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Wohnwagen aus Schwaben: Fendt-Caravan baut ein rollendes Homeoffice

Foto: Fendt-Caravan

Für das Unternehmen Fendt-Caravan läuft es schon lange gut. Die Chefs glauben, dass die Branche in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Hans Frindte ist seit gut 40 Jahren im Wohnwagengeschäft tätig. Lange hat er als Händler Freizeitmobile von Fendt-Caravan verkauft, bis er vor zehn Jahren kaufmännischer Geschäftsführer des in Mertingen südlich von Donauwörth sitzenden Herstellers wurde. Der 63-jährige Oberbayer, der selbst gerne im Wohnwagen Urlaub macht, ist – was zumindest seine Branche betrifft – nicht leicht zu verblüffen. Einer Familie aus Berlin gelang es dennoch. Frindte traf sie im vergangenen Jahr auf dem Caravan Salon in Düsseldorf, der weltweiten Leitmesse des boomenden Wirtschaftszweigs. Fendt-Caravan hatte dort erstmals zwei Konzept-Modelle präsentiert, die Leben und Arbeiten verknüpfen, also auch als mobiles Homeoffice genutzt werden können. 

Die Mitglieder der Berliner Familie erklärten dem Fendt-Caravan-Geschäftsführer nun, er löse mit der Wohnwagen-Innovation drei Themen auf einmal für sie. Frindte fragte nach und erfuhr, dass die Familie mit zwei Kindern zwar ein kleines Haus mit Garten, aber keinen Platz für ein abgetrenntes Homeoffice hat. Sie könnten aber einen solchen Wohnwagen aus Schwaben in ihren Garten stellen. Damit wäre ein erstes Problem gelöst, zwei weitere würden folgen: Denn an den Wochenenden könnten etwa die Schwiegereltern im zusätzlichen Wohnwagen-Gästezimmer schlafen. Und in den Urlaub wollen die Berliner auch mit dem Multi-Funktions-Wohnwagen fahren. Frindte gibt zu: „Das hatten wir so nicht auf dem Schirm.“ Bald wuchs bei ihm und seinem für den technischen Bereich zuständigen Geschäftsführungskollegen Andreas Dirr und Marketingleiter Thomas Kamm der Entschluss, einen solchen Homeoffice-Caravan zu bauen.

Die Fendt-Caravan-Manager (von links) Andreas Dirr, Hans Frindte und Thomas Kamm blicken zuversichtlich in die Zukunft des Wohnwagenbauers.
Foto: Thomas Hilgendorf

Influencer sollen Wohnwagen von Fendt-Caravan kaufen

Bei einem Gang durch die Fertigung in Mertingen, dem einzigen Produktionswerk des Unternehmens, werden solche ersten „APERO #connect“ genannten Wohnwagen produziert, die in der Grundausstattung rund 33.300 Euro kosten. Auf knapp 13 Quadratmetern kann sich das bewegliche Arbeits- und Freizeitleben von Menschen abspielen, die das Privileg genießen, mit dem Laptop ihr Auskommen sicherzustellen. Im Grundpreis sind ein klappbarer Schreibtisch und ein Bürohocker enthalten. Eine leistungsfähige Internetverbindung fehlt nicht. Sonst ist das Gefährt ein vollständiger Wohnwagen mit Bett für zwei Personen, Sitzecke, Kocher, Kühlschrank, Spülbecken, Toilette, Waschbecken, Heizung und Schränken. Die Schwaben wollen digitale Nomaden, Influencer, Content Creators und andere hippe Zeitgenossen als neue Kundengruppe gewinnen. 

Frindte und sein 52-jähriger Kollege Dirr geben zu, nicht selbst auf die Idee gekommen zu sein, den für Fendt-Caravan revolutionären Schritt zu gehen. In der Coronazeit hatten sich Verantwortliche der US-Firma Cisco Webex aus einer Notlage heraus an die Marketing-Abteilung des bayerischen Wohnwagenherstellers gewandt. Denn in den harten Pandemiephasen war zwar die Nachfrage nach der Software der Entwickler von Videokonferenzen groß, die Amerikaner konnten das erklärungsbedürftige Produkt vor Ort aber nicht in Unternehmensräumen präsentieren. So bauten die Spezialisten von Fendt-Caravan einen Wohnwagen für den US-Riesen derart um, dass dort Platz für einen riesigen Monitor geschaffen wurde. Der mobile Ausstellungsraum wurde auf Parkplätzen oder auf dem Unternehmenscampus abgestellt. Interessenten konnten sich in ihm über die Vorzüge der Soft- und Hardware informieren. Frindte erinnert sich an die Zeit, „als es drunter und drüber ging“. In solchen Umbruchphasen entstünden eben kreative Lösungen.

Gerade in den Corona-Jahren war die Nachfrage nach Wohnmobilen groß

Dabei hätte es in Pandemiezeiten nahegelegen, dass Fendt-Caravan auf den Wohnmobilboom aufspringt und nach langer Abstinenz wieder in das Geschäft mit der Mischung aus Transporter und Wohnwagen einspringt. Nachgedacht haben die Firmenchefs darüber, schließlich rissen reisewillige Menschen in den Coronajahren Herstellern Reisemobile und Caravans aus den Händen. Frindte und Dirr analysierten schnell, dass es klüger sei, sich weiter allein auf Wohnwagen zu konzentrieren, weil in Zeiten chronischen Teilemangels die Hersteller der Grundfahrzeuge für Wohnmobile die immense Nachfrage nicht bedienen konnten und zunächst ihre angestammten Kunden versorgten. Die Fendt-Caravan-Manager verstehen das nicht als endgültige Absage an den interessanten Markt der Wohnmobile „Wir behalten den Bereich im Blick.“ Während der Pandemie hatten Frindte und Dirr ohnehin genug damit zu tun, dem ebenfalls deutlich anziehenden Wohnwagengeschäft gerecht zu werden. Sie mussten damit klarkommen, dass bestimmte Teile schwer zu beschaffen waren und die Preise für Holz, Kunststoff und andere Materialien immer mehr anzogen. Dennoch gelang es dem Unternehmen, im Geschäftsjahr 2021/2022 mit 9850 verkauften Wohnwagen einen Rekord aufzustellen. Zudem knackte die Firma erstmals die Umsatzmarke von 200 Millionen Euro. Bei Fendt-Caravan endet das Geschäftsjahr am 31. Juli.

Auch in der Nach-Corona-Zeit bleiben die Produkte des Unternehmens gefragt. Zuletzt wurden 9740 Fahrzeuge im Jahr verkauft. Trotz des leichten Rückgangs stieg der Umsatz noch einmal deutlich auf 236 Millionen Euro. Das Rätsel lässt sich aufklären: Fendt-Caravan hat etwas weniger günstige Einstiegsmodelle verkauft, aber deutlich mehr Wohnwagen der Oberklasse. Zudem musste die Firma aufgrund der stark gestiegenen Beschaffungspreise auch die Verkaufspreise entsprechend erhöhen und damit anpassen. Fendt-Caravan steht auf der Branchen-Rangliste sowohl in Deutschland als auch in Europa nach eigenem Bekunden auf Platz zwei. Nummer eins der Tabelle ist jeweils die Marke Hobby aus dem schleswig-holsteinischen Fockbek bei Rendsburg. Der schwäbische Wohnwagen-hersteller gehört seit 1998 zu der norddeutschen Hobby-Gruppe und nicht mehr zum bekannten Traktorenhersteller Fendt. Als das Unternehmen mit Werken in Marktoberdorf und in Asbach-Bäumenheim bei Donauwörth von dem US-Konzern AGCO übernommen wurde, verabschiedeten sich die neuen Eigentümer von der Wohnwagensparte. Heute sind Fendt und Fendt-Caravan getrennte Firmen. Doch die nordschwäbischen Werke der beiden Unternehmen liegen derart nah beieinander, dass es zumindest noch eine Verbindung gibt, teilen sich Fendt und Fendt-Caravan doch die Werksfeuerwehr. Auf alle Fälle sind der Traktoren- und Wohnwagenbauer in ihrer Branche jeweils Premiumanbieter, so wie Mercedes, Audi und BMW einen solchen Rang für sich in der Autowelt beanspruchen. 

Fendt-Caravan ist gut durch die Coronakrise gekommen. Auch heute steht das Unternehmen wirtschaftlich gut da.
Foto: Thomas Hilgendorf

Fendt Caravans kosten in der Grundausstattung zwischen 24.000 und 55.000 Euro. Gerade in der Coronazeit gönnte sich mancher Extras wie eine Dusche oder eine Klimaanlage. Dann kann ein solches mobiles Zuhause schon mal etwa 10.000 Euro teurer werden. Das Unternehmen investiert jedenfalls weiter kräftig in den Standort Mertingen, an dem rund 800 Frauen und Männer arbeiten, darunter etwa 700 in der Produktion. „Wir fühlen uns der Region verpflichtet“, versichern die Chefs und stecken derzeit allein 2,2 Millionen Euro in eine neue Seitenwandfertigung. Wand um Wand, Stück um Stück werden die Wohnwagen an drei Montagebändern zusammengebaut. Dafür ist viel Holz notwendig, das vor Ort mit Maschinen zurechtgeschnitten wird. Kunststoffteile werden eingesetzt, aber auch erstaunlich biegbares Styropor kommt zum Einsatz. Fendt-Caravan setzt auf Menschen mit handwerklichem Geschick, ob Schreiner oder Elektriker. 

Am Ende besteht die Kunst, einen Wohnwagen zu bauen, darin, auf gut 15 Quadratmetern durch geschickte Raumplanung eine Dreizimmerwohnung aus Küche, Bad und einem Wohn- und Schlafraum unterzubringen, ohne dass sich die Besitzer beengt fühlen. Frindte und Dirr glauben, dass ihre Branche nach 15 Jahren stetigen Aufschwungs während der Coronazeit und der dadurch bedingten Sonderkonjunktur „in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist“. Die Branche habe einen enormen Imagegewinn erzielt. Die Geschäftsführer hoffen, dass Vorurteile gegenüber Campern, wie sie einst vor allem von Fernsehsendern geschürt worden seien, der Vergangenheit angehören und die Urlaubsform nicht mehr so stark mit der Welt von Gartenzwergen, Muskelshirts und Bierdosen in Verbindung gebracht wird. „Das hat gar nichts mit der Realität von Menschen zu tun, die mit ihrem Wohnwagen nahe an der Natur sein wollen“, sagen sie. Schließlich hätten auch viele junge Familien die Vorzüge des Reisens mit Wohnwagen entdeckt. Sie genießen es, ihre Sachen immer dabei zu haben, nach der Devise: mein Bett, meine Sitzgruppe, meine Toilette.

Hat Fendt-Caravan die besten Jahre noch vor sich?

Hat die Branche die besten Jahre vor sich? Die Fendt-Caravan-Verantwortlichen glauben daran, lächeln und meinen: „Wir können uns nicht beschweren.“ Dabei sind die rollenden Behausungen aus Mertingen nicht nur in Europa gefragt, wo Fendt-Caravan als Marktführer in Frankreich mit seinen Oberklasse-Modellen traditionell besonders erfolgreich ist. Auch in Asien entdecken immer mehr Menschen die Freuden des Campens: So wandert inzwischen mancher Wagen aus bayerischer Produktion nach Südkorea, Japan, China und bald nach Taiwan. Auch in Neuseeland und Chile verkaufen die Schwaben – wie immer über Händler – Wohnwagen. Und diese lassen sich längst, nachdem sie von der Kupplung abgehängt wurden, per Rangierhilfe mit einer Fernbedienung sacht und präzise auf den Stellplatz positionieren. Dann kann der Urlaub beginnen. 

Es könnte indes sein, dass die beiden bedrohlichen „K’s“ unserer Zeit, Krise und Krieg, den Menschen die Reise- und damit auch Wohnwagenlust zum Schaden von Fendt-Caravan und anderen Herstellern verderben. Schließlich ist die Stimmung gerade in Deutschland nicht gut und die Wirtschaft wächst kaum. Noch gibt es allerdings keine Anzeichen, dass auch die Campingbranche in Nöte kommen könnte. Dirr ist überzeugt: „Die Leute wollen Urlaub machen. Das ist die deutsche Mentalität.“ Und viele Menschen haben sich hierzulande an die Vorzüge des Homeoffice gewöhnt, was Fendt-Caravan dank des neuen Angebots zugutekommen könnte. Ob das rollende Lebens- und Schlafbüro ein Nischenprodukt bleibt oder zu einer festen Größe im Unternehmen aufsteigt, ist offen.