Ohne ihre Forschung wäre die Welt eine andere: Für die Entwicklung der besonders leistungsstarken, allgegenwärtigen Lithium-Ionen-Batterien erhalten drei Materialforscher den diesjährigen Nobelpreis für Chemie.
Der US-Amerikaner John Goodenough, Stanley Whittingham, der Brite und US-Amerikaner ist, und der Japaner Akira Yoshino hätten diese Technik entscheidend mitentwickelt, teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit. Die leichten, wiederaufladbaren und starken Batterien werden vor allem in mobilen Alltagsgeräten eingesetzt, etwa Handys, Laptops, Digitalkameras, E-Bikes und Elektro-Fahrzeugen.
Goodenough, 1922 in Jena als Sohn US-amerikanischer Eltern geboren, ist mit 97 Jahren der älteste Empfänger eines Nobelpreises überhaupt. "Werde 97 und du kannst alles machen", sagte der Physiker, der noch immer an der Universität von Texas in Austin forscht. "Ich fühle mich geehrt und demütig, dass ich den Nobelpreis gewonnen habe."
Der 77-jährige Whittingham, der an der Universität Binghampton (US-Staat New York) arbeitet, erfuhr von dem Preis in Ulm, wo er an einer Konferenz zu Lithium-Batterien teilnahm. "Ich wurde von den Organisatoren ans Telefon geholt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Ein wichtiger Anruf aus Stockholm, hieß es. Da habe ich mir gleich so etwas gedacht."
Lithium-Ionen-Batterien könnten große Mengen an Solar- und Windenergie speichern und machten so eine Welt frei von fossilen Kraftstoffen möglich, teilte die Akademie mit. "Lithium-Ionen-Batterien haben unser Leben revolutioniert, seit sie 1991 auf den Markt kamen", hieß es. "Sie haben die Grundlage gelegt für eine drahtlose, von fossilen Brennstoffen freie Gesellschaft und sind für die Menschheit von größtem Nutzen."
Die Beiträge der drei Preisträger bauen aufeinander auf: Whittingham entwickelte in den 1970er Jahren die erste wiederaufladbare Lithium-Batterie, die jedoch noch anfällig für Explosionen war. Goodenough schuf bis 1980 durch die Verwendung von Lithium-Cobalt-Oxid (LCO) wesentlich leistungsstärkere Batterien. Yoshino (71) entwickelte 1985 das erste kommerziell verwertbare Produkt. "Ich habe irgendwie gerochen, wohin der Trend ging", sagte er. "Man kann sagen, ich hatte einen guten Riecher."
Das Element Lithium ist sehr leicht und äußerst reaktionsfreudig. Die größten Vorkommen weltweit gibt es in Südamerika - im Grenzgebiet von Argentinien, Bolivien und Chile. "Wie fast alles andere hat die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien Folgen für die Umwelt, aber es gibt auch riesige Vorteile für die Umwelt", schreibt das Nobelpreis-Komitee. Als Beispiel nennt es die Entwicklung von sauberen Energietechnologien und Elektro-Fahrzeugen, was den Ausstoß von Treibhausgasen und Feinstaub reduziere.
Der Chemie-Nobelpreis ist derzeit mit umgerechnet rund 830.000 Euro (9 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Die Übergabe findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Seit 1901 wurde der Chemie-Nobelpreis an 180 verschiedene Forscher vergeben. Einer davon, der Brite Frederick Sanger, erhielt ihn zweimal. Unter den Preisträgern waren bislang fünf Frauen, etwa 2011 Marie Curie, die die radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckte, und im vergangenen Jahr die US-Enzymforscherin Frances Arnold.
Am Montag war der Nobelpreis für Medizin Gregg Semenza (USA), William Kaelin (USA) und Peter Ratcliffe (Großbritannien) zuerkannt worden. Sie hatten gezeigt, wie Zellen den Sauerstoffgehalt in ihrer Umgebung wahrnehmen und auf Veränderungen reagieren.
Am Dienstag wurde eine Hälfte des Physik-Nobelpreises den Schweizer Astronomen Michel Mayor (77) und Didier Queloz (53) zugesprochen. Sie hatten den ersten Exoplaneten entdeckt, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist. Die andere Hälfte erhält der kanadisch-amerikanische Kosmologe James Peebles (84) für grundlegende Erkenntnisse zum Universum.
Am Donnerstag folgt die Bekanntgabe der Literatur-Nobelpreisträger. In diesem Jahr werden zwei Autoren geehrt, da der Preis 2018 nach einem Skandal im Jurygremium nicht vergeben worden war. Am Freitag wird der Friedens-Nobelpreisträger benannt. (dpa)