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200 Jahre Draisine: Verkanntes Genie: Karl Drais erfand vor 200 Jahren das Fahrrad

200 Jahre Draisine

Verkanntes Genie: Karl Drais erfand vor 200 Jahren das Fahrrad

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    Historische Darstellung des Erfinders Karl Friedrich Freiherr von Drais mit seinem hölzernen Laufrad.
    Historische Darstellung des Erfinders Karl Friedrich Freiherr von Drais mit seinem hölzernen Laufrad. Foto: dpa

    Die erste Radtour der Welt war in einer Stunde vorbei. Ein Vergnügen war sie wohl nicht. Am 12. Juni 1817 setzte sich Freiherr Karl von Drais in Mannheim auf ein klobiges Holzlaufrad und radelte los. Das Rad klapperte und schepperte. Rechtes Bein vor, linkes Bein vor. Von Mannheim über eine gut ausgebaute Landstraße bis in das sieben Kilometer entfernte Schwetzingen. Die Menschen staunten nicht schlecht. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Am 12. Januar ließ er sich die Erfindung patentieren.

    Fortbewegt hatten sich von Drais' Zeitgenossen bisher vor allem zu Fuß. Oder in einer Kutsche. Aber auf einem zweirädrigen Fuhrwerk, der Draisine, das aussah wie ein missratener Mistkarren? Von Drais' Erfindung war der Anfang einer Revolution. Fahrräder gibt es nun x-millionenfach auf der ganzen Welt. Doch was wurde aus ihrem Schöpfer?

    Mit gut 20 Jahren gelingt Karl von Drais die erste Erfindung

    Karl von Drais wurde am 29. April 1785 in Karlsruhe geboren. Sein Vater war badischer Hof- und Regierungsrat, sein Taufpate kein Geringerer als der regierende Markgraf Carl-Friedrich von Baden. Sein Weg schien vorgezeichnet. Schule, Studium, gut bezahlter Job, am besten am Hof - was Adelige eben so tun. Doch von Drais wollte mehr. Er wollte Erfinder werden. Mit gut 20 Jahren machte er sich an die Arbeit. 1812 baute er einen automatischen Notenschreiber, 1813 und 1814 zwei vierrädrige muskelkraftgetriebene Fahrmaschinen. Doch der große Coup gelang ihm erst drei Jahre später: mit der Erfindung der zweirädrigen Laufmaschine. Das erste Fahrrad der Welt war geboren.

    1817 war ein schlimmes Jahr für Baden. 20 Jahre Krieg lagen hinter dem Land. Der Getreidepreis stieg massiv an, viele Menschen hungerten. Würde da eine Laufmaschine wie die Draisine helfen? Thomas Kosche, Kurator der Ausstellung "2 Räder - 200 Jahre Geschichte" zweifelt daran. "Viele Menschen hielten Drais wohl für spinnert", sagt er. Reich geworden ist von Drais mit seiner Erfindung auch nicht.  Baden sei der technisch-industriellen Entwicklung in England und Frankreich hinterhergehinkt und es  habe keinen wirksamen Schutz für Erfindungen gegeben, sagt Kosche. "Es entstanden viele Raubkopien. Drais selbst verkaufte wenige lizenzierte Exemplare."

    Zeitgenossen meinen es nicht gut mit Fahrrad-Erfinder Karl von Drais

    Immerhin erhielt von Drais von Großherzog Carl 1818 für zehn Jahre ein Privileg auf seine Laufmaschine. Zudem wurde er zum Professor für Mechanik ernannt. Der Adlige ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Unter anderem baute er 1827 eine Stenomaschine für 16 Zeichen. Doch die Zeitgenossen sollten es nicht gut meinen mit dem Erfinder.

    1830 starb sein Vater, einer seiner einflussreichsten Unterstützer. Von Drais' Position in den vornehmen Kreisen Badens verschlechterte sich nun rapide. Politische Gegner mobbten ihn systematisch. Nach einem mörderischen Anschlag habe sich der Erfinder von 1839 bis 1845 nach Waldkatzenbach im Odenwald zurückgezogen, schreibt Biograf Gerd Hüttmann. In dieser Zeit habe Drais fußgetriebene Fahrzeuge auf Eisenbahnschienen in Karlsruhe getestet. Noch heute gehört die Bezeichnung Draisine zum Sprachgebrauch der Eisenbahner.

    1849 geriet von Drais wieder in die Schlagzeilen. Als Anhänger der badischen Revolution entsagte er 1849 öffentlich seinen Privilegien als Adliger und bekannte sich zur Demokratie. Aus Karl von Drais wurde Karl Drais. Doch die Revolution scheiterte und der Fahrrad-Erfinder fiel tief. Er wurde misshandelt, enteignet und als psychisch krank fast entmündigt. Selbst seine Pension sei von der preußischen Besatzung beschlagnahmt worden, schreibt Hüttmann. Der so gedemütigte Drais starb am 10. Dezember 1851 in Karlsruhe. Er wurde 66 Jahre alt. Seine bedeutendste Erfindung, das Fahrrad, hat ihn längst übertroffen. Es feiert nun seinen 200. Geburtstag. mit dpa

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