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Konjunktur: Deutsche Wirtschaft wächst minimal - «Winterrezession droht»

Konjunktur

Deutsche Wirtschaft wächst minimal - «Winterrezession droht»

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    Etwas ausgabefreudigere Verbraucher stützen die deutsche Wirtschaft. (Archivbild)
    Etwas ausgabefreudigere Verbraucher stützen die deutsche Wirtschaft. (Archivbild) Foto: Christian Charisius/dpa

    Mini-Erholung statt Trendwende in der Wirtschaftskrise: Nach einem hauchdünnen Wachstum der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal und herab korrigierten Raten im Jahresverlauf droht Deutschland nach Einschätzung von Ökonomen eine Rezession im Winter. Zwar sorgten etwas ausgabefreudigere Verbraucher und gestiegene Staatsausgaben im Sommerquartal für ein kleines Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent.

    Doch mit dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA haben sich die Aussichten für die Konjunktur eingetrübt, während in Deutschland nach dem Bruch der Ampel-Koalition noch Monate bis zu einer neuen handlungsfähigen Regierung vergehen. Ökonomen senken bereits ihre Wachstumsprognosen für das kommende Jahr.

    «Deutschland befindet sich in einer quälend langen Stagnationsphase», schreibt DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. Auf den strukturellen Problemen bleibe man so lange sitzen, «bis die Politik den großen (Reform-)Wurf wagt». Zwar sei ein Schrumpfen der Wirtschaft im Sommer ausgeblieben, meint Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING Deutschland, «aber es droht eine Rezession im Winter».

    Deutsche Wirtschaft am Rande der Rezession

    Im dritten Quartal wuchs die deutsche Wirtschaft schwächer als gedacht. In einer zweiten Schätzung ermittelte das Statistische Bundesamt ein Wachstum von 0,1 Prozent zum Vorquartal - auf Basis vorläufiger Daten waren es immerhin 0,2 Prozent. Damit ist die deutsche Wirtschaft noch knapper einer Rezession entkommen als bisher angenommen und schneidet schlechter ab als andere Länder in Europa. «Das Plus im dritten Quartal dürfte zunächst erst einmal nur ein Ausreißer, nicht aber eine Trendwende gewesen sein», sagt Ökonom Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung.

    Bereits im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt gesunken. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wäre die deutsche Wirtschaft nach Definition von Ökonomen in eine «technische Rezession» gerutscht. Zudem schrumpfte die Wirtschaft im zweiten Quartal nach neusten, herab korrigierten Angaben der Statistiker mit minus 0,3 Prozent stärker als zunächst ermittelt (-0,1 Prozent). Die Förderbank KfW erwartet nun ein leichtes Schrumpfen der deutschen Wirtschaft 2024, für 2025 halbierte sie ihre Wachstumsprognose auf 0,5 Prozent.

    Verbraucher geben etwas mehr Geld aus

    Im dritten Quartal stützten ausgabefreudigere Verbraucher die Wirtschaft: Nach dem Abebben der Inflation und angesichts steigender Löhne sitzt das Geld bei vielen Menschen wieder etwas lockerer. «So gaben die Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem mehr für Verbrauchsgüter aus, beispielsweise für Nahrungsmittel und Getränke», schreibt das Statistische Bundesamt. Die Exporte sanken dagegen deutlich, auch die Investitionen in Ausrüstungen – vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – gingen zurück.

    Gegenwind für Schlüsselindustrien

    Die deutsche Wirtschaft bleibt damit in einer Schwächephase, die nach Einschätzung der Bundesbank im laufenden Schlussquartal anhalten dürfte. Immerhin: Eine Rezession «im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung» sah sie zuletzt nicht.

    Gegenwind für die deutsche Wirtschaft gibt es reichlich: Auf den Weltmärkten hat China als Wachstumstreiber an Schwung verloren, im Inland steigt die Zahl der Firmenpleiten. Zugleich sind die Exportaussichten für die Industrie trüb, vergleichsweise hohe Energiepreise und Bürokratie belasten den Standort Deutschland. Schlüsselindustrien wie Chemie und Autobau stecken in der Krise, der Wohnungsbau schwächelt. Der Zulieferer Bosch etwa plant den Abbau von rund 3.800 Stellen in Deutschland. Und der Industrieverband BDI erwartet, dass die Produktion der Industrie dieses Jahr um drei Prozent schrumpft.

    Helfen dürften der Konjunktur sinkende Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, sie machen Kredite für Unternehmen und Verbraucher tendenziell günstiger. Doch bis sich Zinssenkungen in der Realwirtschaft niederschlagen, vergeht Zeit.

    Viel Unsicherheit wegen Trump und Ampel-Aus

    Zudem ist die Unsicherheit mit dem Wahlsieg von Trump und dem Ampel-Aus noch gewachsen. Sollte Trump wie angekündigt die Zölle auf Importe aus Europa auf 10 bis 20 Prozent erhöhen, dürfte das die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders treffen. Zum Vergleich: In Trumps erster Amtszeit lag der durchschnittliche Zollsatz der USA nach Angaben der Commerzbank bei etwa 3 Prozent. Ökonomen befürchten Handelskonflikte. Die Zollpläne von Trump könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten, warnt Bundesbank-Präsident Joachim Nagel.

    Kaum Erholung 2025 erwartet

    Für die deutsche Wirtschaft kommen Trumps Pläne zu denkbar ungünstiger Zeit. Die Bundesregierung erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt 2024 das zweite Jahr in Folge leicht schrumpft und erst 2025 um 1,1 Prozent wächst. Die «Wirtschaftsweisen» dagegen erwarten nur 0,4 Prozent Wachstum im kommenden Jahr.

    Umso mehr setzen Ökonomen auf Reformen. ING-Ökonom Brzeski meint: «Die deutschen Wachstumsaussichten werden stark von der Fähigkeit der neuen Regierung abhängen, die heimische Wirtschaft angesichts eines möglichen Handelskriegs und einer noch strengeren Industriepolitik in den USA zu stärken.»

    Die deutsche Wirtschaft bleibt in einer Schwächephase. (Archivbild)
    Die deutsche Wirtschaft bleibt in einer Schwächephase. (Archivbild) Foto: Bernd Weißbrod/dpa
    Auch die Baubranche steckt in der Krise. (Symbolbild)
    Auch die Baubranche steckt in der Krise. (Symbolbild) Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
    Die deutsche Wirtschaft schwächelt - die Exportaussichten haben sich eingetrübt. (Archivbild)
    Die deutsche Wirtschaft schwächelt - die Exportaussichten haben sich eingetrübt. (Archivbild) Foto: Sina Schuldt/dpa
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