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Corona-Pandemie: Oxford-Studie: Asthma-Spray soll Corona-Patienten helfen

Corona-Pandemie

Oxford-Studie: Asthma-Spray soll Corona-Patienten helfen

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    Experten beurteilen die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Einnahme eines Asthma-Sprays bei Covid-19 als vielversprechend.
    Experten beurteilen die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Einnahme eines Asthma-Sprays bei Covid-19 als vielversprechend. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

    Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Das handelsübliche Asthma-Spray Budesonid kann einer Studie der britischen Oxford-Universität zufolge einen Krankenhaus-Aufenthalt in Folge einer Corona-Erkrankung fast komplett verhindern.

    Budesonid bewahrt 90 Prozent der Corona-Patienten vor einem Krankenhausaufenthalt

    Die Forscher beobachteten in der Studie den Krankheitsverlauf von 139 Corona-Patienten. Die Hälfte von ihnen wurden normal vom Hausarzt versorgt, die andere Hälfte nahm zusätzlich zweimal täglich ein Asthma-Spray mit dem Wirkstoff Budesonid. Die Ergebnisse waren erstaunlich: Während zehn Kranke aus der Kontrollgruppe ins Krankenhaus mussten, wurde nur ein Asthma-Spray-Patient eingeliefert. Zudem waren die Symptome weniger ernst und seltener: Im Schnitt waren die Patienten einen Tag früher gesund. Gleichzeitig waren Fieber und Husten in der Gruppe, die das Spray einnahm, deutlich seltener.

    Dem Forscherteam um den Doktoranden Sanjay Ramakrishnan war aufgefallen, dass Corona-Patienten mit einer Asthma-Vorerkrankung die Infektion überraschend gut verkrafteten, obwohl sie anfangs als Risikogruppe galten. Der Grund dafür sei, dass die meisten von ihnen regelmäßig Asthma-Spray inhalieren, so die Hypothese der Forscher. Dessen Wirkstoff hemmt Entzündungen in der Lunge, die auch für die meisten Beschwerden bei Covid-Erkrankungen verantwortlich sind.

    Laut den Forschern sei allerdings wichtig, dass das Mittel in den ersten sieben Tagen nach Symptombeginn verabreicht wird und noch kein schwerer Verlauf aufgetreten sei. Die Studie ist ein sogenannter "Pre-Print", also noch nicht offiziell veröffentlicht. Zudem wurden vergleichsweise wenige Patienten untersucht. Meist liegt die Zahl der Testpersonen im vierstelligen Bereich. Sobald die Studie von weiteren Experten begutachtet worden ist, soll sie in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht werden.

    Mittel gegen Corona? Mediziner sind von der Wirksamkeit von Budesonid überzeugt

    SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach zeigte sich auf Twitter begeistert: Seiner Meinung nach sei die Studie ein "Game Changer", also ein Mittel, dass die Behandlung von Covid-19 revolutionieren könne. Die Zahlen seien beeindruckend und die Nebenwirkungen gering. Zusätzlich gebe es auch Hinweise darauf, dass das Medikament schwere Nachfolge-Erscheinungen einer Corona-Erkrankung, das sogenannte "Long-Covid", verhindern könne. Er kenne einige Ärzte, die das Medikament bereits an Covid-Patienten geben würden "Ich würde dies als Hausarzt auf Grundlage der vorliegenden Daten auch tun", ergänzte der studierte Mediziner Lauterbach.

    Norbert Suttorp ist ärztlicher Leiter der Pneumologie und Infektiologie an der Berliner Charité, also quasi der oberste Experte für ansteckende Lungenkrankheiten dort. Auch er setzt große Hoffnungen in die neue Therapie: "Die Studie zeigt einen beachtlichen Effekt", sagt er. Allerdings sei sie bisher noch nicht ausreichend, um das Medikament zur Standardtherapie zu machen. "Aber der Effekt ist auf jeden Fall da", glaubt Suttorp. Nun müsse dringend eine Studie mit mehreren tausend Versuchspersonen folgen.

    Wer Budesonid als Mittel gegen das Coronavirus nicht nehmen sollte

    „Es gibt einige wenige Patienten, die das Medikament nicht nehmen dürfen. Das gilt zum Beispiel bei Pilzinfektionen der Lunge oder bei schwerwiegenden Lebererkrankungen" so Suttorp. Für alle anderen sei das Medikament unbedenklich. Zudem sei der Wirkstoff billig und überall auf der Welt verfügbar, auch in armen Ländern. "Wenn sich die Befunde bewahrheiten, dann könnte fast jeder Infizierte das Mittel frühzeitig nehmen. Nicht mehr notwendige Besuche einer Rettungsstelle bedeuten einen großen Gewinn“.

    Ganz neu sind die Ergebnisse aber nicht. In manchen österreichischen Kliniken werden Asthma-Sprays schon länger eingesetzt. Die Ärztin Lisa-Marie Kellermayr schrieb etwa auf Twitter sie habe „hundertfach mit eigenen Augen gesehen“, dass Budesonid helfe.

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