreis 2011 zuerkannt bekommen.
    Die liberianische Menschenrechtlerin Leymah Gbowee, Tawakkul Karman (32) aus dem Jemen und die liberianische Staatschefin Ellen Johnson Sirleaf (72) haben am Freitag den Friedensnobelpreis 2011 zuerkannt bekommen. Foto: dapd: Lisa Poole/Hani Mohammed/Olivier Asselin

    Das norwegische Nobelpreis-Komitee sprach den renommierten Preis am Freitag der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, der liberianischen Aktivistin Leymah Gbowee und der jemenitischen Journalistin Tawakkul Karman zu. Die Drei erhalten den Preis "für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und für die Rechte von Frauen für volle Teilnahme an friedensbildender Arbeit".

    Tawakkul Karman: Eine "Rebellin" wird zum Aushängeschild des arabischen Frühlings

    Als erste arabische Frau wurde die jemenitischen Journalistin Tawakkul Karman mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Sie gilt als das Aushängeschild des arabischen Frühlings und wurde vom norwegischen Komitee für ihr "führende Rolle" im "Kampf für die Frauenrechte und für die Demokratie und den Frieden im Jemen" gewürdigt.

    Schon 2005 hatte Karman die Gruppe "Journalistinnen ohne Ketten" gegründet. Als der arabische Frühling mit den Umsturzbewegungen in Ägypten und Tunesien begann, forderte Karman in SMS-Nachrichten zu Protesten auch im Jemen auf. Ende Januar wurde sie kurzzeitig  festgenommen, im März schlug sie in der jemenitischen Hauptstadt  Sanaa auf dem Platz des Wandels ihr Zelt auf.

    Karman verbucht ihren Friedensnobelpreis als "Sieg der Revolution" im Jemen und feiert die "Anerkennung der internationalen  Gemeinschaft" für diese Revolution. Vor Jahren verschleierte sie ihr Gesicht noch ganz, so wie die meisten Frauen im Jemen. Inzwischen trägt sie nur noch ein farbiges Kopftuch.

    Die Journalistin wurde 1979 in der Provinz Taes im Süden Jemens geboren. Sie ist studierte Politikwissenschaftlerin und Mutter dreier Kinder. Einer ihrer größten persönlichen Erfolge besteht darin,  dass sie auch ihren anfangs noch skeptischen Vater für den arabischen Frühling gewonnen hat.

    Leymah Gbowee: Furchtlose Kämpferin für die Rechte der Frauen in Liberia

    Die liberianische Friedensaktivistin Leymah Gbowee wurde für ihre Furchtlosigkeit im Kampf für die Frauenrechte in dem vom Bürgerkrieg geplagten afrikanischen Staat mit den Nobelpreis geehrt. Sie führte unter anderem eine Gruppe an, die als "Frauen in Weiß" bekannt wurde. Ihre Assistentin Bertha Amanor beschrieb Gbowee als eine "Kriegerin, die sich hervorwagt, wo andere sich nicht trauen würden".

    Gbowee führte die Frauen, deren weiße Kleidung die Hoffnung auf Frieden symbolisierte, bei einem Protestmarsch direkt vor das Rathaus von Monrovia. "Wir, die Frauen von Liberia, werden es nicht länger zulassen, dass wir vergewaltigt, misshandelt, verstümmelt und getötet werden", rief sie. "Unsere Kinder und Enkel werden nicht als Tötungsmaschinen und Sexsklaven eingesetzt!"

    Die Friedensaktivistin ist ausgebildete Trauma-Helferin für die Behandlung von ehemaligen Kindersoldaten, die bei den Streitkräften des früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor kämpften. Außerdem ist sie Gründungsmitglied und frühere Koordinatorin des Women in Peacebuilding Program/West African Network for Peacebuilding (WIPNET/WANEP).

    2009 gewann Leymah Gbowee den Profile in Courage Award für ihr Engagement für die Frauenrechte in Liberia. Sie arbeitet in der ghanaischen Hauptstadt Accra als Direktorin der Organisation Women Peace and Security Network Africa. Laut der Website der Organisation wurde sie 2007 mit einem Blauen Band der Harvard-Universität ausgezeichnet. Sie hielt sich am Freitag dem Vernehmen nach in den USA auf.

    Ellen Johnson Sirleaf: Erste gewählte Staatschefin Afrikas

    Mit Ellen Johnson Sirleaf erhielt eine weitere Liberianerin den Friedensnobelpreis. Die 72-Jährige ist seit 2006 die erste gewählte afrikanische Staatschefin und trug dazu bei, das von Bürgerkriegen geplagte Land Liberia wieder zu einem friedlichen, demokratischen Staat zu machen. Die Wirtschaftsexpertin gehört zu den wenigen Frauen in Afrika, die in der Politik schon vor Jahrzehnten eine Rolle spielten.

    Johnson Sirleaf studierte an der amerikanischen Elite-Universität Harvard, leitete die Afrika-Geschäfte der CitiBank und arbeitete in leitender Position bei den Vereinten Nationen und der Weltbank. Von ihren Anhängern wird sie meist nur liebevoll "Ma Ellen" genannt. Sie ist überzeugt, dass Frauen eine andere Politik machen: "Ich bin froh, dass ich eine Frau bin. Denn ich glaube, dass ich dadurch eine andere Sicht der Dinge mitbringe", sagte Johnson Sirleaf, deren Großvater ein deutscher Händler war, einmal.

    Nach ihrer Rückkehr aus den USA wurde sie in den frühen 70er-Jahren in der Politik aktiv: Zuerst als Staatssekretärin, dann als Finanzministerin. Als sich 1980 Samuel Doe als Militärherrscher an die Macht putschte, ging Johnson Sirleaf ins Exil nach Kenia.

    1989 unterstützte sie für kurze Zeit den Aufstand des Rebellen Charles Taylor gegen den Diktator Doe. Später bereute sie es. Der von Taylor begonnene Krieg kostete bis 2003 rund 250.000 Menschen das Leben. 1997 kandidierte Johnson Sirleaf gegen Taylor, unterlag aber deutlich. Erst nach dessen erzwungenem Rücktritt im August 2003 schlug ihre Stunde: Sie unterstützte die Übergangsregierung von Gyude Bryant, gewann die Präsidentenwahl Ende 2005 und übernahm eines der ärmsten Länder der Welt.

    Am kommenden Dienstag bewirbt sie sich bei den Wahlen in Liberia um eine zweite Amtszeit. dpa/dapd/AFP/AZ

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