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"Aufbruchstimmung ist da": So will Schwaben Europas führende Wasserstoff-Region werden

Foto: Michael Kerler

Rund um Augsburg und im Allgäu befasst sich inzwischen ein dichtes Netz an Firmen mit Wasserstoff. Schwaben hat das Potenzial, zu einer der Spitzen-Regionen für das Thema zu werden.

Hinter dem Maschendrahtzaun ragen die Hochseecontainer empor, vier, fünf, sechs übereinander, in denen sich Waren aus aller Welt befinden können. Kleidung. Elektronik, Bauteile für die Industrie, auf der anderen Seite reihen sich Halle um Halle Logistikunternehmen, bunte, aber fensterlose Fassaden aus Blech.

Regelmäßig biegt ein Lkw um die Kurve, Fußgänger sind hier selten zu sehen. Das Güterverkehrszentrum im Norden von Augsburg ist kein idyllischer Ort, Christoph Stiller liebt ihn trotzdem. „Das ist eine traumhafte Lage“, sagt er. Denn hier könnte bald ein Stück Zukunftsgeschichte für die Mobilität in unserer Region geschrieben werden.

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Gleich am Güterverkehrszentrum steht eine Tankstelle, gerade biegt ein Laster auf das Grundstück ein. Noch sind es nur fossiles Flüssig-Erdgas oder Diesel, die er hier tanken kann. Das aber wird sich ändern. Christoph Stiller ist Vertriebschef des Geretsrieder Unternehmens Tyczka Hydrogen. Die Firma wird im Güterverkehrszentrum eine Wasserstoff-Tankstelle errichten. Das Dach der bestehenden Tankstelle wird dafür verlängert, eine gekieste Fläche für die Technik ist freigeräumt, die Baufahrzeuge werden bald anrücken. 

Wasserstoff kann Energie auch an dunklen, windstillen Tagen liefern und das Klima schonen

Wasserstoff – seit die Energiewende in Deutschland Fahrt aufnimmt, ruhen große Hoffnungen auf dem Gas. Denn anders als der Strom von Sonne und Wind lässt sich Energie in Form von Wasserstoff auch für dunkle, windstille Tage speichern. Verbrennt er, fällt kein klimaschädliches CO₂ an. 

Für einen klimaneutralen Kontinent, für ein klimaneutrales Land haben die EU und die Bundesregierung eigene Wasserstoff-Strategien ausgearbeitet. Inzwischen sehen zahlreiche Unternehmen in unserer Region großes Potenzial in dem Thema. Schwaben ist dabei, zur Wasserstoff-Region zu werden. 

Christoph Stiller, Vertriebschef von Tyczka Hydrogen, fährt selbst ein Wasserstoff-Auto. Sein Unternehmen plant im Güterverkehrszentrum Augsburg eine Wasserstoff-Tankstelle für Lkw.
Foto: Michael Kerler

Christoph Stiller fährt selbst ein Wasserstoff-Auto, auch im Familienalltag. Der Hersteller Mercedes hatte es in einer kleinen Serie gebaut. Wie man es betankt, lässt sich im nahe gelegenen Derching im Kreis Aichach-Friedberg sehen. Die Säule ist größer als bei Benzin und Diesel, der Schriftzug H2 verrät, dass hier Wasserstoff zu bekommen ist. Stiller öffnet die Tankklappe am Heck, setzt einen Tankstutzen an, dann strömt gasförmiger Wasserstoff in die Behälter des Fahrzeugs. Rund drei Kilo Wasserstoff sind es nach zwei bis drei Minuten, genug für 300 Kilometer Fahrt.

Im Güterverkehrszentrum Augsburg entsteht eine Lkw-Tankstelle für Wasserstoff

Die Tankstelle im Güterverkehrszentrum wird dagegen nicht für Autos, sondern speziell für die Lkw-Betankung gebaut. Bis zu 500 Kilo Wasserstoff können pro Tag abgegeben werden. Üblicherweise tankt ein Brennstoffzellen-Lkw rund 30 bis 80 Kilo Wasserstoff, erklärt Stiller. Dies geschieht entweder mit 350 Bar Druck oder mit 700 Bar, worauf immer mehr Hersteller wie der US-Hersteller Nikola ihre Fahrzeuge auslegen. Nikola baut mit Iveco in Ulm Brennstoffzellen-Lkw. Beide Möglichkeiten werden im Güterverkehrszentrum geschaffen. Der Freistaat fördert die Tankstelle mit zwei Millionen Euro. 

Will Deutschland bis 2045 klimaneutral werden, muss sich der Schwerlastverkehr umstellen. Einen Lkw aber wie ein E-Auto mit Batterien zu bestücken, würde diesen sehr schwer machen, die Ladezeiten sind außerdem länger. „Wir sind überzeugt, dass im Langstreckenverkehr in Europa Wasserstoff eine große Rolle spielen wird“, sagt Stiller deshalb. Den Standort im Güterverkehrszentrum findet er ideal. Zahlreiche Logistikfirmen sind vor der Haustüre, die A8 bietet eine gute Verkehrsanbindung, der Wasserstoff-Lkw-Hersteller Quantron hat seinen Sitz ums Eck. 

An dieser Tankstelle im Güterverkehrszentrum in Augsburg plant die Firma Tyczka aus Geretsried eine Wasserstoff-Tankstelle.
Foto: Michael Kerler

Noch ist das Netz an Wasserstoff-Tankstellen für Lkw dünn. Nächste Standorte sind laut Tyczka in Stuttgart, Hofolding und Memmingen geplant. Jede neue Tankstelle macht die Technik aber attraktiver. „In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wird deshalb auch der Wasserstoff-Pkw ein Comeback erleben“, ist Stiller überzeugt. Derzeit haben Hersteller die frühere Entwicklungsarbeit zugunsten des E-Autos zurückgefahren.

Das Geretsrieder Unternehmen Tyczka hat viel Erfahrung mit Gasen

Tyczka – ausgesprochen in etwa „Tütschga“ – hat langjähriges Know-how mit Gasen. Gegründet hatte die Firma Georg Tyczka bereits 1924 in Weinhübl nahe Görlitz in Schlesien als Sauerstoffwerk. Seit 1962 hat sie ihren Sitz in Geretsried bei München. Traditionell lieferte das Unternehmen Propangas zum Beispiel für Feuerzeuge oder das Camping. Tyczka ist heute zudem einer der bundesweit führenden Spezialisten für Flüssiggas (LPG). Die Firma produziert und vermarktet auch Industriegase wie Sauerstoff, Stickstoff oder Argon. Im Jahr 2021 wurde der Geschäftsbereich Wasserstoff gegründet. Die Firma zählt rund 620 Beschäftigte, 18 Werke, betreibt über 500 Tankfahrzeuge und befüllt pro Jahr über fünf Millionen Gasflaschen.

Für das Klima ergibt die Umstellung nur Sinn, wenn die Lkw mit „grünem Wasserstoff“ gefahren werden, der mit erneuerbarem Strom von Sonne und Wind erzeugt wird. Wasserstoff lässt sich auch aus Erdgas produzieren, dann ist aber für das Klima nichts gewonnen. 

Tyczka wird im Güterverkehrszentrum solchen grünen Wasserstoff einsetzen. Erzeugt wird er zum Beispiel in Pfeffenhausen im Kreis Landshut. Dort befindet sich eine Elektroyse-Anlage im Bau, die hauptsächlich mit Solarstrom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet. Betrieben wird sie von der Hy2B Wasserstoff GmbH, zu der neben Tyczka andere Unternehmen wie die Baywa, die Kreise Landshut und München sowie drei Energiegenossenschaften gehören. Die Wasserstoff-Fabrik wird ebenfalls Anfang 2024 starten und 400 bis 700 Tonnen Wasserstoff im Jahr produzieren. 

Mit Sonnenstrom entsteht grüner Wasserstoff in Pfeffenhausen im Kreis Landshut

Der Wasserstoff wird in Pfeffenhausen erst in spezielle Trailer, also Lkw-Sattelauflieger, geladen und in das Güterverkehrszentrum gefahren – pro Ladung rund 1200 Kilo. Im Trailer sind zylindrische Tanks, die aus Kohlenstofffasern und einem Wasserstoff-undurchlässigen Kunststoff im Inneren bestehen, um dem hohen Druck standzuhalten und die den Wasserstoff daran hindern zu entweichen.

„Die Verluste bewegen sich damit im nicht messbaren Bereich“, sagt Stiller. „Man muss wissen, was man tut, dann kann man mit Wasserstoff sicher umgehen“, sagt er. 

Bald soll das Netz an Wasserstoff-Tankstellen dichter werden.
Foto: Michael Kerler

Dass Wasserstoff bald eine reale Option in der Energieversorgung wird, davon geht man auch bei Energie Schwaben aus (früher: Erdgas Schwaben). Noch ist es Erdgas, das man in den Verteilerstationen in den gelben Rohren rauschen hört, eines Tages könnte aber Wasserstoff durch das Netz fließen

„Wir machen unser Netz Wasserstoff-ready“, sagt Energie-Schwaben-Chef Markus Last. Die allermeisten Rohre unter der Erde – vorwiegend aus PE-Kunststoff – seien bereits dafür geeignet. „95 Prozent unserer Leitungen sind Wasserstoff-tauglich“, erklärt Last. Überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden müssen aber einige Verbindungselemente, vor allem Armaturen in Gasdruckregelanlagen. 

Energie Schwaben macht das Gasnetz bereit für Wasserstoff

Energie Schwaben geht bei der Umstellung auf ein Wasserstoff-fähiges Netz gebietsweise vor. Die Reihenfolge steht schon fest. Zuerst soll der Raum Günzburg komplett umgestellt sein, anschließend der Raum Nordschwaben, das Gebiet westlich von Augsburg und so fort. „Wir haben bereits angefangen, werden aber die finalen Festlegungen vom Gebäudeenergiegesetz berücksichtigen“, sagt Last. Die Gruppe versorgt über 120.000 Haushalte in unserer Region mit Gas. 

Wasserstoff kann damit eine Option für Heizungskunden werden. Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass bereits ab dem kommenden Jahr neue Heizungen möglichst zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden müssen. Im Neubau gilt dies als relativ leicht umsetzbar. Was aber ist mit bestehenden Gebäuden?

Wasserstoff als Alternative zu Wärmepumpen

„Gerade im Winter bei niedrigen Temperaturen verschlechtert sich der Wirkungsgrad von Wärmepumpen und man bräuchte gigantische Strommengen aus gesicherter Leistung“, merkt Last an. Grüner Wasserstoff böte ein Alternative zur Wärmepumpe, die Gasheizung hätte eine Zukunft: „Mit grünem Wasserstoff hätten wir eine hervorragende Lösung für den Gebäudebestand“, sagt Last. „Wasserstoff muss eine Rolle im Wärmemarkt spielen, das ist alternativlos“, ist er überzeugt.

Energie Schwaben will das Gasnetz fit für Wasserstoff machen.
Foto: Ulrich Wagner

Bereits heute weist das Etikett „H2 ready“ auf Gasheizungen darauf hin, dass sie mit einer 20-prozentigen Beimischung von Wasserstoff betrieben werden können. Ab 2025 sollen mit 100 Prozent Wasserstoff betreibbare Heizungen auf den Markt kommen. 

Aber ist grüner Wasserstoff nicht rar? Ist er nicht zu wertvoll, um einfach in Privathaushalten verbrannt zu werden? Sollte er nicht für Schlüsselbereiche wie die Stahlproduktion, die Luftfahrt oder den Lkw-Fernverkehr reserviert werden, wie es andere Fachleute fordern?

Grüner Wasserstoff könnte bald leicht verfügbar sein

Dass Wasserstoff rar ist, könne sich schnell ändern, meint Last. Erstens könne eine Förderung die Produktion schnell ankurbeln, ähnlich wie einst das Erneuerbare-Energien-Gesetz die Photovoltaik und Windkraft angekurbelt hat. „Deutschland muss jetzt mit der Förderung der Wasserstoff-Produktion beginnen, hier passiert zu wenig“, kritisiert er. Zweitens planen zahlreiche wind- und sonnenreiche Staaten wie Australien, Kanada oder Irland, in die Wasserstoff-Herstellung einzusteigen. Über die neuen Gas-Terminals an der Nordsee und am Mittelmeer könnte er nach Europa gelangen. Erdgas-Fernleitungsnetz-Betreiber Bayernets in München macht sich bereits heute intensiv Gedanken, wie Wasserstoff über große H2-Pipelines unter anderem aus dem Süden in den Freistaat kommen kann. 

Zudem kann kurzfristig auch Biogas helfen, Erdgas zu ersetzen und das Klima zu schützen. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die Anzahl der Anfragen zur Einspeisung von Biogas ins Netz stark angestiegen. Zu den bestehenden fünf Anlagen, die die Unternehmensgruppe betreibt, kommen in den nächsten zwei Jahren zwölf weitere Biogas-Einspeiseanlagen hinzu. Damit können in Zukunft rund 40.000 Haushalte mit Biogas beliefert werden, das zum Beispiel aus Gülle gewonnen wird.

Die Heizungspläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck kurbeln die Entwicklung an

Die Heizungspläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck bringen zusätzliches Tempo in die Entwicklung: Im Zuge des neuen Gebäudeenergiegesetzes sei die Energie-Schwaben-Gruppe aktuell dabei, ihren Netztransformationsplan für Wasserstoff zu überarbeiten. Noch in diesem Jahr soll ein Tarif mit 65 Prozent Biogas-Beimischung angeboten werden. „Wir werden jetzt alle Umstellprozesse bei unserer Netztochter maximal beschleunigen“, sagt Last. „Unser Ziel ist es, unseren Kundinnen und Kunden über unser Verteilnetz bereits 2035 reinen Wasserstoff anzubieten: Eine gewaltige Kraftanstrengung, der wir uns stellen werden.“

In unserer Region treiben längst mehrere Unternehmen das Thema voran. H-Tec Systems in Augsburg – eine Tochter von MAN Energy Solutions – baut Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung. Grünbeck in Höchstädt bietet Anlagen zur Wasseraufbereitung, die vor der Elektrolyse stattfinden muss. GP Joule in Buttenwiesen hat Erfahrung mit der Erzeugung von Wasserstoff mit Windstrom. Quantron in Gersthofen hat einen Schwerlaster mit Brennstoffzelle auf den Markt gebracht. Grob in Mindelheim bietet Maschinen zur automatisierten Fertigung von Brennstoffzellen. Dies sind nur einige Beispiele. 

Fabian Mehring, Freie Wähler: „Schwaben kann europaweit eine Spitzenregion für Wasserstoff werden“

In Bayern setzen sich die Freien Wähler stark für das Thema Wasserstoff ein. 300 Millionen Euro Fördermittel stellt der Freistaat bereit. Neben Pfeffenhausen sind auch in Franken und in Wunsiedel Parks zur Erzeugung von grünem Wasserstoff entstanden. Für Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ist Wasserstoff sei Jahren das Zukunftsthema schlechthin.

„In zehn bis 15 Jahren kann Wasserstoff der zentrale Energieträger sein“, sagt auch der nordschwäbische Landtagsabgeordnete Fabian Mehring. Der Zubau von Photovoltaik und Windkraft werde nicht alle Probleme der Energiewende lösen. „Erst Wasserstoff ermöglicht es uns, Energie vom Tag in die Nacht zu bekommen und vom Sommer in den Winter“, ist er überzeugt. Die Energiekrise 2022 habe ein Zeitfenster für den Umstieg in eine Wasserstoffwirtschaft geöffnet. 

Gerade in Schwaben sind die Möglichkeiten groß, ist Mehring überzeugt. Hier gebe es eine einzigartige Dichte an Firmen, die an Wasserstoff-Lösungen arbeiten. „Bringt man die Spieler zusammen, haben wir die riesige Chance, europaweit zur Spitzenregion für diese Technologie zu werden“, sagt er. Der Fokus müsse auf der Anwendung liegen. „Wasserstoff kann in Schwaben das sein, was die Textilindustrie früher für Augsburg war.“ 

In Gersthofen hat das Unternehmen Quantron einen Wasserstoff-Lkw entwickelt.
Foto: Andreas Lode

An der Industrie- und Handelskammer Schwaben ist inzwischen ein „Netzwerk Wasserstoff“ entstanden. Es hat rund 100 Mitglieder, darunter Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch Fachleute. „Es ist eines unserer lebendigsten Netzwerke überhaupt“, sagt Peter Stöferle, stellvertretender Leiter des Bereichs Standortpolitik. Alles hatte angefangen mit der Förderung für ein Wasserstoff-Boot auf dem Bodensee. Inzwischen bildet das Netzwerk die komplette Kette der Wasserstoff-Wirtschaft ab, von der Erzeugung in Elektrolyseuren über Know-how in der Wasserstoff-Produktion bis zu Anwendungen beispielsweise in der Logistik. „Die Aufbruchstimmung bei den Unternehmen ist da“, sagt Stöferle. 

An der IHK Schwaben bündelt das Netzwerk Wasserstoff über 100 Mitglieder

Sicher, aller Wasserstoff-Euphorie steht immer die Kritik gegenüber, dass dieser Bereich sehr ineffizient ist. Bei allen Umwandlungsschritten – vom grünen Strom zu Wasserstoff und in der Brennstoffzelle wieder zu Strom – geht Energie verloren. „Wir haben allerdings in Schwaben eine Industrie mit sehr hohem Energiebedarf, viele Prozesse sind sehr CO₂-intensiv“, sagt Stöferle. Dies gilt für Stahl-, Zement- oder Ziegelherstellung. „Will man das ändern, wird man ohne Wasserstoff nicht hinkommen“, erklärt er. Aus Sicht der IHK muss Schwaben deshalb an das überregionale Wasserstoff-Netz angeschlossen werden. Am weitesten gediehen sind Pläne für solche Netze in Norddeutschland. „Der Süden darf hier nicht abgehängt werden“, warnt Stöferle. Der Fernleitungsnetz-Betreiber Bayernets in München macht sich bereits heute intensiv Gedanken, wie Wasserstoff über große Gas-Pipelines aus dem Mittelmeerraum in den Freistaat kommen kann.

Der Ausbau der Autobahnen und der Schienenwege zwischen Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, Augsburg und Salzburg war bisher ein Kernanliegen der schwäbischen Wirtschaft. Nun muss auch an Wasserstoff gedacht werden. „Wir müssen den Schritt von der Technologie-Achse Süd zur Wasserstoff-Achse Süd gehen“, sagt Stöferle. 

Auch das Unternehmen Tyczka hat Pläne. „Wir werden weitere Produktionsanlagen und Tankstellen für Wasserstoff bauen“, sagt Stiller. „Der Markt ist gerade erst am Entstehen. Wir wollen ein Teil der Industrie sein, die hilft, den Schwerlastverkehr klimaneutral zu machen.“