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Diabetes Typ 1: Sensor statt Piekser: Moderne Lösungen für Diabetiker

Diabetes Typ 1

Sensor statt Piekser: Moderne Lösungen für Diabetiker

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    Nie wieder? Schon jetzt können Diabetiker dank technischer Hilfsmittel ohne den ständigen Piekser leben - ganz ohne geht es aber noch nicht.
    Nie wieder? Schon jetzt können Diabetiker dank technischer Hilfsmittel ohne den ständigen Piekser leben - ganz ohne geht es aber noch nicht. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa (Symbolbild)

    In den Finger pieken, Blutzucker messen, überlegen, wie viele Kohlenhydrate in diesem Teller Nudeln stecken und welche Menge Insulin vonnöten ist. Dann das Hormon spritzen - und hoffen, dass man sich nicht verschätzt hat. So oder so ähnlich sieht der Alltag vieler Menschen mit Diabetes Typ 1 aus. Sie benötigen künstliches

    In Deutschland leben mehr als sechs Millionen Menschen mit Diabetes. Ungefähr 300.000 davon haben Diabetes Typ 1 und müssen Insulin spritzen.

    Das sind die Krankheiten Diabetes Typ 1 und Typ 2

    Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch einfach nur Diabetes oder auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Die beiden wichtigsten Formen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes.

    Woher kommt der Name Zuckerkrankheit? Tatsächlich sind die ersten Diagnosen von Diabetes mellitus mithilfe einer Geschmackprobe des Urins erstellt worden. Der Harn von Diabetikern weist einen erhöhten Blutzuckerspiegel und somit einen süßlichen Geschmack auf.

    Die Überzuckerung des Blutes - der sogenannten Hyperglykämie - erfolgt überwiegend aufgrund einer Beeinträchtigung des körpereigenen Insulins, dem Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im menschlichen Körper.

    Diabetes ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden global rund 350 Millionen Menschen unter der Stoffwechselerkrankung. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Betroffene. Damit ist Diabetes eine Volkskrankheit.

    Seit 1998 wird Diabetes mellitus in vier Typen unterteilt: Typ-1-Diabetes (Zerstörung speziell der Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse, meist absoluter Insulinmangel), Typ-2-Diabetes (unterschiedliche Kombinationen von Insulinresistenz, Hyperinsulinismus, relativem Insulinmangel, Sekretionsstörungen), andere spezifische Diabetes-Typen und Schwangerschaftsdiabetes.

    Diabetes Typ 1: Bei diesem Krankheitstyp handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei zerstört das körpereigene Immunsystem im Rahmen einer als Insulitis bezeichneten Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Dieser Verlust führt zu einem zunehmenden Insulinmangel. Erst wenn ca. 80 – 90 Prozent der Betazellen zerstört sind, manifestiert sich der Typ-1-Diabetes.

    Der Insulinmangel bei Typ-1-Diabetes bewirkt, dass die insulinabhängigen Zellen und Gewebe nicht mehr in der Lage sind, Glukose aufzunehmen. Deshalb häuft sich Glukose im Blut an, während es den Zellen als Energielieferant fehlt. Die Glukoseneubildung in der Leber wird allerdings nicht eingeschränkt. Daher steigt der Blutzuckerspiegel. Das wiederum hat zur Folge, dass Körperfett nicht mehr gehalten werden kann und das Blut überschwemmt, bis alle Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst werden. Das Blut wird übersäuert, der Körper verliert Wasser und Nährstoffe.

    Charakteristisch für die Manifestation des Typ-1-Diabetes ist die ausgeprägte Gewichtsabnahme innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen, verbunden mit Austrocknung (Exsikkose), ständigem Durstgefühl, häufigem Wasserlassen, Erbrechen und gelegentlich auch Wadenkrämpfen und Bauchschmerzen. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Sehstörungen und Konzentrationsstörungen kommen hinzu. Kopfschmerzen sind auch nicht ungewöhnlich.

    Die Entstehung von Diabetes Typ 1 ist sowohl genetisch, als auch durch Umweltfaktoren bedingt. Dabei spielen stets mehrere Faktoren eine Rolle. Bisher konnte bei mehr als 50 Genen ein Zusammenhang mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen werden. Die meisten Genveränderungen müssen zusammen mit anderen Veränderungen einhergehen, um eine Erkrankung auszulösen.

    Beim Typ-1-Diabetes muss das fehlende Hormon Insulin künstlich in Form von Insulinpräparaten zugeführt werden. Das Ziel dieser Insulintherapie ist nicht die Heilung von Typ-1-Diabetes, sondern Ersatz des fehlenden körpereigenen Insulins. Deshalb muss die Therapie kontinuierlich bis ans Lebensende durchgeführt werden. Eine Therapie zur Heilung ist bisher nicht verfügbar.

    Bei Typ-2-Diabetes ist Insulin zwar im Körper vorhanden, kann aber an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken: Es handelt sich um eine Insulinresistenz. In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse dies durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die überhöhte Insulinproduktion aber nicht mehr aufrechterhalten und somit den Blutzuckerspiegel nicht mehr kontrollieren. Ein Typ-2-Diabetiker produziert viel mehr körpereigenes Insulin als der Stoffwechselgesunde, doch aufgrund einer hohen Insulinresistenz steigt der Blutzucker dennoch an; später kommt es über einen relativen Mangel in einigen Fällen zu einem absoluten Insulinmangel.

    Noch in den 1990er Jahren hatte der Diabetes-Typ-2 verharmlosend den Beinamen Altersdiabetes, weil er in der Regel erst im höheren Lebensalter auftrat. Allerdings wird der Diabetes Typ 2 auch bei immer mehr jüngeren Menschen diagnostiziert. Es handelt sich wie bei Typ 1 um eine multifaktoriell ausgelöste Erkrankung, wobei an erster Stelle der Ursachen das Übergewicht steht. Dessen Einfluss wird durch die Gene und mögliche weitere Faktoren verändert. Insbesondere übermäßiges Bauchfett um innere Organe wie Leber oder Bauchspeicheldrüse, verursacht durch eine fett- und zuckerlastige Ernährung, gilt als Risikofaktor.

    Viele Typ-2-Diabetiker haben jahrelang keine fassbaren Symptome. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes geht der Typ-2-Diabetes eher selten mit einer Gewichtsabnahme und nur bei massiv erhöhten Blutzuckerwerten mit vermehrtem Wasserlassen und Durstgefühl einher. Häufig bestehen zu Beginn unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Sehstörungen und Infektneigung wie z. B. häufige Blasenentzündungen, bei Männern wiederholt auftretende Entzündungen der Eichel und/oder der Vorhaut mit möglicher Ausbildung einer sekundären Phimose.

    Da diese Symptome sehr unspezifisch sind, wird die Diagnose häufig erst nach Jahren durch Zufall gestellt.

    Beim Typ-2-Diabetes kann die erhöhte Insulinresistenz u. a. durch Gewichtsabnahme und vermehrte Bewegung verringert werden. Der Blutzucker sinkt bei jedem Patienten, der Übergewicht abbaut, prozentual im Mittel deutlicher als der Blutdruck. Etwa die Hälfte aller neu diagnostizierten Diabetiker erreichen durch eine Gewichtsabnahme von 10 kg eine Remission (normaler Nüchternblutzucker). Diese Erkenntnisse legen übergewichtigen Diabetikern eine umfassende Lebensstiländerung nahe, was allerdings eine hohe Motivation erfordert und für viele Patienten schwer zu realisieren ist.

    Für die Wirksamkeit der Lebensstiländerung zur Verhinderung eines Diabetes mellitus Typ 2 gibt es eine Vielzahl von Studien. Diese zeigen aber auch, dass Patienten die Einnahme von Medikamenten eher akzeptieren als eine Veränderung des Lebensstils.

    Bei gesunden Menschen stellen die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse dieses Hormon her. Es wird zum Beispiel ausgeschüttet, wenn der Mensch etwas gegessen hat. Das Insulin schließt die Zellen auf, damit die Kohlenhydrate aus der Nahrung in die Zellen eingebaut werden können. Dadurch sinkt der Zuckerspiegel im Blut.

    Diabetes Typ 1: Neue Techniken erleichtern den Alltag

    Bei Menschen mit Diabetes Typ 1 funktioniert dieses ausgeklügelte System nicht mehr. Ihr Immunsystem richtet sich fälschlicherweise gegen die Inselzellen und zerstört sie. Sind nur noch sehr wenige insulinproduzierende Zellen übrig, muss der Betroffene Insulin spritzen. Das hört sich einfach an, ist aber einigermaßen lästig und kompliziert. Zudem besteht die Gefahr von Fehlern, die zu Über- oder lebensbedrohlichen Unterzuckerungen führen können.

    Ein Stück weit vorbeugen lässt sich dem durch eine kontinuierliche Glukosemessung (CGM). Dafür platziert der Patient mit einer Stechhilfe eine dünne Nadel mit einem Sensor unter der Haut. Alle fünf Minuten misst der Sensor den Zuckerwert im Unterhautfettgewebe, rund um die Uhr. "So sehen die Patienten nicht nur ihren aktuellen Glukosewert, sondern auch, wie er in der Vergangenheit war und wie er sich entwickelt", erklärt Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes-Hilfe. Fällt der Wert zu schnell, muss der Patient etwas essen. Droht eine Überzuckerung, kann er rechtzeitig Insulin nachschießen.

    Neue Technik soll Diabetikern das Leben erleichtern.
    Neue Technik soll Diabetikern das Leben erleichtern. Foto: Jens Kalaene, dpa (Symbolbild)

    Wer auf so ein CGM-System umsteigen möchte, kann sich vom behandelnden Diabetologen beraten lassen. "Es gibt spezielle Schulungen, die Patienten unbedingt in Anspruch nehmen sollten", rät Kröger.

    Blutzuckerspiegel bei Diabetes messen: Sensor für Insulinzufuhr?

    Die Messung des Zuckerspiegels ist aber nur das eine. Wie wäre es, wenn der Sensor auch noch die Insulinzufuhr übernehmen würde? "Viele Typ-1-Diabetiker träumen schon lange von einem Closed-Loop-System", sagt Prof. Hans-Georg Joost, der bis zu seiner Pensionierung wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) war.

    Die Idee: Der Sensor unter der Haut misst nicht nur den Zuckerspiegel, er versorgt den Körper über eine Pumpe auch stets mit der richtigen Menge Insulin. So ein System hält den Blutzuckerspiegel idealerweise Tag und Nacht stabil, was Folgeerkrankungen zum Beispiel an den Augen, Nieren oder Nerven vorbeugt. Außerdem muss der Patient sich nicht mehr ständig Gedanken um Kohlenhydrate und Insulinmenge machen.

    Noch ist das Zukunftsmusik. Allzu lange dauert es aber wohl nicht mehr, bis der Traum in Erfüllung geht: In den USA sind erste Systeme bereits auf dem Markt, in Europa soll es 2018 soweit sein. Experten nennen den Closed Loop übrigens künstliche Bauchspeicheldrüse, weil die Technik von außen die Aufgabe des Organs übernimmt.

    Diabetiker träumen von einem Closed-Loop-System

    Von einem künstlichen Pankreas, wie die Bauchspeicheldrüse in der Fachsprache heißt, träumen auch Ärzte und Wissenschaftler an der Dresdner Uniklinik. Allerdings unterscheidet sich ihr Ansatz erheblich von den Closed-Loop-Systemen, erklärt Barbara Ludwig. Sie arbeitet am einzigen deutschen Zentrum für klinische Inseltransplantation. Dort setzen sie und ihr Team Menschen mit schwerem Diabetes Typ 1, die sich auf herkömmlichem Weg nicht einstellen lassen, Inselzellen von Spendern ein.

    Das können Sie für Ihre Gesundheit tun

    Ernährung: Spinat gilt als Schonkost. Er kann gegen Durchfall und bei Blähungen helfen. Wegen seinem hohen Magnesiumgehalt kann Spinat sogar blutdrucksenkend wirken.

    Ernährung: Bananen sollten Sie lieber nicht auf leeren Magen essen. Der Grund: Der Blutzuckerspiegel steigt schnell an und sinkt dann genauso schnell wieder. Wer keine Zeit hat, sollte deshalb auf nüchternem Magen lieber zu Birnen oder Äpfeln greifen.

    Ernährung: Avocado ist fetthaltig, doch sehr gesund. Sie enthält viel Vitamin A und E. Das ist vor allem für Haare, Knochen und Zähne wichtig.

    Sport: Wer sich regelmäßig bewegt, beugt Herz-Kreislauf Erkrankungen, Diabetes mellitus und Bluthochdruck vor.

    Sport: Bewegung wirkt Wunder für die Gesundheit. Es verändert sich sogar die Gehirnaktivität, so Forscher von der Sporthochschule Köln.

    Sport: Bewegung ist gut, doch zu viel ist ungesund. Experten empfehlen ungefähr 30 Minuten mäßig anstrengende Bewegung pro Tag.

    Psyche: Kurz Pause machen: Genießen Sie das Mittagessen oder die fünf Minuten Kaffeepause. Schauen Sie auch mal kurz aus dem Fenster.

    Psyche: Arbeit sollte nur im Notfall mit nach Hause genommen werden. Meist haben die Dinge auch einen Tag Zeit.

    Psyche: Sie müssen nicht immer erreichbar sein, schalten Sie am Wochenende ruhig mal das Handy aus.

    Um an diese Zellen zu gelangen, benötigt Ludwig allerdings eine komplette gesunde Bauchspeicheldrüse. "Leider gibt es viel zu wenig Spender-Organe", sagt sie. Wissenschaftler überlegen daher schon lange, ob man nicht Inselzellen von anderen Säugetieren nehmen könnte. Das Insulin, das die Zellen von Schweinen produzieren, ist dem des Menschen beispielsweise sehr ähnlich. Setzt man einem Menschen Inselzellen vom Schwein ein, erkennt sein Immunsystem diese jedoch als fremd - und zerstört sie. 

    Dieses Problem versuchen die Dresdner momentan zu lösen. Sie haben ein kleines Kästchen entwickelt, das Inselzellen vor einem Angriff des Immunsystems schützt. Ein Jahr lang produzierten die so verpackten Inselzellen im Bauch eines Diabetes-Patienten zuverlässig Insulin. Nun haben Ludwig und ihre Kollegen den kleinen Bioreaktor mit Inselzellen vom Schwein befüllt und Affen eingesetzt. Auch dieser Test war erfolgreich.

    Diabetes: Eine klinische Studie soll den Fortschritt bringen

    "Ein Vorteil dieser Art künstlicher Bauchspeicheldrüse ist der Ersatz natürlicher Zellen, die Insulin produzieren und gleichzeitig den Blutzucker messen", sagt Ludwig. Gedacht ist der Bioreaktor im ersten Schritt für Menschen, die bisher immer wieder mit schweren Unterzuckerungen zu kämpfen haben. "Bis das Ganze beim Menschen zum Einsatz kommt, wird es aber noch dauern", sagt die Ärztin. Der nächste Schritt ist eine klinische Studie. Ludwig und ihr Team wollen sie noch im Jahr 2017 beantragen. Teresa Nauber, dpa

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