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Diabetes mellitus: Änderung des Lebensstils hilft bei Typ-2-Diabetes

Diabetes mellitus

Änderung des Lebensstils hilft bei Typ-2-Diabetes

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    Leben mit Diabetes: immer die Insulin-Spritze sowie das Blutzucker-Messgerät. Eine Veränderung des Lebensstils kann bei Diabetes für eine gewisse Zeit helfen.
    Leben mit Diabetes: immer die Insulin-Spritze sowie das Blutzucker-Messgerät. Eine Veränderung des Lebensstils kann bei Diabetes für eine gewisse Zeit helfen.

    Wer einmal an Diabetes leidet, hat sein ganzes Leben damit zu tun - das ist die vorherrschende Meinung. Wissenschaftler der kanadischen McMaster University versuchten, mit einer Studie das Gegenteil zu beweisen, was ihnen zumindest teilweise gelang. Im "Journal of Clinic Endocrinology & Metabolism" veröffentlichten sie ihre Ergebnisse zur Therapie von Diabetes Typ 2.

    So kann eine Lebensstil-Veränderung gegen Diabetes Typ 2 helfen

    Oft seien nicht zwingend Medikamente ausschlaggebend im Kampf gegen Diabetes Typ 2, auch eine Veränderung des Lebensstils kann zum Erfolg führen. Das bewiesen die Forscher in ihrem Versuch. Die Pilotstudie wurde gefördert von dem Verband Diabetes Canada und dem kanadischen Population Health Research Institute.

    Dafür wählten die Wissenschaftler 83 Diabetiker aus, teilten sie in drei Gruppen ein und beobachteten diese über einen Zeitraum von 52 Wochen. Eine der Gruppen erhielt eine achtwöchigen Behandlung mit regelmäßiger Beratung, einem personalisierten Trainings- und Essensplan, oraler Medikation und Insulin. Die zweite Gruppe erhielt dieselbe Kur über 16 Wochen und die dritte Gruppe erhielt eine herkömmliche Diabetes-Behandlung. Nach dieser Intervention unterbrachen die Teilnehmer die Medikation und wurden darin bestärkt, mit Veränderungen des Lebensstils weiterzumachen.

    Das sind die Krankheiten Diabetes Typ 1 und Typ 2

    Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch einfach nur Diabetes oder auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Die beiden wichtigsten Formen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes.

    Woher kommt der Name Zuckerkrankheit? Tatsächlich sind die ersten Diagnosen von Diabetes mellitus mithilfe einer Geschmackprobe des Urins erstellt worden. Der Harn von Diabetikern weist einen erhöhten Blutzuckerspiegel und somit einen süßlichen Geschmack auf.

    Die Überzuckerung des Blutes - der sogenannten Hyperglykämie - erfolgt überwiegend aufgrund einer Beeinträchtigung des körpereigenen Insulins, dem Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im menschlichen Körper.

    Diabetes ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden global rund 350 Millionen Menschen unter der Stoffwechselerkrankung. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Betroffene. Damit ist Diabetes eine Volkskrankheit.

    Seit 1998 wird Diabetes mellitus in vier Typen unterteilt: Typ-1-Diabetes (Zerstörung speziell der Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse, meist absoluter Insulinmangel), Typ-2-Diabetes (unterschiedliche Kombinationen von Insulinresistenz, Hyperinsulinismus, relativem Insulinmangel, Sekretionsstörungen), andere spezifische Diabetes-Typen und Schwangerschaftsdiabetes.

    Diabetes Typ 1: Bei diesem Krankheitstyp handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei zerstört das körpereigene Immunsystem im Rahmen einer als Insulitis bezeichneten Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Dieser Verlust führt zu einem zunehmenden Insulinmangel. Erst wenn ca. 80 – 90 Prozent der Betazellen zerstört sind, manifestiert sich der Typ-1-Diabetes.

    Der Insulinmangel bei Typ-1-Diabetes bewirkt, dass die insulinabhängigen Zellen und Gewebe nicht mehr in der Lage sind, Glukose aufzunehmen. Deshalb häuft sich Glukose im Blut an, während es den Zellen als Energielieferant fehlt. Die Glukoseneubildung in der Leber wird allerdings nicht eingeschränkt. Daher steigt der Blutzuckerspiegel. Das wiederum hat zur Folge, dass Körperfett nicht mehr gehalten werden kann und das Blut überschwemmt, bis alle Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst werden. Das Blut wird übersäuert, der Körper verliert Wasser und Nährstoffe.

    Charakteristisch für die Manifestation des Typ-1-Diabetes ist die ausgeprägte Gewichtsabnahme innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen, verbunden mit Austrocknung (Exsikkose), ständigem Durstgefühl, häufigem Wasserlassen, Erbrechen und gelegentlich auch Wadenkrämpfen und Bauchschmerzen. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Sehstörungen und Konzentrationsstörungen kommen hinzu. Kopfschmerzen sind auch nicht ungewöhnlich.

    Die Entstehung von Diabetes Typ 1 ist sowohl genetisch, als auch durch Umweltfaktoren bedingt. Dabei spielen stets mehrere Faktoren eine Rolle. Bisher konnte bei mehr als 50 Genen ein Zusammenhang mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen werden. Die meisten Genveränderungen müssen zusammen mit anderen Veränderungen einhergehen, um eine Erkrankung auszulösen.

    Beim Typ-1-Diabetes muss das fehlende Hormon Insulin künstlich in Form von Insulinpräparaten zugeführt werden. Das Ziel dieser Insulintherapie ist nicht die Heilung von Typ-1-Diabetes, sondern Ersatz des fehlenden körpereigenen Insulins. Deshalb muss die Therapie kontinuierlich bis ans Lebensende durchgeführt werden. Eine Therapie zur Heilung ist bisher nicht verfügbar.

    Bei Typ-2-Diabetes ist Insulin zwar im Körper vorhanden, kann aber an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken: Es handelt sich um eine Insulinresistenz. In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse dies durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die überhöhte Insulinproduktion aber nicht mehr aufrechterhalten und somit den Blutzuckerspiegel nicht mehr kontrollieren. Ein Typ-2-Diabetiker produziert viel mehr körpereigenes Insulin als der Stoffwechselgesunde, doch aufgrund einer hohen Insulinresistenz steigt der Blutzucker dennoch an; später kommt es über einen relativen Mangel in einigen Fällen zu einem absoluten Insulinmangel.

    Noch in den 1990er Jahren hatte der Diabetes-Typ-2 verharmlosend den Beinamen Altersdiabetes, weil er in der Regel erst im höheren Lebensalter auftrat. Allerdings wird der Diabetes Typ 2 auch bei immer mehr jüngeren Menschen diagnostiziert. Es handelt sich wie bei Typ 1 um eine multifaktoriell ausgelöste Erkrankung, wobei an erster Stelle der Ursachen das Übergewicht steht. Dessen Einfluss wird durch die Gene und mögliche weitere Faktoren verändert. Insbesondere übermäßiges Bauchfett um innere Organe wie Leber oder Bauchspeicheldrüse, verursacht durch eine fett- und zuckerlastige Ernährung, gilt als Risikofaktor.

    Viele Typ-2-Diabetiker haben jahrelang keine fassbaren Symptome. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes geht der Typ-2-Diabetes eher selten mit einer Gewichtsabnahme und nur bei massiv erhöhten Blutzuckerwerten mit vermehrtem Wasserlassen und Durstgefühl einher. Häufig bestehen zu Beginn unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Sehstörungen und Infektneigung wie z. B. häufige Blasenentzündungen, bei Männern wiederholt auftretende Entzündungen der Eichel und/oder der Vorhaut mit möglicher Ausbildung einer sekundären Phimose.

    Da diese Symptome sehr unspezifisch sind, wird die Diagnose häufig erst nach Jahren durch Zufall gestellt.

    Beim Typ-2-Diabetes kann die erhöhte Insulinresistenz u. a. durch Gewichtsabnahme und vermehrte Bewegung verringert werden. Der Blutzucker sinkt bei jedem Patienten, der Übergewicht abbaut, prozentual im Mittel deutlicher als der Blutdruck. Etwa die Hälfte aller neu diagnostizierten Diabetiker erreichen durch eine Gewichtsabnahme von 10 kg eine Remission (normaler Nüchternblutzucker). Diese Erkenntnisse legen übergewichtigen Diabetikern eine umfassende Lebensstiländerung nahe, was allerdings eine hohe Motivation erfordert und für viele Patienten schwer zu realisieren ist.

    Für die Wirksamkeit der Lebensstiländerung zur Verhinderung eines Diabetes mellitus Typ 2 gibt es eine Vielzahl von Studien. Diese zeigen aber auch, dass Patienten die Einnahme von Medikamenten eher akzeptieren als eine Veränderung des Lebensstils.

    Die Teilnehmer, die ihren Lebensstil veränderten, wiesen eine deutliche Verbesserung ihres Krankheitsbildes auf - sowohl acht als auch 16 Wochen nach Beginn des Experiments. Als sie allerdings zwölf Wochen nach der Studie noch einmal untersucht wurden, stellten die Wissenschaftler fest, dass die Erfolge gegen Diabetes Typ 2 nachließen.

    In Deutschland gibt es viele Diabetiker

    In Deutschland leben mehr Menschen mit Diabetes als bisher geschätzt: Inzwischen leidet rund jeder zehnte Bundesbürger mit einer gesetzlichen Krankenversicherung an der chronischen Stoffwechselerkrankung, heißt es in einer neuen Analyse für den Versorgungsatlas, die nun veröffentlicht wurde.

    Diabetes Typ 2 kann sich laut einer Studie bereits durch eine Veränderung des Lebensstils verbessern.
    Diabetes Typ 2 kann sich laut einer Studie bereits durch eine Veränderung des Lebensstils verbessern. Foto: Symbolfoto: Kaulfersch

    Danach ist der Anteil der Diabetiker zwischen 2009 und 2015 von 8,9 auf 9,8 Prozent gestiegen. Bisherige Schätzungen gingen von 7 bis 9 Prozent Diabetikern in Deutschland aus. AZ, dpa

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