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Barmer-Arztreport: Immer mehr junge Erwachsene leiden an Kopfschmerzen

Barmer-Arztreport

Immer mehr junge Erwachsene leiden an Kopfschmerzen

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    Eine Frau legt ihren Kopf in die Hände. Insgesamt gibt es um die 250 Arten von Kopfschmerzen.
    Eine Frau legt ihren Kopf in die Hände. Insgesamt gibt es um die 250 Arten von Kopfschmerzen. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Kopfschmerzen können drücken, stechen, pochen oder hämmern – die Medizin kennt 250 Arten. Bei manchen handelt es sich um vergleichsweise harmlose Wehwehchen, andere können Symptome lebensbedrohlicher Krankheiten sein – wie etwa Krebs. Migräneanfälle, die mit Lichtempfindlichkeit, Schwindelgefühlen und Übelkeit einhergehen, machen den Betroffenen oft tagelang das Leben zur Hölle. Immer mehr Bundesbürger werden regelmäßig von

    Wie aus dem neuen Arztreport der Ersatzkasse Barmer hervorgeht, leiden 1,3 Millionen Bundesbürger im Alter zwischen 18 und 27 Jahren unter ärztlich diagnostiziertem Kopfschmerz – das sind 42 Prozent mehr als vor zehn Jahren. In der Gesamtbevölkerung ist die Zahl der Diagnosen mit gut zwölf Prozent nicht so stark gestiegen. Insgesamt sind rund 7,6 Millionen Menschen von Kopfschmerz betroffen.

    Mehr Kopfschmerzen durch hohe Belastung und Stress?

    Warum gerade junge Leute so häufig unter Kopfweh leiden, dafür habe man bislang keine Erklärung, sagt Barmer-Vorstandschef Christoph Straub. Sicher sei, dass sich das Phänomen nicht etwa mit den Nachwirkungen alkoholschwangerer Studentenpartys abtun lasse. Wegen eines Katers gehe wohl kaum jemand zum Arzt.

    Vielmehr sei zu vermuten, dass der Druck auf die jungen Leute in Gesellschaft, Ausbildung und Beruf massiv angestiegen sei und sich etwa in Form von Verspannungs-Kopfschmerzen oder Migräne äußere. Die Zahl der Fälle sei in Wirklichkeit wohl noch deutlich höher, da gerade junge Menschen tendenziell seltener zum Arzt gehen.

    Kopfschmerzen? In diesen Fällen sollten Sie zum Arzt gehen

    ... wenn Kopfschmerzen mit Begleitsymptomen wie Lähmungen, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Augentränen oder starkem Schwindel einhergehen oder gemeinsam mit psychischen Veränderungen wie Störungen des Gedächtnisses oder der Orientierung auftreten.

    ... wenn Kopfschmerzen von hohem Fieber begleitet werden.

    ... wenn Kopfschmerzen nach einer Verletzung, etwa einem Sturz, auftreten.

    ... wenn Kopfschmerzen trotz Therapie an Häufigkeit, Stärke und Dauer zunehmen.

    ... wenn Kopfschmerzen nicht mehr auf zuvor wirksame Medikamente ansprechen.

    ... wenn Kopfschmerzen zusammen mit Bewusstlosigkeit oder einem epileptischen Anfall auftreten.

    ... wenn Kopfschmerzen plötzlich und extrem stark oder in zuvor noch nicht erlebter Art und Weise auftreten.

    ... wenn Kopfschmerzen an mehr als zehn Tagen im Monat auftreten.

    Es ist auf keinen Fall verkehrt, wiederholt auftretende Kopfschmerzen ärztlich abklären zu lassen. Denn die verschiedenen Kopfschmerz-Arten, die es gibt, werden ganz unterschiedlich behandelt.

    Um der Art des Kopfschmerzes auf die Spur zu kommen, empfehlen Ärzte, ein Kopfschmerz-Tagebuch zu führen (Vordrucke können aus dem Internet heruntergeladen werden).

    Mit den Angaben im Tagebuch kann der Arzt die Art des Kopfschmerzes leichter diagnostizieren und die Erkrankung besser einschätzen. Und er kann die Weichen für eine Behandlung stellen, die wirklich hilft.

    Gleichzeitig seien gerade bei jungen Menschen die drohenden Auswirkungen der Kopfschmerzen besonders gravierend. „Wenn der Alltag durch Kopfweh zur Qual wird, kann das die berufliche Existenz oder den Erfolg in Ausbildung oder Studium gefährden“, sagt Straub.

    Junge Erwachsene können vorbeugen - ohne Tabletten

    Besorgniserregend sei auch, dass laut der Studie immer mehr Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen verschrieben werden. Sogar bei Kindern nehme der Tablettenkonsum ein bedenkliches Ausmaß an. 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen neun und 19 Jahren greifen bei Kopfweh zu Medikamenten. Insgesamt werden immer mehr Pillen genommen, wobei die Studie ja nur die verschreibungspflichtigen Medikamente erfasse. Bei den 18- bis 27-Jährigen ist die Verschreibungsrate von Migränemitteln in zehn Jahren um fast 60 Prozent gestiegen.

    Zwar sind Medikamente in manchen Fällen sinnvoll, doch ein Dauerkonsum birgt erhebliche Risiken. Eine bestimmte Gruppe von Migränemedikamenten hat als Nebenwirkung ausgerechnet Kopfweh. „Die Dosis macht das Gift, wer immer wieder zu Medikamenten greift, um Kopfschmerzen loszuwerden, landet im schlimmsten Fall in einem Teufelskreis aus Tablettenkonsum und Dauerkopfschmerzen. Die Betroffenen sitzen dann in einer Pillenfalle“, warnt Straub.

    Gerade gegen das Volksleiden Kopfschmerz gebe es bewährte Vorbeugungsmaßnahmen. Entspannungstechniken, Sport und gesunde Lebensführung könnten den Betroffenen manches Medikament ersparen. Die Barmer habe mit Projekten an Schulen, Universitäten und in Firmen die erfreuliche Erfahrung gemacht, dass sich mit Angeboten zu Aufklärung und Prävention Kopfschmerzattacken vielfach vermeiden ließen. Straub: „Wenn Kopfschmerz gar nicht erst entsteht, ist Millionen Betroffenen am meisten geholfen.“

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