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Aids-Studie: Dank Medikamenten: Lebenserwartung bei HIV und Aids steigt

Aids-Studie

Dank Medikamenten: Lebenserwartung bei HIV und Aids steigt

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    Eine Vergleichsstudie beweist: Die Lebenserwartung für Menschen mit HIV ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen.
    Eine Vergleichsstudie beweist: Die Lebenserwartung für Menschen mit HIV ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Foto: Arne Dedert/Symbolbild (dpa)

    Ein großes internationales Forscherteam hat sich mit der Frage befasst, welche Auswirkungen die verbesserte gesundheitliche Versorgung von Menschen mit HIV im Verlauf der vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat. In einer Vergleichsstudie untersuchten die Wissenschaftler, wie sich die verbesserten Leistungen auf die Lebenserwartung von Patienten mit "The Lancet" veröffentlicht.

    Vor allem für Menschen mit HIV, aber auch für ihre behandelnden Ärzte und die Organisatoren ihrer gesundheitlichen Versorgung, ist die Frage nach der Lebenserwartung nach einer Infektion von großer Bedeutung. Die Forscher untersuchten deshalb, inwiefern sich die Überlebensrate und Lebenserwartung von Menschen mit HIV seit der Einführung der antiretroviralen Therapie (ART) zwischen 1996 und 2013 verändert hat.

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    Die Forscher untersuchten Daten aus 18 HIV-Gruppen aus Europa und Nordamerika. Die Probanden waren alle älter als 16 Jahre und hatten eine antiretrovirale Therapie mit drei oder mehr Medikamenten zwischen 1996 und 2000 begonnen, die Daten mussten die drei Jahre nach Therapiebeginn umfassen. Vor der Auswertung schätzten die Forscher nach den Richtlinien zur Zeit der Einführung von ART die Lebenserwartung der HIV-Patienten in den Perioden 1996-99, 2000-2003, 2004-2007 und 2008-2010.

    Kampf gegen Aids - Von der ersten Infektion zur effektiven Therapie

    1900: Vermutlich um die Jahrhundertwende geht ein HIV-Urtyp (SI-Virus) in Afrika vom Affen auf den Menschen über.

    1959: Ärzte entnehmen einem Mann im Kongo eine Blutprobe. Jahrzehnte später wird festgestellt, dass sich darin HIV-Antikörper befinden.

    1981: Die US-Gesundheitsbehörden melden, dass immer mehr Homosexuelle unter bis dahin seltenen Infektionen und Hauttumoren leiden. 

    1982: Krankheitsfälle treten auch bei Drogenabhängigen und Blutern auf. Die Krankheit bekommt den Namen Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom). In Deutschland wird die erste Aids-Diagnose gestellt.

    1983: Luc Montagnier und seinen Kollegen vom Pasteur-Institut in Paris gelingt es, das Aids-Virus zu isolieren. Der New Yorker Arzt Joseph Sonnabend benutzt erstmals den Begriff "Safer Sex". Auch in Deutschland wird verstärkt über das Thema Aids berichtet.

    1984: Robert Gallo entwickelt ein Zellkultursystem und schafft damit die Voraussetzung für die Entwicklung erster Aids-Tests.

    1985: Die erste internationale Aids-Konferenz tagt. 27 Millionen deutsche Haushalte bekommen Informationsbroschüren zugeschickt.

    1986: Experten bezeichnen den Erreger einheitlich als HIV (Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwächevirus).

    1987: Das erste Aids-Medikament AZT wird in den USA und wenig später auch in Deutschland zugelassen. Es kann die Virus-Vermehrung etwas bremsen.

    1991: Die rote Schleife (Red Ribbon) wird zum internationalen Aids-Symbol. Queen-Sänger Freddie Mercury stirbt an HIV.

    1996: Für Aufsehen sorgt die Entdeckung, dass einige Menschen eine genetisch bedingte, wenn auch nicht vollständige HIV-Resistenz haben.

    1999: Schweizer Ärzte haben außergewöhnlichen Erfolg mit einer Hochdosis-Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten (HAART), in der Folge wird diese Strategie zur Standardbehandlung.

    2002: Der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria wird zur Finanzierung nationaler Maßnahmen gegen diese Krankheiten gegründet.

    2003: Mit dem Fusionshemmer Enfuvirtid (Handelsname Fuzeon) kommt in den USA und der EU eine vierte Klasse von Aids-Medikamenten auf den Markt, nach den sogenannten Nukleosiden, Protease-Hemmern und Transkriptase-Hemmern.

    2008: Luc Montagnier wird gemeinsam mit Françoise Barré-Sinoussi für die Entdeckung von HIV der Medizin-Nobelpreis verliehen.

    2010: Barack Obama hebt das in den USA seit 1987 geltende Einreiseverbot für HIV-Positive auf.

    2014: Bei dem zunächst als "funktionell geheilt" geltenden "Mississippi-Baby" entdecken Ärzte erneut das HI-Virus. Das Mädchen war kurz nach der Geburt mit drei Medikamenten behandelt worden, nach einem halben Jahr entzog es die Mutter einer weiteren Therapie. Monate später war das Kind dennoch virenfrei gewesen. Dies bezeichneten Mediziner als Sensation - bis der Erreger doch wieder auftauchte.

    2016: Die Vereinten Nationen sprechen von einem Wendepunkt der Aids-Epidemie in Afrika. Zum ersten Mal würden auf dem Kontinent mehr Betroffene behandelt als sich neu infizieren.

    Von den 88.504 Patienten mit HIV, die in der Analyse betrachtet wurden, starben 2106 innerhalb des ersten Jahrs ihrer Behandlung mit antiretroviraler Therapie, 2302 der Patienten starben im zweiten oder dritten Behandlungsjahr. Allerdings stellten die Forscher fest, dass Patienten, deren Therapie zwischen 2008 und 2010 begonnen hatte, insgesamt eine geringere Sterberate innerhalb des ersten Therapiejahrs aufwiesen als die Patienten, die die antiretrovirale Therapie zwischen 2000 und 2003 angefangen hatten.

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    Diese Entwicklung blieb auch bei der Analyse der Sterblichkeit von HIV-Patienten im zweiten und dritten Therapiejahr bestehen. Die Sterblichkeitsrate wirkt sich natürlich auch auf die durchschnittliche Lebenserwartung aus. Das heißt, dass die Lebenserwartung für 20-Jährige mit HIV bei antiretroviraler Therapie zwischen 1996 und 2010 um neun (Frauen) bzw. zehn (Männer) Jahre angestiegen ist.

    Angesichts dieses Ergebnisses raten die Forscher dazu, die offiziellen Schätzungen zur Lebenserwartung für Menschen mit HIV anzupassen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die geringere Sterberate unter anderem auch daher rührt, dass die in der antiretroviralen Therapie verwendeten Medikamente im Laufe der Jahre stets verbessert wurden und so inzwischen weniger giftig sind als bei ihrer Einführung 1996. sh

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