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Wirtschaftspolitik: USA bremst Peking: Keine Dollars mehr für China-Chips

Wirtschaftspolitik

USA bremst Peking: Keine Dollars mehr für China-Chips

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    Techniker überprüfen eine Produktionslinie in einer Hightech-Fabrik in Zhejiang. Washington will US-Investitionen in chinesische Zukunftstechnologie deutlich erschweren.
    Techniker überprüfen eine Produktionslinie in einer Hightech-Fabrik in Zhejiang. Washington will US-Investitionen in chinesische Zukunftstechnologie deutlich erschweren. Foto: Han Chuanhao, dpa (Archivbild)

    Zwei Dinge waren dem hochrangigen amerikanischen Regierungsvertreter besonders wichtig, der am Mittwoch das jüngste Dekret von Präsident Joe Biden erläuterte: "Eng begrenzt" seien die neuen Restriktionen für amerikanische Hightech-Investitionen in China, betonte er. Und gleich zweimal setzte er hinzu: "Das ist eine Maßnahme zum Schutz der nationalen Sicherheit, nicht der Wirtschaft."

    In Washington ahnte man schon, dass das in Peking anders gesehen würde. Erstmals nämlich beschränkt die US-Regierung nicht nur den Export bestimmter Güter, sondern den Geldfluss und mögliche Kooperationen, die Chinas militärischer und spionagetechnischer Aufrüstung dienen könnten. Dazu sollen Investitionen amerikanischer Wagniskapitalgeber und Hedgefonds in die Entwicklung von Halbleitern, Mikroelektronik, Quanteninformationstechnologie und bestimmten Systemen der Künstlichen Intelligenz in dem asiatischen Riesenreich untersagt werden können. Finanzielle Engagements in einigen anderen Gebieten werden meldepflichtig. 

    Das Dekret soll erst 2024 formell in Kraft treten

    "Wir wollen China daran hindern, sich die fortschrittlichsten Technologien zu beschaffen und zu nutzen, um die militärische Modernisierung voranzutreiben und die nationale Sicherheit der USA zu untergraben", erläuterte der amerikanische Regierungsvertreter. Formell in Kraft treten wird das Dekret wohl erst im kommenden Jahr. 

    Die Beziehungen zwischen den USA sind nicht nur durch die angespannte Lage um Taiwan schwer belastet. Biden hat die von seinem Vorgänger Donald Trump verhängten Strafzölle in Kraft gelassen und milliardenschwere Investitionen in die US-Industrie angestoßen, um von Lieferketten aus China unabhängig zu werden. 

    Sehr zum Ärger pekings hat US-Präsident Joe Biden die restriktive China-Politik seines Vorgängers Donald Trump in weiten Teilen fortgeführt.
    Sehr zum Ärger pekings hat US-Präsident Joe Biden die restriktive China-Politik seines Vorgängers Donald Trump in weiten Teilen fortgeführt. Foto: Ross D. Franklin, AP, dpa

    In jüngster Zeit aber bemüht sich Biden, den Draht nach Peking zu stabilisieren. Er schickte seinen Außenminister Antony Blinken und Finanzministerin Janet Yellen auf diplomatische Missionen, in diesem Monat soll Handelsministerin Gina Raimondo folgen. Das Dekret wird nun veröffentlicht, während Biden gerade im Westen der USA die Erfolge seiner Industrie-Förderprogramme anpreist. 

    In Washington wird seit zwei Jahren über eine Einschränkung amerikanischer Investitionen in sensible Technologiebereiche in China gehadert. Das Thema ist komplex, weil bestimmte Dual-use-Produkte, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden können, schwer abzugrenzen sind. Auch politisch stellen sich heikle Fragen. So hätte das Pentagon die betroffenen Branchen gerne breit gefasst, das Finanzministerium drängte nach Medienberichten auf eine engere Definition. Diese Position hat sich durchgesetzt: Investitionen für Elektroautos oder die Biotechnologie sind von der Regelung nicht erfasst, was von den Republikanern im Kongress scharf kritisiert wird. 

    In Bidens Umfeld wird betont, dem Präsidenten gehe es um ein "De-Risking", nicht um ein "De-Coupling", also eine komplette Entkopplung der amerikanischen von der chinesischen Wirtschaft. Auf ähnliche Überlegungen in der Europäischen Union wird verwiesen, mit der man sich koordinieren will. Beim jüngsten G7-Gipfel in Hiroshima hatte es nur vage Absprachen gegeben. Ausdrücklich betonte der US-Regierungsvertreter: "Einige Verbündete wie Großbritannien und Deutschland haben angekündigt, dass sie die Entwicklung eigener ähnlicher Programme prüfen werden." 

    Die US-Investitionen sind ohnehin schon stark rückläufig

    Die Restriktionen fallen in eine Phase stark rückläufiger US-Investitionen in China. Waren im vierten Quartal 2021 noch rund 44 Milliarden Dollar aus den USA in China angelegt worden, so fiel die Summe im zweiten Quartal dieses Jahres auf 10,5 Milliarden Dollar. In der US-Regierung ist man jedoch überzeugt, dass es Peking nicht am Geld mangele: "Was sie nicht haben, ist Know-how", heißt es im Umfeld des Weißen Hauses. 

    Das Dekret soll nun verhindern, dass China jene sensiblen Technologien selbst produzieren kann, die es aufgrund früherer Einschränkungen nicht mehr aus den USA importieren kann. Doch Beobachter sehen in dem Dekret auch eine politische Botschaft: "Das ist ein unmissverständliches Signal an die amerikanische Wirtschaft, ihre Investitionen weg von China zu steuern", analysierte das Wall Street Journal.

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