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Chemie-Nobelpreis: Nobelpreisträger revolutionierten Entwicklung von Medikamenten

Chemie-Nobelpreis

Nobelpreisträger revolutionierten Entwicklung von Medikamenten

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    Für ihre wegweisenden Studien zu diesen Andockstellen erhalten zwei US-Amerikaner den Chemie-Nobelpreis. Robert Lefkowitz (l.) und Brian Kobilka.
    Für ihre wegweisenden Studien zu diesen Andockstellen erhalten zwei US-Amerikaner den Chemie-Nobelpreis. Robert Lefkowitz (l.) und Brian Kobilka. Foto: Bertil Enevag Ericson dpa

    Für die bahnbrechende Entschlüsselung der Kommunikation von Körperzellen bekommen zwei US-Amerikaner den Chemie-Nobelpreis 2012. Robert Lefkowitz und Brian Kobilka hatten die Struktur und Funktionsweise einer zentralen Gruppe von Rezeptoren auf der Zellwand entschlüsselt. Die sogenannten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR) sind beispielsweise dafür zuständig, dass Licht vom Auge verarbeitet wird und das Hormon Adrenalin auf die Zellen wirken kann. Diese Rezeptoren seien die Andockstelle für etwa die Hälfte aller Medikamente, betonte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm.

    Erkenntnisse helfen, Nebenwirkungen zu vermeiden

    "Die Rezeptoren ähneln einem Schaltsystem in einem Gebäude", erläuterte Sara Snogerup Linse vom Nobel-Komitee. Sie sorgen nach ihren Worten dafür, dass die Zellen Signale von außen bekommen und darauf reagieren können. "Wie das funktioniert, ist sehr wichtig für die Entwicklung von Medikamenten." Die Erkenntnisse der beiden Forscher helfen, bessere Medizin mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln, wie das Komitee erläuterte.

    Lefkowitz vom Howard Hughes Medical Institute und der Duke-Universität in Durham hat nach eigenen Worten fest geschlafen, als der Anruf aus Stockholm kam. "Ich trage Ohrstöpsel", berichtete der 69-Jährige am Telefon in der Stockholmer Pressekonferenz. Meine Frau hat mich mit dem Ellenbogen angestoßen - und da kam die große Überraschung." Eigentlich habe er zum Friseur gehen wollen. "Das muss ich nun wohl verschieben. Es wird ein völlig verrückter Tag werden."

    Mit knapp einer Million Euro dotiert

    Kobilka hatte seinen Kollegen über das Computernetzwerk Skype kontaktiert. Er sei "sehr aufgeregt und sehr froh", sagte Kobilka von der kalifornischen Stanford-Universität dem schwedischen Radio.

    Die Nobelpreise und Alfred Nobel

    Die Nobelpreise werden seit 1901 vergeben. Die Auszeichnungen werden gestiftet von Alfred Nobel. Ein Erfinder und Industrieller der von 1833 bis 1896 gelebt hat.

    Die Auszeichnung soll "als Preis denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben".

    Es gibt fünf Nobelpreise: Physik, Chemie, Physiologie/Medizin, Literatur und den Friedensnobelpreis.

    Der Friedensnobelpreis wird in Norwegens Hauptstadt Oslo verliehen, die anderen Preise in Stockholm vom schwedischen König.

    Es gibt noch einen etwas umstrittenen Nobelpreis: den von der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel gestifteten Preis für Wirtschaftswissenschaften.

    Bekannte deutsche Nobelpreisträger sind: Gustav Stresemann, Willy Brandt, Albert Einstein, Max Planck, Wilhelm Conrad Röntgen, Robert Koch, Hermann Hesse und Thomas Mann.

    Ein Zitat von Alfred Nobel über seinen Sprengstoff und eine Friedensaktivistin: "Vielleicht werden meine Fabriken die Kriege schneller beenden als Deine Friedenskongresse, denn wenn sich zwei gleich starke Armeen gegenseitig in einer Sekunde vernichten können, werden alle zivilisierten Nationen davor zurückschrecken und ihre Truppen auflösen."

    Die höchste Auszeichnung für Chemiker ist mit umgerechnet 930 000 Euro (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Die Nobelstiftung hatte den Betrag in diesem Jahr um 20 Prozent vermindert, da ihr Kapital im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise geschrumpft war.

    Im vergangenen Jahr hatte Dan Shechtman aus Israel die Auszeichnung für die Entdeckung sogenannter Quasikristalle erhalten, die lange Zeit von der Forschergemeinde für nicht möglich gehalten worden waren. Sie erinnern in der Struktur an mittelalterliche, islamische Mosaike im spanischen Alhambra-Palast.

    Preisträger in Chemie, Physik und Medizin bekanntgegeben

    Am Dienstag hatte die Akademie den Physik-Nobelpreis den Franzosen Serge Haroche und dem US-Forscher David Wineland für Arbeiten zur Quantenphysik zuerkannt. Einen Tag zuvor war der Medizin-Nobelpreis dem Briten John Gurdon und dem Japaner Shinya Yamanaka für ihre Arbeiten zur Verjüngung von erwachsenen Zellen zugesprochen worden.

    Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.  dpa/AZ

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