Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Woche der Wärmepumpe : Eine Wärmepumpe auch für den Altbau?

Woche der Wärmepumpe

Eine Wärmepumpe auch für den Altbau?

    • |
    • |
    Wärmepumpen arbeiten effizienter, je besser der Wärmeschutz des Gebäudes ausfällt, etwa durch Dämmung und neue Fenster. Längst haben sie aber auch im Altbau ihre Berechtigung, sagen Fachleute.
    Wärmepumpen arbeiten effizienter, je besser der Wärmeschutz des Gebäudes ausfällt, etwa durch Dämmung und neue Fenster. Längst haben sie aber auch im Altbau ihre Berechtigung, sagen Fachleute. Foto: Laura Ludwig, dpa

    Ein derartiges Auf und Ab hat das sonst eher bodenständige Geschäft mit Heizungen selten erlebt: Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und die Energiepreisexplosion bei Gas und Öl hatten Wärmepumpen 2023 einen Boom erlebt. Die folgende Debatte um das Heizungsgesetz löste dagegen starke Verunsicherung aus, der Markt drehte sich, Öl- und Gaskessel waren wieder gefragt. Zur anstehenden „Woche der Wärmepumpe“ ein Überblick, wie die Lage aussieht, was die Technik auszeichnet und was eine Wärmepumpe kostet.

    Wie sieht der Heizungsmarkt aktuell aus?

    Der Modernisierungsschub ist vorerst abgeebbt. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie berichtet, dass der Absatz von Wärmeerzeugern im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 48 Prozent eingebrochen ist, er bewegt sich damit wieder im langjährigen Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2019. Der Verband schätzt, dass heuer insgesamt rund 200.000 Wärmepumpen installiert werden. Das Ziel der Bundesregierung, jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren, rücke damit in weite Ferne. Dabei seien inzwischen wieder hohe Förderungen für die Modernisierung möglich. „Trotz aller Verunsicherung, die durch die langwierige Debatte um das Gebäudeenergiegesetz ausgelöst wurde, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich mit der Heizungsmodernisierung zu beschäftigen“, sagt Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.

    Der Rückgang des Wärmepumpen-Absatzes ist nicht in allen Regionen gleich stark: „Die Nachfrage nach Wärmepumpen scheint in Norddeutschland stärker zurückgegangen zu sein als in Süddeutschland, die Wärmepumpe ist wohl auch in der Stadt stärker gefragt als auf dem Land“, sagt zum Beispiel Konstantin Hörmann, Geschäftsführer von Rex­roth Heizungsbau in Augsburg. „Für unseren Betrieb können wir keinen massiven Einbruch der Nachfrage sehen, das neue Förderprogramm mit dem Start im vergangenen Februar hat zu Beginn auch sehr viele Anfragen von Kunden ausgelöst.“

    Was zeichnet Wärmepumpen aus?

    Wärmepumpen funktionieren ähnlich wie ein Kühlschrank - „nur andersherum“, erklärt Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!): „Sie erwärmen das Haus innen und kühlen außen Luft oder Erdreich weiter ab. Wärmepumpen sind dabei sehr effizient, da sie aus der Energie von einem Teil Strom rund 3 bis 4 Teile Wärmeenergie erzeugen“, sagt er. Die Wärme kann aus der Luft (Luft-Wasser-Wärmepumpe), dem Boden (Sole-Wärmepumpe) oder zum Beispiel auch dem Grundwasser (Grundwasser-Wärmepumpe) gewonnen werden. Die Umwelt heizt damit praktisch das Haus mit. Im Jahr 2023 seien zu mehr als 90 Prozent Luft-Wasser-Wärmepumpen verkauft worden, sie dominieren den Markt.

    Die Luft-Wasser-Wärmepumpe funktioniert auch bei Frost, allerdings steigt dann der Strombedarf. „Den überwiegenden Teil des Jahres bis hinunter zu null Grad Außentemperatur können Luft-Wasser-Wärmepumpen sehr effizient betrieben werden“, sagt Sambale. Wenn es kälter wird, muss mehr Energie aus Strom aufgewendet werden. „Die Anzahl der wirklich kalten Tage mit Temperaturen im zweistelligen Minusbereich ist aber überschaubar“, sagt er.

    Welche Heizungen eignen sich für den Neubau?

    Neubauten müssen bestimmte Energiestandards einhalten, zudem ist die Verwendung von 65 Prozent erneuerbaren Energien Vorschrift. „Im Neubau sind Wärmepumpen deshalb sehr beliebt, zu rund zwei Dritteln werden sie dort eingesetzt“, sagt eza!-Chef Sambale. „Es fallen mit einer Wärmepumpe keine Kosten für einen Gasanschluss an, die Betriebskosten sind günstig“, erklärt er. „Da immer mehr Strom mit Sonne und Wind erzeugt wird, wird man in Zukunft immer besser damit auch Wärme aus erneuerbaren Energien bereitstellen können“, sagt Sambale. „Die Chancen, mit einer Wärmepumpe günstig heizen zu können, steigen, während die fossilen Energieträger Gas und Öl durch steigende CO2-Preise belastet werden.“

    Fossile Energieträger sind im Neubaubereich zwar noch möglich, dürfen aber nur noch in Hybridlösungen in Kombination mit erneuerbaren Energien genutzt werden.

    Ist eine Wärmepumpe auch etwas für den Altbau?

    Fachleute sagen ja. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme hat für 29 Luft-Wärmepumpen in Bestandsgebäuden zwischen Juli 2018 und Juni 2019 Jahresarbeitszahlen von 2,5 bis 3,8 erreicht, der Mittelwert lag bei 3,1. Das heißt, dass mit einem Teil Strom im Schnitt zusätzlich 2,1 Teile Umgebungswärme gewonnen wurden. Die zwölf beobachteten Erdreich-Wärmepumpen kamen auf einen Mittelwert von 4,1. Hier kam ein Teil Strom auf 3,1 Teile Umgebungswärme.

    „Die Ergebnisse aus den Studien verdeutlichen, dass Wärmepumpen als Wärmeerzeuger auch in Bestandsgebäuden zuverlässig funktionieren und ökologisch vorteilhaft sind“, schreibt das Fraunhofer-Institut. Eine neue Studie der Hochschule Kempten und eza! kommt zu dem Schluss, dass in Schwaben rund 75 Prozent des Gebäudebestandes mit Umweltwärme - also Wärmepumpen - beheizt werden könnten.

    Wie prüft man, ob mein Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist?

    Heizungsbau-Fachmann Konstantin Hörmann weist darauf hin, dass die Vorlauftemperatur des Wassers, das zum Heizkörper fließt, maximal 55 Grad betragen sollte. Bei einem Bestandsgebäude müsse man deshalb prüfen, ob bei dieser Temperatur das Haus auch bei sehr kalten Außentemperaturen beheizt werden kann. Eine Fußbodenheizung ist dafür nicht zwingend nötig: „Bei Bedarf können einzelne Heizkörper ausgetauscht, vergrößert oder verlängert werden“, sagt er. „Ein übliches 60er-Jahre-Einfamilienhaus, bei dem einmal die Fenster erneuert wurden oder ein Teil gedämmt ist, kann in der Regel gut mit einer Wärmepumpe beheizt werden“, lautet seine Erfahrung.

    Welche Kosten fallen für eine Wärmepumpe an?

    Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ist ab rund 30.000 Euro zu bekommen, das geben sowohl Heizungsfachmann Hörmann wie auch eza!-Chef Martin Sambale an. Die Kosten können aber auch bis zu 45.000 Euro betragen.

    Generell kommt es auf die Größe der Wärmepumpe und auf die Umfeldmaßnahmen an, also ob Öltanks entsorgt, Betonfundamente hergestellt oder Heizkörper getauscht werden müssen oder die Elektroarbeiten umfangreicher sind. Erdwärme- und Grundwasser-Wärmepumpen sind in der Regel teurer als Luft-Wärmepumpen. Hier kommen die Kosten für die Sondenbohrungen, Erdarbeiten oder den Brunnenbau dazu. „Bei Erdwärmepumpen kann man auch 60.000 Euro zahlen“, sagt Sambale.

    Welche Fördergelder gibt es?

    Bei einer Wohneinheit werden maximal 30.000 Euro gefördert. Die Basisförderung beträgt für jedes Gebäude 30 Prozent. Dazu kann es einen Effizienzbonus von 5 Prozent geben und einen Klimageschwindigkeitsbonus von 20 Prozent. Wer weniger als 40.000 Euro zu versteuerndes Haushaltsjahreseinkommen hat, kann nochmals von 30 Prozent Einkommensbonus profitieren. Nicht alle Boni können aufaddiert werden, maximal beträgt die Förderung 70 Prozent.

    Konstantin Hörmann nennt eine Beispielrechnung: Angenommen, eine Wärmepumpe kostet 35.000 Euro, dann erhält man für 30.000 Euro Fördergeld. Bei 55 Prozent Förderung (Basisförderung, Effizienzbonus, Klimageschwindigkeitsbonus), beträgt der Zuschuss 16.500 Euro, der Haushalt selbst trägt 18.500 Euro.

    Veranstaltungen in der Region:

    In der Region sind im Rahmen der bundesweiten Woche der Wärmepumpe vom 4. bis 10. November mehrere Infoveranstaltungen geplant: - 4. November, 18 bis 20 Uhr: Online-Infoabend für Hausbesitzer, Einwahldaten abrufbar unter eza-allgaeu.de/veranstaltungen/detail/woche-der-waermepumpe/ - 5. November, 19.30 bis 22 Uhr. Infoabend rund um die Wärmepumpe, Utting, Bürgertreff - 6. November, 14 bis 16 Uhr: Fachseminar Wärmepumpen in kommunalen Liegenschaften, eza!-Treff, Burgstraße 26a, 87435 Kempten - 6. November, 17 bis 19 Uhr: Fachseminar Wärmepumpe im Quartier und bei Mehrfamilienhäusern, gleicher Ort - 6. November, 18 bis 21 Uhr: Infoabend: Energiewende für alle, Lauingen (Donau), Berufsschule - 9. November, 10 bis 16 Uhr Wärmepumpen-Infotag Allgäu, Memmingen, Vöhlin-Gymnasium - 10. November, Allgäuer Hausbesichtigungstag, darunter mehrere Objekte mit Wärmepumpen-Heizung - Weitere Infos zur Woche der Wärmepumpe und zu den Veranstaltungen in Region unter www.eza-allgaeu.de/woche-der-waermepumpe oder unter www.wochederwaermepumpe.de - Konkrete Beratung zur Wärmepumpe bietet der Energieberatungsservice von Verbraucherzentrale Bayern und eza! an vielen Standorten im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung. Anmeldung und Information unter www.verbraucherzentrale-energieberatung.de, Telefon 0800/ 809 802 400 oder unter www.eza-energieberatung.de, Telefon 0831/ 960286-0.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden