Ab 2035 sollen in der EU keine Pkw-Neuwagen mit Vergasermotor mehr zugelassen werden, die klimaschädliches Kohlenstoffdioxid ausstoßen. Die Alternative sind batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge. Doch die Nachfrage nach E-Modellen ist derzeit in Deutschland und anderen europäischen Ländern verhalten. Das führt zur Verunsicherung bei den rund 850 Ausstellern aus 33 Ländern auf der Internationalen Zuliefererbörse (IZB) diese Woche in Wolfsburg. Inzwischen kämpfen mehrere Parteien gegen das Verbrenner-Aus. Ist die Elektro-Mobilität nur ein vorübergehender Hype?
„Im Gegenteil, das ist eine dauerhafte Entwicklung. Es ist realistisch, dass weltweit 2030 jedes dritte und 2035 jedes zweite neu verkaufte Auto einen Elektroantrieb haben wird“, sagt Ralf Spierling, leitender Vizepräsident bei der Robert Bosch GmbH. Der weltweit größte Automobilzulieferer beschäftigt im Werk Elchingen 2300 Menschen sowie an den Standorten Immenstadt und Blaichach zusammen rund 4200 Mitarbeiter. Spierling setzt vor allem auf den weltweit größten Automarkt China, wo im vergangenen Jahr 38 Prozent mehr E-Fahrzeuge als im Vorjahr gekauft wurden. Dort war 2023 bereits jeder dritte Neuwagen ein Stromer, Tendenz steigend. Auch in den USA stehen die Zeichen weiter auf E-Wachstum. Allerdings befürchten Kritiker, dass deutsche Hersteller und Zulieferer diese Entwicklung lange falsch eingeschätzt haben, sodass chinesische Hersteller immer größere Marktanteile bei den E-Modellen und ihren Komponenten erobern. Die Folge: Bei Bosch stehen rund 3000 Arbeitsplätze in der Automobiltechnik zur Disposition.
Hirschvogel rechnet mit ähnlichem Ergebnis wie im Vorjahr
Robert Savak, Einkaufschef bei dem 70.000 Mitarbeiter zählenden Zulieferer Dräxlmaier aus Vilsbiburg, betrachtet höhere Zölle gegen chinesische Einfuhren skeptisch: „Die werden uns nicht helfen. Wir brauchen andere Ansätze.“ Dazu zählt er, bei den eigenen Lieferanten stärker auf Länder wie Indonesien, Thailand, Indien und Vietnam zu setzen, um unabhängiger von chinesischen Partnern zu werden. Zudem müsse mehr Material aus der eigenen Region bezogen werden, um sich vor politischen Krisen und der Unterbrechung weltweiter Lieferketten zu schützen.
Die Hirschvogel Group aus Denklingen im Kreis Landsberg – dort arbeiten rund 2000 von insgesamt 5500 Beschäftigten - gilt als einer der größten Hersteller von massivumgeformten Stahl- und Aluminiumkomponenten für die Autoindustrie. In Wolfsburg präsentierte sie ihre neuesten Produkte aus den Bereichen Rotorwellen, Kühlkörper für Elektronik sowie Fahrwerks- und Karrosseriemodelle aus Aluminium. „Für E-Fahrzeuge fallen bestimmte Bauteile wie Einspritzkomponenten weg, dafür werden zum Beispiel für das Fahrwerk mehr Bauteile benötigt. Wir versuchen, dass sich das unter dem Strich ausgleicht. Ob das klappt, wissen wir in zehn Jahren“, sagt Claudia Frick aus dem technischen Vertrieb. Die aktuelle Nachfrageschwäche werde man überstehen – für dieses Jahr rechnet Frick mit einem ähnlichen Ergebnis wie im Vorjahr, als der Umsatz bei 1,2 Milliarden Euro lag.
Auch Stephan Verhuizen vom Vertrieb der KAP Surface Holding GmbH spricht trotz rückläufiger Nachfrage von guter Stimmung bei den Besuchern. Die Unternehmensgruppe, zu der die Heiche Bayern GmbH mit Sitz in Hunderdorf und Pilsting gehört, ist Spezialist für Oberflächenbeschichtung und Korrosionsschutz. „In E-Fahrzeugen werden immer mehr Platinen verbaut. Die Anforderungen an uns steigen, damit es nicht zu Kurzschlüssen kommt“, sagt Verhuizen, einer von rund 600 Beschäftigten in Deutschland. Er erwartet ab 2026 wieder eine bessere Entwicklung.
Preise für E-Autos könnten 2025 sinken
So lange können viele Unternehmen nicht warten. Bei der Brehm Präzisionstechnik aus Ulm ist man Zulieferer für Drehteile in Automatikgetrieben, die es in E-Autos nicht mehr gibt. Auf Initiative des Betriebsrates wurde ein Projekt gestartet, bei dem durch interne Workshops sowie Betriebsbesuche neue potenzielle Kunden aus Zukunftsbranchen für die Drehteile gefunden werden sollen. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat für dieses Transformationsprojekt 50.000 Euro bereitgestellt.
Als Argumente gegen E-Autos werden oft zu geringe Reichweite, schlechte Infrastruktur und hohe Preise genannt. Derzeit können Stromer in Deutschland an 135.000 Punkten geladen werden. Experten rechnen bis 2030 mit einem Bedarf von 420.000 Ladestationen. Beim Preis erwarten sie im kommenden Jahr Abschläge: Da die EU ab 2025 von den Herstellern deutlich niedrigere Kohlendioxid-Emissionen bei Neuwagen verlangt und ansonsten mit hohen Strafen droht, dürften Hersteller viele E-Modelle günstiger anbieten als bisher, zum Teil unter 20.000 Euro.
Danke, für den aufschlussreichen Artikel! >>Beim Preis erwarten sie im kommenden Jahr Abschläge: Da die EU ab 2025 von den Herstellern deutlich niedrigere Kohlendioxid-Emissionen bei Neuwagen verlangt und ansonsten mit hohen Strafen droht, dürften Hersteller viele E-Modelle günstiger anbieten als bisher, zum Teil unter 20.000 Euro. << In Erwartung (endlich) sinkender Preise, werden viele Kunden ihre Käufe von E-Autos aufschieben.
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