Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Berlin: Junge stirbt an Masern - Berliner Charité prüft Ursache

Berlin

Junge stirbt an Masern - Berliner Charité prüft Ursache

    • |
    Ein Pieks, der im Notfall Leben retten kann: Ärzte aus der Region empfehlen Eltern, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen.
    Ein Pieks, der im Notfall Leben retten kann: Ärzte aus der Region empfehlen Eltern, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen. Foto: Lukas Schulze (dpa, Symbol)

    Ein anderthalb Jahre alter Junge ist nach Angaben der Berliner Gesundheitsverwaltung das erste Todesopfer der Masern-Welle in der Hauptstadt.

    Das Kleinkind war nicht gegen die Viruserkrankung geimpft. Es sei am 18. Februar in einem Krankenhaus gestorben, sagte der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Montag.

    Die Charité teilte jedoch am Abend mit, dass die Todesursache noch nicht abschließend untersucht sei. Dort war der Junge behandelt worden. 

    Masern-Impfungen sollen freiwillig bleiben

    Masern-Impfungen sollen in Deutschland trotzdem vorerst freiwillig bleiben. Die Impflücke müsse durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Ärzten, Kitas, Schulen und allen anderen Verantwortlichen geschlossen werden, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). "Wenn das nicht gelingt, ist eine Impfpflicht kein Tabu, aber sie steht jetzt nicht an."

    Wie sich der Junge in Berlin angesteckt hat, war zunächst nicht bekannt. "Das Kind war geimpft, aber nicht gegen Masern", sagte Czaja. Es hatte demnach keine chronischen Vorerkrankungen.

    In der Kindertagesstätte des Jungen seien alle "notwendigen Maßnahmen" eingeleitet worden: In solchen Fällen würden Kontaktpersonen und deren Impfstatus geprüft, sagte eine Sprecherin Czajas. Die Informationen zu dem Fall bezog die Senatsverwaltung nach eigenen Angaben vom Landesamt für Gesundheit und Soziales und vom Gesundheitsamt Reinickendorf.

    574 Masern-Fälle seit Oktober 2014

    Die Masern-Welle in Berlin begann im Oktober: Von Beginn des Ausbruchs bis zum 23. Februar wurden dem Landesamt für Gesundheit und Soziales 574 Fälle gemeldet. Der Tod des kleinen Jungen mache deutlich, dass es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handele, sagte Senator Czaja. 

    Das sind die Masern

    Die Masern sollten in Deutschland eigentlich bis zum Jahr 2015 ausgerottet sein. Das Gegenteil ist der Fall. Was Sie über die Krankheit wissen müssen:

    Masern werden durch ein Virus ausgelöst und sind hochansteckend.

    Der Masern-Erreger wird über die Luft (aerogen) und bei direktem körperlichem Kontakt verbreitet.

    Symptome der Krankheit sind Fieber, Husten, Schnupfen, und ein Masern-typischer Ausschlag.

    Mögliche Komplikationen bei Masern sind Lungenentzündung oder Gehirnentzündung (Meningitis).

    Mit steigendem Alter steigt das Risiko für Komplikationen.

    Bei Erwachsenen sind Komplikationen häufiger als bei Kindern, und der Krankheitsverlauf ist schwerer.

    Masern gehören zu den meldepflichtigen Krankheiten.

    Wer einmal an Masern erkrankt ist, wird in seinem gesamten Leben nicht noch einmal daran erkranken. Das Immunsystem bildet Antikörper gegen das Virus und speichert diese im Körper.

    Masern schwächen das Immunsystem und können bei Komplikationen zu schweren Infektionen wie Lungen- und Gehirnentzündungen führen. Laut Statistik sterben zwei von 1000 Patienten an den Folgen einer Masern-Infektion.  

    Czaja forderte alle Bürger auf, ihren Impfschutz zu überprüfen. "Es gibt viele Impfgegner, die Masern als Kinderkrankheit abtun", kritisierte er. Zwar seien mehr als 90 Prozent der Berliner Kinder bei der Einschulung geimpft. Große Lücken gebe es aber bei Erwachsenen - vor allem denjenigen, die nach 1970 geboren wurden.

    Nachholbedarf bei der zweiten Masern-Impfung

    Warum es gerade in Berlin immer wieder einmal zu Masern-Ausbrüchen kommt? Bei Schülern seien die Impfraten in Berlin nicht schlechter als anderswo, sagte die amtierende Leiterin des Fachbereichs Impfprävention am Robert Koch-Institut, Anette Siedler. Allerdings bestehe bei der zweiten Masern-Impfung noch Nachholbedarf.

    Ausbrüche in Berlin sieht sie weniger in Zusammenhang mit Impfverweigerern: Die Großstadt mit ihren Großveranstaltungen und dem Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum biete der Krankheit eher einen Nährboden. 

    Gröhe betonte: "Es geht auch darum, manchem Ammenmärchen und mancher Panikmache von Impfgegnern entgegenzutreten."

    Masern: Bundesregierung plant Präventionsgesetz

    Die Masern-Impfung sei nach Ansicht internationaler Experten sicher. Das minimale Restrisiko durch Nebenwirkungen sei um ein Vielfaches geringer als die zum Teil dramatischen und lebensbedrohlichen Risiken einer Masern-Erkrankung. Wer sein eigenes Kind nicht impfen lasse, gefährde auch den Gruppenschutz in Kita oder Schule, verhalte sich also auch anderen Kindern gegenüber verantwortungslos.

    Die Bundesregierung plant ein Präventionsgesetz, wonach sich Eltern künftig vom Arzt beraten lassen müssen, bevor sie ihr Kind in die Kita geben. 

    Wegen eines an Masern erkrankten Jugendlichen blieb am Montag in Berlin auch eine Schule vorsorglich geschlossen. Der Schulleiter habe am Freitag von dem Fall erfahren und erst am Montag mit dem Gesundheitsamt Rücksprache halten können. Dieses sah laut Czaja dann aber keinen Grund zur Schließung. Mitschüler und Lehrer des Jugendlichen müssen nun Impfbücher vorlegen. An diesem Dienstag soll die Schule wieder öffnen. dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden