Bilder von der Geburt der Sterne und der Entstehung von Galaxien: Das Projekt ist das derzeit größte und mit mehr als einer Milliarde Euro auch das teuerste der bodengebundenen Astronomie. "Das ist vergleichbar mit dem Übergang vom nackten Auge zum ersten Fernrohr", sagt der europäische "Alma"-Projektleiter Wolfgang Wild von der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Garching bei München.
"Alma": Super-Teleskop geht an den Start
Das Teleskop "Alma" ist ein großes, internationales Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern aus Europa, Nordamerika und Asien. "Alma" ("Atacama Large Millimeter/submillimeter Array") besteht aus 66 Teleskopen, die insgesamt in etwa die Fläche eines Fußballfeldes haben. Schon als 2011 nur 16 der Teleskope in Betrieb gingen, seien die Ergebnisse besser gewesen als alles bisher dagewesene, sagt Wild.
"Alma" misst Radiowellen im Millimeterbereich und sogar darunter. Beobachten wollen Astronomen damit die sogenannte kalte Materie - Gaswolken, in denen neue Sterne entstehen und die bei Entstehung ganzer Galaxien eine wichtige Rolle spielen. Die Millimeterwellen sind besonders gut geeignet, ausgedehnte Gas- und Staubwolken zu durchdringen.
Kleine, organische Zuckermoleküle entdeckt
Eine interessante Erkenntnis hat "Alma" auch in der abgespeckten Version, die bislang in Betrieb war, den Wissenschaftlern schon geliefert: Die Teleskope entdeckten kleine, organische Zuckermoleküle. "Dieser Zucker ist ein Baustein für Leben", sagt Wild. "Dann kann man spekulieren: Ist Leben im Weltall weit verbreitet?"
"Alma" steht auf dem Chajnantor-Plateau in der Atacamawüste - in mehr als 5000 Metern Höhe. "Ich habe gehört, dass wir da das am zweithöchsten gelegene Gebäude weltweit haben", sagt Wild. "Nur ein Bahnhof irgendwo in Tibet soll noch höher liegen." Das Teleskop "Alma" befindet sich deshalb in den chilenischen Anden, weil die Luft besonders trocken sein muss.
16 Kilometer Ausdehnung vonnöten
Außerdem war für das Projekt eine Fläche von mindestens 16 Kilometern Ausdehnung vonnöten. Und: je höher, desto besser. "So viele Orte auf der Welt kommen dafür nicht infrage", sagt Wild. Was "Alma" der Wissenschaft bringt, ist zum Teil jetzt schon abzusehen. Allerdings wird es auch Überraschungen geben, betont er: "Das ist ein bisschen wie bei Galileo. Der hatte sicher auch nicht erwartet, Jupiter-Monde zu entdecken, und war dann überrascht."
Atacama: "Ein Dorf mitten in der Wüste"
Mehr als 500 Menschen aus aller Welt haben am Bau von "Alma" mitgearbeitet. "Ein Dorf mitten in der Wüste." Wenn das Projekt nun am Mittwoch vor den Augen des chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera in Betrieb genommen wird, sollen künftig um die 100 Mitarbeiter den Betrieb des Observatoriums aufrechterhalten. (dpa, AZ)