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Beunruhigende Signale: Gefährlicher Supervulkan bei Neapel macht Forschern Sorgen

Beunruhigende Signale

Gefährlicher Supervulkan bei Neapel macht Forschern Sorgen

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    Das undatierte Handout zeigt einen Blick auf die Phlegräischen Felder bei Neapel. Direkt neben der italienischen Millionenstadt liegt ein Supervulkan. Foto: Istinuto Di Vulcanologia dpa
    Das undatierte Handout zeigt einen Blick auf die Phlegräischen Felder bei Neapel. Direkt neben der italienischen Millionenstadt liegt ein Supervulkan. Foto: Istinuto Di Vulcanologia dpa

    Der Supervulkan brodelt. Ein Ausbruch könnte Neapel zerstören und weltweit Folgen haben: Ein

    Veränderte der erste Ausbruch das Weltklima?

    Die Region gilt mit beiden Vulkanen als eine der vulkanisch am meisten gefährdeten Gegenden Europas. Die Phlegräischen (griechisch: brennenden) Felder umfassen Dutzende Eruptionskrater auf 150 Quadratkilometern. Der erste Ausbruch vor rund 34.000 Jahren soll mit denen des Tambora 1815 und des Krakatau 1883 in Indonesien vergleichbar gewesen sein, die das Weltklima veränderten.

    Die aktivsten Vulkane der Welt

    Der Kilauea auf Hawaii ist der aktivste Vulkan der Erde. Er stößt mit Abstand das meiste Magma aus. Zu explosiven Ausbrüchen kommt es aber in der Regel nicht.

    Der Popocatepetl in Mexiko stößt seit 1994 immer wieder Asche und bisweilen auch Lava aus. Zuvor hatte er eine rund 50-jährige Ruheperiode.

    Der Ätna auf der Insel Sizilien gilt als einer der aktivsten Vulkan Europas.

    Der Stromboli auf der gleichnamigen italienischen Insel ist der aktivste Europas.

    Der Vesuv mit seinen derzeit 1281 Metern Höhe ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland, jedoch seit 1944 in einer Ruhephase. Er liegt am Golf von Neapel. Im Jahr 79 n. Chr. verschüttete ein Ausbruch des Vesuvs die Stadt Pompeji.

    Der Mount St. Helens im Grenzgebiet zwischen USA und Kanada gilt als sehr aggressiv und unberechenbar. Spektakulär war sein großer Ausbruch 1980. Im Herbst 2004 brach er wieder aus - ebenso überraschend wie beim Mal davor.

    Schwierig auszusprechen, dennoch in aller Munde: Der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island spuckte im März 2010 kilometerhohe Aschewolken in die Luft und löste damit ein Chaos im weltweiten Flugverkehr aus.

    Der Mount Sinabung auf Sumatra brach im Sommer 2010 eher überraschend aus. Die Eruption des Vulkans, der zuvor 400 Jahre schlief, war rund acht Kilometer weit zu spüren.

    Der Mayon auf den Philippinen liegt rund 330 Kilometer östlich der Hauptstadt Manila. Er brach in den letzten Jahrhunderten immer wieder aus. Besonders folgenschwer war eine Eruption 1993. Dabei starben 79 Menschen.

    Der Nyiragongo mit seinen knapp 3500 Metern Höhe gilt als einer der gefährlichsten Vulkane Afrikas. Er steht im Grenzgebiet zwischen Demokratischer Republik Kongo und Ruanda.

    Der Kelud auf der indonesischen Insel Java brach zuletzt 2014 aus. Mehrere Menschen starben. Bei einem Ausbruch 1990 kamen 30 Menschen um, 1919 kamen mehr als 5000 Menschen um.

    Ein internationales Forscherteam will nun mit Bohrungen erkunden, was im Erdinneren vor sich geht. "Man sieht, dass das Ganze eine gewisse Bewegung zeigt, das ist beunruhigend", sagt der Potsdamer Geowissenschaftler Ulrich Harms, der zu dem Team gehört. Im Juli startete unter Leitung von Giuseppe De Natale vom Osservatorio Vesuviano des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) die erste Bohrung. "In den letzten 40 Jahren gab es Phänomene, die es vorher nicht gab. Wir verfolgen sehr aufmehrsam die Veränderungen", sagt De Natale.

    Auf einem stillgelegten Fabrikgelände im Stadtteil Bagnoli im Westen der Millionenstadt schraubte sich das Bohrgestänge in die Tiefe, zunächst auf rund 200 Meter. Ende November soll es weitergehen bis auf rund 500 Meter. Danach wird über die Tiefe der Hauptbohrung entschieden. Drei Kilometer könnten es werden. Messinstrumente sollen dann im Bohrloch versenkt Bewegungen in der Erde aufzeichnen.

    Vulkan: Was bewirken Bohrungen der Forscher?

    Die Forscher wollen so allgemeine Erkenntnisse über sogenannte Caldera- oder Supervulkane gewinnen, deren Eruptionen zu kesselartigen Einbrüchen führen. "Es gibt weltweit über 100 Calderen, aber wie aktiv sie sind, weiß man nicht. Denn sie brechen nur sehr selten aus, alle paar zehntausend Jahre", sagt Harms. Zugleich sollen die Messungen Hinweise auf die aktuelle Aktivität des Vulkans geben - und somit auf eine mögliche Gefahr für Neapel.

    Das Bohrprojekt stößt bei einigen Bürgern und neapolitanischen Wissenschaftlern auf Kritik. Die Rede ist vom "Spiel mit dem Feuer". Die Bohrung finde in dicht besiedeltem Gebiet statt. Giuseppe Mastrolorenzo vom INGV kritsiert zudem, trotz der permanenten Gefahr eines Ausbruchs unabhängig von der Bohrung bestehe kein Notfallplan.

    Mastrolorenzo und seine Kollegin Lucia Pappalardo fanden neue beunruhigende Signale. Unter anderem schreite die Kristallisierung des Minerals Sanidin schnell voran, schreiben sie in den  "Scientific Reports" (Nature Verlag). Das sei ein Indikator für den Anstieg von Gasen - was wiederum die Explosionsgefahr erhöhe.

    Was die Bohrung der internationalen Gruppe bewirken könne, wisse niemand sicher, sagt Mastrolorenzo. Auch andere Wissenschaftler aus Neapel warnen vor einem möglichen Austritt giftiger Gase oder auch Explosionen. "Das ist ein schwer vorstellbares Szenario", sagt hingegen Harms. Ventile würden mögliche heiße Dämpfe stoppen; das Bohrloch könnte verschlossen werden. Die Bohrung sei für den Vulkan nur ein Nadelstich. "Das wäre, wie wenn man eine großen See durch einen Strohhalm entwässern wollte."

    Beunruhigung: Krisenplan muss her

    Das Projekt soll auch prüfen, ob geothermische Energiegewinnung möglich ist. Italien hat viel Potenzial, Kraftwerke gibt es fast nur in der Toskana. Der größte Stromkonzern Enel will die Geothermie ausbauen und "die Grenzen der

    Immer drängender wird die Forderung nach einem detaillierten Krisenplan. "Ein Notfallplan ist vor über 20 Jahren vom Zivilschutz angekündigt worden und liegt bis heute nicht vor", kritisiert Mastrolorenzo. Vincenzo Figliolia, Bürgermeister der Stadt Pozzuoli nordwestlich von Neapel, rief den Zivilschutz zum Handeln auf. Das Szenario bei einem Ausbruch der Campi Flegrei müsse schnellstmöglich geprüft und neben dem kommunalen Evakuierungsplan in einem nationalen Plan umgesetzt werden - "zum Schutz unserer Bevölkerung".  dpa

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