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Antibiotikum: Bakterien jagen Bakterien: Gibt es bald ein lebendes Antibiotikum?

Antibiotikum

Bakterien jagen Bakterien: Gibt es bald ein lebendes Antibiotikum?

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    Eine Illustration zeigt den Lebenszyklus des räuberisches Bakteriums Bdellovibrio bacteriovorus (gelb), das sich zur Reproduktion an Bakterien (blau) festsetzt.
    Eine Illustration zeigt den Lebenszyklus des räuberisches Bakteriums Bdellovibrio bacteriovorus (gelb), das sich zur Reproduktion an Bakterien (blau) festsetzt. Foto: epa (dpa)

    Bakterien jagende

    Jagende Bakterien könnten in der Medizin eingesetzt werden

    Durch die Strömungskräfte werden die Bakterien dadurch in Zonen mit höherer Bakteriendichte geschwemmt und ihre Chancen für eine erfolgreiche Attacke steigen. Die Wissenschaftler um Steve Pressé hatten das parasitisch lebende Bakterium Bdellovibrio bacteriovorus (BV) untersucht und dabei diese Entdeckung gemacht, die die Zukunft des Antibiotikums verändern könnte. Angesichts steigender Resistenzen suchen Forscher derzeit dringend nach neuen Antibiotika.

    Bdellovibrien können dank ihres fadenförmigen, rotierenden Antriebs, der sogenannten Geißel, sehr schnell schwimmen. Haben sie ein Beute-Bakterium erreicht, heften sie sich an die Zellwand, durchdringen sie und verdauen dann das Innere ihres Opfers. Zudem vermehren sie sich darin. Die durch Zellteilung entstehenden Nachkommen machen sich nach dem Platzen der Wirtszelle ihrerseits auf die Suche nach Beute.

    Bakterienfressende Bakterien könnten auch E.Coli stoppen

    Obwohl Bdellovibrio bacteriovorus schon vor mehr als 50 Jahren entdeckt wurde, sei wenig darüber bekannt, wie das Bakterium seine Beute aufspürt, erklärt Pressé. Unklar sei zum Beispiel gewesen, ob es dabei chemischen Spuren folgt oder zufällig gegen ein Beute-Bakterium prallt. Das zu verstehen, sei aber ein erster Schritt dahin, es als lebendes Antibiotikum einzusetzen, das im Körper gezielt Erreger jagt.

    Das sind coliforme Bakterien

    Coliforme Keime sind Bakterien, die sowohl in der Umwelt als auch in der Darmflora von Mensch und Tier vorkommen.

    Sie sind keine Krankheitserreger, sondern gelten als Indikatorbakterien, da sie schnell und einfach eine frische Wasserbelastung durch mögliche Verunreinigungen fäkaler oder nicht-fäkaler Art anzeigen.

    Der Name leitet sich ab von den Escherichia-coli-Bakterien, die zu dieser großen Keim-Familie gehören.

    Unter dem Mikroskop sehen coliforme Keime aus wie rötliche Kommas.

    Erst eine genaue Analyse kann klären, welche Bakterienart bei coliformen Keimen tatsächlich vorliegt.

    Nimmt man über längere Zeit coliforme Keime zu sich, können Gesundheitsprobleme auftreten, etwa Durchfall und Entzündungen.

    Ist Trinkwasser durch coliforme Keime belastet, sollte es abgekocht werden.

    Zudem wird betroffenes Wasser meist mit Chlor versetzt.

    Doch nicht nur im medizinischen Kontext und als neues, lebendes Antibiotikum ließen sich die Bakterien fressenden Bakterien einsetzen. Auch zur Reinigung von Wasser und Oberflächen könnte es möglicherweise verwendet werden. Zur Beute von BV-Bakterien zählen zum Beispiel Darmbakterien wie Escherichia coli, die schwere Infektionen verursachen können. Zellen von Säugetieren werden nicht attackiert.

    Die Wissenschaftler zeichneten nun die Bewegungen der jagenden BV-Bakterien und von E. coli-Bakterien in einer Flüssigkeit mit einem hochauflösenden Mikroskop in Videos auf. Mit ihren schnellen Schwimmbewegungen verursachten die jagenden Mikroben Strömungen, die sie in bestimmten Bereichen hielten und die Wahrscheinlichkeit für ein Zusammentreffen mit Beute-Bakterien deutlich erhöhten. Chemische Substanzen spielen der Auswertung und darauf aufbauenden Modellrechnungen zufolge wahrscheinlich keine Rolle, schreiben die Forscher. dpa/sh

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