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BKK-Studie: Ärzte verschreiben Antibiotika oft nicht zielgenau

BKK-Studie

Ärzte verschreiben Antibiotika oft nicht zielgenau

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    Weil mehr Antibiotika verschrieben werden, nimmt auch die Anzahl multiresistenter Keime zu. (Archiv)
    Weil mehr Antibiotika verschrieben werden, nimmt auch die Anzahl multiresistenter Keime zu. (Archiv) Foto: Norbert Försterling (dpa)

    Viele Ärzte verschreiben Antibiotika nur auf Verdacht. So heißt es in einer aktuellen Studie der Betriebskrankenkassen. Demnach verordnen Mediziner in 95 Prozent der Fälle Antibiotika, ohne vorab durch einen Abstrich deren Wirksamkeit zu klären. Das berichteten Zeitungen der Funke Mediengruppe am Freitag unter Berufung auf eine Erhebung der Betriebskrankenkassen Nordwest und Mitte.

    Anhand eines Abstrichs beim Patienten - ein sogenanntes Antibiogramm - kann binnen 48 Stunden festgestellt werden, welches Antibiotikum die Infektion ausschalten kann. Umgekehrt zeigt der Test auch, auf welches Mittel verzichtet werden kann, weil die Keime dagegen bereits unempfindlich sind.

    Antibiotika meist nur auf Verdacht verschrieben

    Die BKK-Landesverbände werteten für ihre Erhebung die Daten von rund sieben Millionen Versicherten in 13 Bundesländern aus. Nur bei 3,6 Prozent der Patienten mit Infektionen wurde demnach vor der Antibiotika-Verschreibung ein Test vorgenommen.

    Am häufigsten wird das Antibiogramm demnach in der Urologie eingesetzt. Bei rund 207.000 Infektionen und damit in annähernd jedem vierten Fall veranlassten Urologen den Test. Bei den Internisten kamen der Studie zufolge auf fast 119.000 Infektionsfälle nur 30 Antibiogramme, bei den Allgemeinmedizinern fanden die BKK-Prüfer lediglich 15 unter mehr als 350.000 mit Antibiotika behandelten Infektionen, bei denen zuvor getestet worden war.

    Als Gründe für den weitgehenden Verzicht auf Antbiogramme nannten Ärzte nach BKK-Angaben die Erwartung einzelner Patienten an eine schnelle Antibiotikaverordnung, den zusätzlichen Zeitaufwand zum Beispiel für Urinproben, Unwissenheit, Sorge um Finanzierung der Untersuchung und das Vorliegen des Testergebnisses erst nach 48 Stunden.

    Experte fordert mehr Sorgfalt bei Antibiotika für Kinder

    Der Bremer Gesundheitsexperte Gerd Glaeske sprach von einer "Therapie mit der Schrotflinte, breit gestreut statt zielgenau". Gerade bei Kindern, denen Antibiotika verschrieben werde, seien nur selten bakterielle Infektionen im Spiel. "Nur gegen solche Infekte helfen allerdings Antibiotika", sagte er der Mediengruppe.

    Sie stehen auf der Liste der Todesursachen ganz oben. An Pneumonie sterben jährlich nahezu 4 Millionen Menschen, vorwiegend Kinder. Die Lungenentzündung ist damit trauriger Spitzenreiter der Krankheiten, die die meisten Todesopfer fordern.
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    Antibiotikaresistenzen sind ein zunehmendes Problem vor allem in Krankenhäusern. Sie führen dazu, dass bakterielle Infektionen schwerer oder auch gar nicht mehr zu behandeln sind, weil Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika beim Menschen und in der Tiermast sowie eine unsachgemäße Einnahme der Medikamente fördert solche Resistenzbildungen. afp

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