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Astronomie: Warum Johannes Kepler sein Planeten-Buch auf Allgäuer Papier druckte

Astronomie

Warum Johannes Kepler sein Planeten-Buch auf Allgäuer Papier druckte

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    Joannes Kepler: Das nach ihm benannte Weltraum-Teleskop  und seine Entdeckungen machen derzeit wieder Schlagzeilen.
    Joannes Kepler: Das nach ihm benannte Weltraum-Teleskop und seine Entdeckungen machen derzeit wieder Schlagzeilen. Foto: imago

    Johannes Kepler gilt heute als Genie. 1610 schrieb er: „Man schaffe Schiffe und Segel, die sich für die Himmelsluft eignen. Dann wird es auch Menschen geben, die vor der öden Weite des Raumes nicht zurückschrecken werden.“

    Der Württemberger legte den Grundstein für die Entwicklung der modernen Astronomie. Auf seine Erkenntnisse bauten Newton, Einstein und Hawking ihre Forschungen auf. Kepler entwickelte Pumpen, die heute in modernen Automotoren verwendet werden. Und noch heute navigieren Raumsonden nach seinen Lehrsätzen.

    Nach Kepler ist auch das Weltraumteleskop der Nasa benannt, das im März 2009 gestartet wurde und diese Woche wieder Schlagzeilen macht. Denn es entdeckte Kepler-452b, eine Art "größerer und älterer Cousin" der Erde. Der erspähte Planet befindet sich laut Nasa in der bewohnbaren Zone nahe eines anderen sonnenartigen Sterns mit der Bezeichnung Kepler-452. Wasser könnte auf dem Planeten flüssig sein - eine der Grundvoraussetzungen für Leben, wie wir es heute kennen.

    Visionär Johannes Kepler würde es wohl freuen. Vor 400 Jahren veröffentlichte er sein Hauptwerk, die „Astronomia Nova“. Kepler erkannte als Erster die Gesetze der Planetenumlaufbahnen und legte damit die Grundlage für die moderne Astronomie und die Raumfahrt, die bei der Mondlandung vor 40 Jahren ihren ersten Höhepunkt erlebte.

    Dass der Astronom Berührungspunkte mit unserer Region hatte, liegt an einer kuriosen Geschichte. Wegen eines kaiserlichen Schuldscheins kam Kepler 1625 ins Allgäu. Statt Geld gab es aber Papier, und darauf ließ er 1627 seine Rudolfinischen Tafeln drucken, mit denen die Stellungen der Planeten vorhergesagt werden konnten. Ein Exemplar des Buches mit persönlicher Widmung wird heute noch in Kempten aufbewahrt.

    Der Schwäbische Kreis hatte 1625 hohe Schulden bei Kaiser Ferdinand II.. Dieser wiederum konnte seinen Hofmathematiker Johannes Kepler schon lange nicht mehr entlohnen und trat eine Rate über 8000 Gulden an ihn ab. Also reiste der bekannte Astronom nach Memmingen und Kempten, um das Geld für den Druck seiner Tafeln zu kassieren.

    Kempten konnte Johannes Kepler nicht bezahlen

    Wie Heimatpfleger Dr. Alfred Weitnauer erforschte, erkannte die Stadt Kempten zwar die Zahlungsverpflichtung über 2000 Gulden an, war aber nicht in der Lage, auch nur einen Gulden auszuzahlen. Also überließ Kepler die 2000 Gulden der Stadt als Darlehen zu fünf Prozent Zinsen.

    Auch in Memmingen und Nürnberg sah Kepler kein Bargeld. Er reiste zum Kurfürstentag nach Regensburg, um seine Gehaltsforderungen den dort versammelten Fürsten zu unterbreiten. Nachdem er die Stadt auf seinem heruntergekommenen Gaul erreicht hatte, wurde er nicht einmal vorgelassen oder angehört. Anstelle des geschuldeten Geldes lieferten Kempten und Memmingen Papier für den Druck der Rudolfinischen Tafeln 1627 nach Ulm. Möglicherweise bezuschussten die beiden Städte auch den Druck. Am 1. November 1627 überreichte Kepler je ein Exemplar an die Reichsstädte. Die von Kepler eigenhändig auf die Titelblätter geschriebene lateinische Widmung lautet im Falle Kemptens in deutscher Übersetzung: „Der rühmlich bekannten Reichsstadt Kempten, welche im Namen Kaiser Ferdinands II. die Kosten für dieses Tafelwerk trug und durch ihre Bürger das Papier lieferte, widmet dieses Exemplar Johannes Kepler, der Geheiligten Kaiserlichen Majestät bestellter Oberösterreichischer Mathematicus, eigenhändig am 1. November des Jahres 1627.“

    Der Kemptener Stadtarchivar hat im Tresor außerdem ein Exemplar der vor genau 400 Jahren veröffentlichten „Astronomia Nova“ liegen. Darin lieferte Kepler den bahnbrechenden Beweis, dass nicht die Erde der Mittelpunkt des Universums ist, sondern die Planeten auf ellipsenförmigen Bahnen um die Sonne kreisen. Die mathematisch korrekte Beschreibung beseitigte viele Unstimmigkeiten im Modell von Astronom Nikolaus Kopernikus. In dieser Zeit entstand auch Keplers „Mondtraum“, die wohl erste Science-Fiction-Erzählung auf wissenschaftlicher Grundlage.

    Johannes Kepler erkannte als Erster die Gesetze der Planetenumlaufbahnen

    Johannes Kepler geboren am 27.Dezember 1571 in Weil der Stadt, hatte nach dem Schulbesuch in Leonberg und in den Klosterschulen Adelberg und Maulbronn in Tübingen Theologie studiert. 1594 ging er als Lehrer der Mathematik nach Graz. 1600 übersiedelte er nach Prag, wo er zunächst Assistent von Tycho Brahe und nach dessen Tod sein Nachfolger als kaiserlicher Mathematiker am Hofe Rudolfs II. wurde.

    1611 nahm er eine Stelle als Mathematiker in Linz an. Nachdem er Linz 1626 verlassen musste, trat er in die Dienste von Wallenstein.

    Am 15. November 1630 starb Johannes Kepler in Regensburg.  Ralf Lienert/roma/AZ

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