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Diabetes Typ 1 und 2: Diabetes: Leben mit der Zucker-Krankheit

Diabetes Typ 1 und 2

Diabetes: Leben mit der Zucker-Krankheit

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    Die Zahl der Diabetiker steigt. Dabei erkranken in Ostdeutschland deutlich mehr Menschen daran an als im Westen, wie eine Studie zeigt.
    Die Zahl der Diabetiker steigt. Dabei erkranken in Ostdeutschland deutlich mehr Menschen daran an als im Westen, wie eine Studie zeigt. Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)

    In Deutschland leben mehr Menschen mit Diabetes als bisher geschätzt: Inzwischen leidet rund jeder zehnte Bundesbürger mit einer gesetzlichen Krankenversicherung an der chronischen Stoffwechselerkrankung, heißt es in einer neuen Analyse für den Versorgungsatlas.

    Während Diabetes Typ 2 als "Wohlstandskrankheit" wahrgenommen wird, gleicht Diabetes Typ 1 einem Schicksalsschlag, denn bei der Autoimmunkrankheit spielen auch Gene eine Rolle.

    Diabetes Typ 1 kann in jedem Alter ausbrechen. Bei welchen Symptomen man hellhörig werden sollte, ob man sein persönliches Risiko senken kann und welche Fortschritte es in der Forschung gibt, darüber haben wir Ende 2016 mit dem Dillinger Diabetologen Dr. Alexander König gesprochen.

    Wie häufig ist Diabetes?

    Das sind die Krankheiten Diabetes Typ 1 und Typ 2

    Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch einfach nur Diabetes oder auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Die beiden wichtigsten Formen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes.

    Woher kommt der Name Zuckerkrankheit? Tatsächlich sind die ersten Diagnosen von Diabetes mellitus mithilfe einer Geschmackprobe des Urins erstellt worden. Der Harn von Diabetikern weist einen erhöhten Blutzuckerspiegel und somit einen süßlichen Geschmack auf.

    Die Überzuckerung des Blutes - der sogenannten Hyperglykämie - erfolgt überwiegend aufgrund einer Beeinträchtigung des körpereigenen Insulins, dem Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im menschlichen Körper.

    Diabetes ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden global rund 350 Millionen Menschen unter der Stoffwechselerkrankung. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Betroffene. Damit ist Diabetes eine Volkskrankheit.

    Seit 1998 wird Diabetes mellitus in vier Typen unterteilt: Typ-1-Diabetes (Zerstörung speziell der Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse, meist absoluter Insulinmangel), Typ-2-Diabetes (unterschiedliche Kombinationen von Insulinresistenz, Hyperinsulinismus, relativem Insulinmangel, Sekretionsstörungen), andere spezifische Diabetes-Typen und Schwangerschaftsdiabetes.

    Diabetes Typ 1: Bei diesem Krankheitstyp handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei zerstört das körpereigene Immunsystem im Rahmen einer als Insulitis bezeichneten Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Dieser Verlust führt zu einem zunehmenden Insulinmangel. Erst wenn ca. 80 – 90 Prozent der Betazellen zerstört sind, manifestiert sich der Typ-1-Diabetes.

    Der Insulinmangel bei Typ-1-Diabetes bewirkt, dass die insulinabhängigen Zellen und Gewebe nicht mehr in der Lage sind, Glukose aufzunehmen. Deshalb häuft sich Glukose im Blut an, während es den Zellen als Energielieferant fehlt. Die Glukoseneubildung in der Leber wird allerdings nicht eingeschränkt. Daher steigt der Blutzuckerspiegel. Das wiederum hat zur Folge, dass Körperfett nicht mehr gehalten werden kann und das Blut überschwemmt, bis alle Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst werden. Das Blut wird übersäuert, der Körper verliert Wasser und Nährstoffe.

    Charakteristisch für die Manifestation des Typ-1-Diabetes ist die ausgeprägte Gewichtsabnahme innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen, verbunden mit Austrocknung (Exsikkose), ständigem Durstgefühl, häufigem Wasserlassen, Erbrechen und gelegentlich auch Wadenkrämpfen und Bauchschmerzen. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Sehstörungen und Konzentrationsstörungen kommen hinzu. Kopfschmerzen sind auch nicht ungewöhnlich.

    Die Entstehung von Diabetes Typ 1 ist sowohl genetisch, als auch durch Umweltfaktoren bedingt. Dabei spielen stets mehrere Faktoren eine Rolle. Bisher konnte bei mehr als 50 Genen ein Zusammenhang mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen werden. Die meisten Genveränderungen müssen zusammen mit anderen Veränderungen einhergehen, um eine Erkrankung auszulösen.

    Beim Typ-1-Diabetes muss das fehlende Hormon Insulin künstlich in Form von Insulinpräparaten zugeführt werden. Das Ziel dieser Insulintherapie ist nicht die Heilung von Typ-1-Diabetes, sondern Ersatz des fehlenden körpereigenen Insulins. Deshalb muss die Therapie kontinuierlich bis ans Lebensende durchgeführt werden. Eine Therapie zur Heilung ist bisher nicht verfügbar.

    Bei Typ-2-Diabetes ist Insulin zwar im Körper vorhanden, kann aber an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken: Es handelt sich um eine Insulinresistenz. In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse dies durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die überhöhte Insulinproduktion aber nicht mehr aufrechterhalten und somit den Blutzuckerspiegel nicht mehr kontrollieren. Ein Typ-2-Diabetiker produziert viel mehr körpereigenes Insulin als der Stoffwechselgesunde, doch aufgrund einer hohen Insulinresistenz steigt der Blutzucker dennoch an; später kommt es über einen relativen Mangel in einigen Fällen zu einem absoluten Insulinmangel.

    Noch in den 1990er Jahren hatte der Diabetes-Typ-2 verharmlosend den Beinamen Altersdiabetes, weil er in der Regel erst im höheren Lebensalter auftrat. Allerdings wird der Diabetes Typ 2 auch bei immer mehr jüngeren Menschen diagnostiziert. Es handelt sich wie bei Typ 1 um eine multifaktoriell ausgelöste Erkrankung, wobei an erster Stelle der Ursachen das Übergewicht steht. Dessen Einfluss wird durch die Gene und mögliche weitere Faktoren verändert. Insbesondere übermäßiges Bauchfett um innere Organe wie Leber oder Bauchspeicheldrüse, verursacht durch eine fett- und zuckerlastige Ernährung, gilt als Risikofaktor.

    Viele Typ-2-Diabetiker haben jahrelang keine fassbaren Symptome. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes geht der Typ-2-Diabetes eher selten mit einer Gewichtsabnahme und nur bei massiv erhöhten Blutzuckerwerten mit vermehrtem Wasserlassen und Durstgefühl einher. Häufig bestehen zu Beginn unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Sehstörungen und Infektneigung wie z. B. häufige Blasenentzündungen, bei Männern wiederholt auftretende Entzündungen der Eichel und/oder der Vorhaut mit möglicher Ausbildung einer sekundären Phimose.

    Da diese Symptome sehr unspezifisch sind, wird die Diagnose häufig erst nach Jahren durch Zufall gestellt.

    Beim Typ-2-Diabetes kann die erhöhte Insulinresistenz u. a. durch Gewichtsabnahme und vermehrte Bewegung verringert werden. Der Blutzucker sinkt bei jedem Patienten, der Übergewicht abbaut, prozentual im Mittel deutlicher als der Blutdruck. Etwa die Hälfte aller neu diagnostizierten Diabetiker erreichen durch eine Gewichtsabnahme von 10 kg eine Remission (normaler Nüchternblutzucker). Diese Erkenntnisse legen übergewichtigen Diabetikern eine umfassende Lebensstiländerung nahe, was allerdings eine hohe Motivation erfordert und für viele Patienten schwer zu realisieren ist.

    Für die Wirksamkeit der Lebensstiländerung zur Verhinderung eines Diabetes mellitus Typ 2 gibt es eine Vielzahl von Studien. Diese zeigen aber auch, dass Patienten die Einnahme von Medikamenten eher akzeptieren als eine Veränderung des Lebensstils.

    Man geht nach relativ aktuellen Zahlen davon aus, dass in Deutschland etwa sieben Prozent der Bevölkerung eine erkannte und behandelte Diabeteserkrankung haben und noch weitere zwei Prozent einen bisher noch nicht entdeckten Diabetes haben, also insgesamt circa neun Prozent der Bevölkerung, wobei es natürlich regionale Unterschiede gibt. Das bedeutet für einen Landkreis wie Dillingen mit rund 95000 Einwohnern, dass geschätzt 8000 bis 9000 Menschen eine

    Was sind die Ursachen der Diabeteserkrankung und welche Formen gibt es?

    Die häufigste Form der Diabeteserkrankung ist der Typ-2-Diabetes, den man früher auch „Altersdiabetes“ genannt hat. Dieser macht 90 Prozent der Diabeteserkrankungen aus. Den Begriff Altersdiabetes hat man aber verlassen, da diese Form im Prinzip schon ab dem Jugendalter auftreten kann, wobei Erkrankungen vor dem 30. Lebensjahr sehr selten sind. Wir sehen aber eine deutliche Zunahme ab dem mittleren Erwachsenenalter. Die Ursache des Typ-2-Diabetes ist eine genetische Veranlagung, die aber über 40 Prozent aller Menschen haben. Diese Veranlagung führt dann im Zusammenhang mit falscher Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sowie zunehmendem Alter zum Ausbruch der Erkrankung.

    Welche Form gibt es noch?

    Die zweithäufigste Form ist der Typ-1-Diabetes. Dieser macht circa fünf Prozent der Diabeteserkrankungen aus und ist eine komplett andere Erkrankung. Hier ist die Ursache eine sogenannte Autoimmunreaktion, bei der der Körper des Betroffenen Abwehrstoffe gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse bildet, wodurch diese zerstört werden. Diese Form der Diabeteserkrankung kann prinzipiell in jedem Lebensalter auftreten, kommt aber am häufigsten schon im Kindes- und Jugendalter sowie im jungen Erwachsenenalter vor. Die restlichen fünf Prozent der Diabeteserkrankungen sind seltene Formen, die man aber erkennen muss, um sie richtig zu behandeln.

    Kann ich durch meine Lebensweise das Risiko senken, die Erkrankung zu bekommen?

    Ja, aber nur beim Typ 2 und einigen selteneren Diabetesformen. Hier sind die Ernährung und Bewegung zentraler und wichtiger Teil der Vorbeugung und auch der Behandlung. Das Auftreten eines Typ-1-Diabetes dagegen ist schicksalhaft und nicht durch Lebensstilfaktoren beeinflussbar.

    Welche Symptome sollten hellhörig werden lassen?

    Die häufigsten Symptome sind häufiges Wasserlassen im Zusammenhang mit viel Durst, Leistungsschwäche und manchmal auch ungewollter Gewichtsabnahme. Sehstörungen sind ebenfalls häufig. Gerade beim Typ-2-Diabetes sind diese Symptome aber oft gering ausgeprägt und manchmal dauert es deshalb Jahre, bis die Erkrankung entdeckt wird.

    Wie wird die Erkrankung behandelt?

    Nicht jede Diabeteserkrankung wird gleich behandelt. Bei allen Formen ist die Schulung des Patienten bezüglich Ernährung, Bewegung und Verhalten im Umgang mit der Erkrankung notwendig. Beim Typ-2-Diabetes kann in der Frühphase der Erkrankung oft mit Tabletten behandelt werden, beim Typ-1-Diabetes muss sofort mit Insulin behandelt werden.

    Welche Fortschritte gibt es in der Forschung?

    In den vergangenen zehn Jahren sind die Fortschritte immens. Für die Behandlung des Typ-2-Diabetes stehen verschiedene neue Medikamente zur Verfügung, die man je nach den individuellen Gegebenheiten des Patienten verwenden kann. Für Patienten mit Typ-1-Diabetes liegt der Schwerpunkt der Forschung auf technischen Möglichkeiten, die die Insulinapplikation und die Blutzuckermessung erleichtern. Zum Beispiel gibt es inzwischen Insulinpumpen, welche gekoppelt an einen Sensor, der in der Haut liegt, teilweise selber die Insulinapplikation steuern können.

    Im Jahr 2015 wurden nach Auskunft des Bayerischen Landesamtes für Statistik im Landkreis mehr als 200 Patienten mit Diabetes im Krankenhaus behandelt. Warum ist das notwendig?

    Zum Glück ist die Diabeteserkrankung eine Erkrankung, die bei den allermeisten Patienten ambulant behandelt werden kann. Gründe, die zur Krankenhauseinweisung führen können, sind schwere Blutzuckerentgleisungen mit sehr hohen oder sehr niedrigen Blutzuckerwerten, die lebensbedrohlich sein können. Häufiger sind Komplikationen oder Begleiterkrankungen sowie Spätfolgen der Diabeteserkrankung. Zum Beispiel ist bei schlecht kontrolliertem Diabetes das Auftreten von schweren Infekten wie Lungenentzündungen oder schweren Harnwegsinfekten gehäuft. Auch das sogenannte diabetische Fußsyndrom, welches häufig über Wunden am Fuß zu Weichteil- und Knocheninfektionen führt, muss häufig stationär behandelt werden, leider auch häufig mit der Folge von Amputationen oder Teilamputationen.

    Welche Spätfolgen sind möglich?

    Die Spätfolgen einer längere Zeit nicht ausreichend behandelten Diabeteserkrankung sind leider häufig und oft furchtbar für die Betroffenen und deren Angehörige. Diabetes ist in Deutschland die häufigste Ursache für Amputationen, für Erblindung und von Dialysepflichtigkeit. Außerdem ist die Erkrankung in Kombination mit anderen Krankheiten wie Bluthochdruck die Ursache von Tausenden von Herzinfarkten und Schlaganfällen. AZ

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