In Deutschland leiden über 60 Prozent der Menschen an Fehlsichtigkeit. Dabei sind 25 Prozent der Bevölkerung von Myopie (Kurzsichtigkeit betroffen) – Tendenz steigend, berichtet der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Allerdings könnte sich das bald ändern. Denn Spezialisten an der Universitätsmedizin Mainz haben nun einem Patienten die weltweit stärkste Linse mit 40 Dioptrien implantiert, um den extremen Sehfehler zu korrigieren.
40 Dioptrien war eine spezielle Anfertigung
Der 76-jährige Patient war stark sehbehindert, denn er litt nicht nur unter der Augenkrankheit Grauer Star, sondern wies ebenfalls eine extreme Hornhautverkrümmung auf. Früher hatte er sich bereits eine Hornhauttransplantation unterzogen, doch trotzdem setzte sich der Leiter des Spezialbereichs Refraktive Chirurgie, Privatdozent Dr. med. Urs Voßmerbäumer, es als Ziel, dem Mann wieder seine Sehfähigkeit zurückzugeben. Dies gelang ihm mit Erfolg, denn laut der Pressemitteilung der Klinik betrug die Sehstärke des Patienten am operierten Auge bereits rund 35 Prozent des üblichen Sehvermögens – und das nur ein Monat nach der OP.
Bei der implantierten Linse handelt es sich um ein aus Erlangen persönlich angefertigtes Einzelstück. Zwar wurde ihre Fertigung auf dem Standardmodell einer torischen Linse, die eine Hornhautverkrümmung ausgleichen soll, basiert, doch die mit 40 Dioptrie enthaltene Zylinderkorrektur erfordert ein weitaus größeres Maß an Dicke. 13 mm lang und im Durchmesser 6 mm groß musste die besondere Linse gefaltet in das Auge eingebracht werden. Dem ausführenden Chirurgen Dr. Voßmerbäumer hatte dafür jedoch nur einen ca. 2,8 mm breiten Schnittkanal zur Verfügung.
Augen-OP als Paradebeispiel für Spitzenmedizin
Die Operation war nur rund 30 Minuten lang. Der Mediziner bereitete sich jedoch ausführlich darauf vor, denn die präzise Positionierung der Linse im Auge war ausschlaggebend dafür, dass sie bei dem Patienten wirkt. „In den vergangenen Jahren habe ich bereits mehrere Extremkorrekturen vorgenommen, aber die Implantation der weltweit stärksten Linse von 40 Dioptrien Zylinderwert war wirklich etwas ganz Besonderes“, sagt Voßmerbäumer zur speziellen Operation. „Es freut mich ungemein, dass wir mit dieser Operation haben zeigen können, dass auch extreme Verfeinerungen sinnvoll möglich sind. Für den Patienten bedeutet der durch den Eingriff erzielte enorme Anstieg seiner sensorischen Fähigkeiten einen ganz wesentlichen Zuwachs an Lebensqualität. Als Arzt dazu beitragen zu können, empfinde ich als sehr beglückend.“
Besonders Patienten, die nach einer Verletzung, durch eine Hornhautverkrümmung oder aufgrund ihrer extremen Kurzsichtigkeit eine äußerst schlechte Sehfähigkeit, und dementsprechend Lebensqualität haben, könnte diese neuartige von der Universitätsmedizin Mainz angebotene Therapieoption interessieren. Der Direktor der Augenklinik, Universitäts-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer äußerte sich dazu wiefolgt: „Die erfolgreiche Implantation der speziell angefertigten Linse ist ein Paradebeispiel für personalisierte Spitzenmedizin.“ Somit könnte diese ungewöhnliche, jedoch erfolgreiche Implantation der 40 Dioptrie starken Linse als Vorbild für medizinisch-operative Eingriffe für an Fehlsichtigkeit leidende Menschen dienen. rlb
Krankenkassen bezuschussen einige Sehhilfen
Ständig am Bildschirm: Wie Jugendliche ihre Augen ruinieren
Weich oder hart? Die richtige Kontaktlinse finden