Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat einen zu hohen Blutdruck. Die meisten sind Sportmuffel, so die Deutsche Hochdruckliga. Dabei sei Bewegungsmangel eine bedeutende Ursache der arteriellen Hypertonie.
„Wer sportlich aktiv ist, kann der Entwicklung einer Hochdruckerkrankung gegensteuern“, sagt Professor Reinhard Ketelhut, Kongresspräsident des 40. Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Hochdruckliga. Menschen mit einer familiären Belastung – etwa wenn die Eltern an Bluthochdruck leiden – sollten im Grundschulalter, besser noch im Kindergartenalter, mit der Prävention beginnen und diese lebenslang fortsetzen. Aber auch Menschen, die bereits erhöhten Blutdruck haben, nutzt Sport. „Sport kann eine gleich gute Wirkung erzielen wie Medikamente“, sagt Ketelhut. „Wer Sport treibt, sein Körpergewicht kontrolliert und auf eine gesunde Ernährung achtet, kann ein bis zwei blutdrucksenkende Wirkstoffe einsparen.“ Die Wirkung von Sport setze allerdings nicht sofort ein.
Blutdruck steigt weniger stark
Wissenswertes zu Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) ist Risikofaktor Nummer eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wiederum sind für die meisten Todesfälle verantwortlich.
Etwa 20 bis 30 Millionen Bundesbürger haben Bluthochdruck.
Im Alter über 65 Jahre ist jeder Zweite davon betroffen.
Nur etwa jeder Zweite weiß von seiner Krankheit.
Nur etwa die Hälfte derjenigen, die von ihrem Bluthochdruck wissen, lässt sich behandeln.
Etwa die Hälfte der Behandelten hat durch die Therapie gute Blutdruckwerte.
Weltweit hat etwa ein Viertel der Bevölkerung einen zu hohen Blutdruck.
Bis zum Jahr 2025 rechnen Experten mit einem Anstieg auf 29 Prozent.
Alle Länder der Welt sind nahezu gleich betroffen; in manchen Ländern werden allerdings nur zehn Prozent der Hypertoniker erfolgreich behandelt. (AZ)
Beharrlichkeit ist gefordert. Wer zwei- bis dreimal die Woche 30 bis 45 Minuten lang trainiert, konnte in einer Studie von Ketelhut den oberen und unteren Blutdruckwert in Ruhe nach drei Jahren um 9/9 mmHg senken. Nach zehn Jahren wurde der Blutdruck trotz einer geringen Gewichtszunahme um 20/11 mmHg gesenkt. Auch unter Anstrengung steigt der Blutdruck bei Trainierten weniger stark an, teilte die Hochdruckliga jetzt mit.
Dabei müssen Betroffene keine Höchstleistungen vollbringen. „Es reicht oftmals schon aus, sich mit moderater Intensität regelmäßig zu bewegen“, erklärt Professor Burkhard Weisser, ebenfalls Kongresspräsident des 40. Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Hochdruckliga, der jetzt in Berlin stattfand. Am günstigsten sind Ausdauersportarten wie Jogging, Radfahren, Walking, Schwimmen oder Skilanglauf.
Bluthochdruck: Auch Krafttraining hilft
Aber auch ein Krafttraining im Fitnesscenter kann eine blutdrucksenkende Wirkung erzielen, die allerdings nach Erfahrung von Ketelhut etwas geringer ausfällt. Menschen mit wenig Zeit raten beide Experten zum hochintensiven Intervalltraining (HIIT), bei dem die Sportler mit kurzen Wiederholungen an ihre Leistungsgrenze gehen. Wie die Ärztezeitung dazu berichtete, wird beim HIIT über kurze Zeit, etwa 30 Sekunden oder eine Minute, mit maximaler Intensität trainiert. Man rennt zum Beispiel so schnell wie möglich. Danach kommt eine Erholungszeit von drei bis fünf Minuten, in der gegangen wird. Beide Intervalle wiederholt der Sportler dann drei- bis viermal pro Trainingseinheit.
Pressatmung sollte vermieden werden, da sie zu Blutdruckspitzen führen kann. Und: Alle Menschen, die an Bluthochdruck leiden, sollten sich vor Beginn des Trainings ärztlich untersuchen lassen, hieß es in Berlin.
Lärm und Luftverschmutzung erhöhen den Blutdruck
Bluthochdruck ist ein stiller Killer