Juri Gagarins Reise zur Unsterblichkeit dauerte nicht einmal zwei Stunden: In 108 Minuten umrundete der Fliegermajor der UdSSR am 12. April 1961 einmal den Erdball, ehe seine "Wostok"-Raumkapsel in der Nähe der Wolga auf einem Acker aufschlug.
Erzählungen wollen wissen, dass der erste Mensch im Weltraum nach seiner Landung am Fallschirm zunächst auf eine Landarbeiterin und deren Enkelin traf. Ob es sein könne, dass er gerade aus dem Weltraum komme, fragte die überraschte Arbeiterin demnach den Mann mit dem Helm und dem seltsamen orangefarbenen Raumanzug. "Ja tatsächlich, so ist es", soll der 27-jährige Gagarin geantwortet haben.
Der Start von Gagarins "Wostok 1"-Kapsel vor 50 Jahren vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur katapultierte die Menschheit ins Zeitalter der bemannten Raumfahrt. Mitten im Kalten Krieg war es der damaligen Sowjetunion gelungen, früher als die US-Amerikaner einen Menschen ins All zu bringen - ein sensationeller Erfolg für die Sowjets, die im Oktober 1957 mit "Sputnik 1" bereits den ersten künstlichen Erdsatelliten in eine Umlaufbahn geschickt hatten.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA musste nun schnell nachziehen: Einen knappen Monat nach Gagarin flog Alan Shepard als erster US-Amerikaner ins All. Shepard flog allerdings nur auf einer ballistischen Bahn und umkreiste daher die Erde nicht - dies gelang erst John Glenn, der im Februar 1962 an Bord der "Mercury"-Kapsel "Friendship 7" unseren Planeten umrundete.
Zu dieser Zeit war Gagarin längst weltweit zum Idol geworden. Denn nach seiner Erdumrundung in bis zu 380 Kilometern Höhe trat der Zimmermanns-Sohn aus Smolensk eine weitere Reise um den Erdball an - diesmal am Boden: Als Aushängeschild der UdSSR bereiste der erste Kosmonaut zahlreiche Staaten auch der westlichen Welt, und überall jubelten ihm die Menschenmassen zu.
Doch ungeachtet der internationalen Sympathien für Gagarin war das Ringen zwischen Amerikanern und Sowjets um die Vorherrschaft im All bereits in vollem Gange. Schon im Mai 1961 - wenige Wochen nach dem Gagarin-Flug - kündigte US-Präsident John F. Kennedy vor dem Kongress an, dass die USA bis zum Ende des Jahrzehnts als erste Nation einen Menschen auf den Mond und sicher zurückbringen wollten. In der Folge leitete dann das "Apollo"-Programm der NASA die entscheidende Phase des Wettlaufs zum Mond ein. Mit der "Apollo 11"-Mission gelang der NASA schließlich am 21. Juli 1969 die erste bemannte Mondlandung - nur gut acht Jahre, nachdem sich Gagarin mit dem Ruf "Pojechali" ("Auf geht's") beim Start der "Wostok"-Kapsel als erster Mensch ins All verabschiedet hatte.
Gagarins berühmter Spruch dient übrigens heute als Motto für viele Veranstaltungen, mit denen Raumfahrtbegeisterte alljährlich im April den Aufbruch der Menschheit in den Weltraum feiern. Unter der Losung "Let's go" werden seit 2001 weltweit bei sogenannten "Yuri's Nights" unter anderem Weltraum-Partys gefeiert und Raumfahrt-Ausstellungen präsentiert. Auch Vorträge von Astronauten stehen auf dem Programm - bis heute sind mehr als 500 Menschen aus mehr als 30 Staaten Gagarin ins All gefolgt, einige von ihnen reisten sogar mehrfach in den Weltraum.
Gagarin dagegen kehrte nach seiner waghalsigen Erdumrundung nie mehr ins All zurück. Bis 1967 trainierte er zwar noch für einen Flug mit dem damals neuen "Sojus"-Raumschiff - doch dann wurde er aus dem Trainingsprogramm genommen, weil der "Held der Sowjetunion" nicht auf einen weiteren Mission sein Leben riskieren sollte. Dennoch ereilte Gagarin der Tod bei einem Flugzeugabsturz: Er starb am 27. März 1968, 18 Tage nach seinem 34. Geburtstag, bei einem Routineflug mit einer MiG-15. Der Absturz des Jagdflugzeugs ist bis heute nicht restlos aufgeklärt.
Seither wurden unzählige Straßen, Plätze und Schulen vor allem im früheren Ostblock nach dem ersten Menschen im All benannt. Und auch am Himmel findet sich die Spur von Gagarins Reise in die Unsterblichkeit: Ein Mondkrater und ein Kleinplanet tragen seinen Namen. afp