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Umwelt: Artensterben nimmt dramatische Ausmaße an

Umwelt

Artensterben nimmt dramatische Ausmaße an

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    Protest gegen das Artensterben: Viele Tier- und Pflanzenarten sind bedroht.
    Protest gegen das Artensterben: Viele Tier- und Pflanzenarten sind bedroht. Foto: Paul Zinken

    Das Artensterben auf der Erde hat bedrohliche Ausmaße angenommen. Nach einem Bericht einer internationalen Forschergruppe ist von den acht Millionen Tier- und Pflanzenarten rund eine Million vom Aussterben bedroht. Als eine der wichtigsten Ursachen dafür nennen die Autoren der Studie das rasante Wachstum der Weltbevölkerung mit entsprechenden Folgen für Landwirtschaft und Umwelt.

    So wurden alleine in den Jahren 1980 bis 2015 mehr als 130 Millionen Hektar an Regenwald abgeholzt. Die Verschmutzung durch Plastikmüll hat sich im gleichen Zeitraum verzehnfacht, inzwischen gelangen jedes Jahr zwischen 300 und 400 Millionen Tonnen an Schwermetallen, Giften und anderen Abfallstoffen aus Fabriken in die Gewässer.

    Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle ist einer der drei Hauptautoren der Studie, die der Weltrat für Biodiversität (IPBES) in Auftrag gegeben hat. „Was wir derzeit erleben“, sagt der Allgäuer im Interview mit unserer Redaktion, „ist global der größte Rückgang an Arten, seit der Mensch überhaupt existiert und Einfluss nimmt.“

    Die Menschen zerstören den Lebensraum vieler Tiere

    Nach der Vorlage des Berichtes, an dem 145 Wissenschaftler aus 50 Ländern drei Jahre gearbeitet haben, könne niemand mehr sagen, er habe es nicht gewusst. Bestimmte Gruppen von Organismen wie die Korallen seien schon nahezu komplett verschwunden, warnt Settele. Sie litten unter der Erwärmung und Versäuerung der Ozeane. Steige die Durchschnittstemperatur dort wie befürchtet um zwei Grad, „sind die Korallenriffe zu 99 Prozent verschwunden“. Generell gelte, dass das Artensterben in den Tropen deutlich stärker zu spüren sei als beispielsweise in Europa.

    Nach den Berechnungen der Forscher sind bereits drei Viertel der Landfläche und zwei Drittel der Meere entscheidend durch den Menschen verändert. Mehr als 40 Prozent der Amphibienarten sind danach vom Aussterben bedroht. Auch bei Nutztieren schwindet die Vielfalt: Neun Prozent der zu Fleischlieferanten oder Arbeitstieren domestizierten Säugetierrassen seien bis 2016 ausgestorben. Insgesamt hat jedes zehnte Landtier nach den Berechnungen der IPBES-Forscher nicht genug Lebensraum zur Verfügung, um langfristig ohne dessen Wiederherstellung zu überleben. In den Meeren gilt ein Drittel der Fischbestände als überfischt.

    In Deutschland stehe vor allem die Landwirtschaft in der Pflicht, sagte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). Es gehe um nichts Geringeres „als darum, dass wir auf dieser Erde überleben“. Wie beim Klimaschutz werde es ein „weltweites Abkommen“ brauchen, um das Artensterben zu bremsen, erklärte die Ministerin. Die Forscher selbst sehen ein Schlüsselelement für eine nachhaltige Entwicklung in einem Umdenken in Wirtschaft und Politik – weg vom Paradigma des Wirtschaftswachstums hin zur Entwicklung eines nachhaltigen Finanz- und Wirtschaftssystems. (AZ)

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