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Wirtschaft: Kommt jetzt doch die Pleitewelle?

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Kommt jetzt doch die Pleitewelle?

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    In unserer Region meldete zuletzt Weltbild Insolvenz an. Es ist nicht das einzige Unternehmen in der Krise.
    In unserer Region meldete zuletzt Weltbild Insolvenz an. Es ist nicht das einzige Unternehmen in der Krise. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Der spektakulärste Fall war zuletzt die Pleite des Kaufhaus-Konzerns Galeria, der letztlich neun Filialen zum Opfer fallen, darunter auch das Haus in Augsburg. Aber auch der Modehändler Esprit und der Online-Versand Weltbild haben Insolvenz angemeldet. Die Krise des Reisekonzerns FTI traf zahlreiche Urlauber. In Deutschland steigt die Zahl an Insolvenzen. Im Mai haben 25,9 Prozent mehr Firmen Regelinsolvenz angemeldet als vor einem Jahr, berichtet das Statistische Bundesamt. Und im ersten Quartal gingen 5209 Unternehmen pleite - 26,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

    "Wir haben eine lange Zeit der Krisen hinter uns", erklärt Professor Timo Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturforschung am Ifo-Institut. "Die Coronakrise, die Energiekrise und die Inflationskrise ergeben vier Jahre, in dem die Wirtschaft gebeutelt wurde. Das geht mit Veränderungen einher." Der Handel habe in der Pandemie einen Digitalisierungsschub erlebt, Geschäfte vor Ort gerieten unter die Räder. Der Weg zur E-Mobilität hat die Autobranche auf den Kopf gestellt. "In der

    Creditreform: "Der Trend bei den Insolvenzen wird sich fortsetzen"

    Ein rasche Kehrtwende erwarten Fachleute nicht: "Der Trend bei den Insolvenzen wird sich fortsetzen", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei dem Bonitätsprüfer Creditreform. Die Zahl sei zwar niedriger als in der Finanzkrise 2009, es seien aber vermehrt größere Unternehmen betroffen. "Der Schaden pro Insolvenz und die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze ist größer", sagt er. Zudem sind Insolvenzen nur ein Teil der Schließungen. 

    Noch mehr Unternehmensschließungen

    Manche Unternehmen machen von sich aus, zum Beispiel, weil sie keinen Nachfolger finden oder sich das Geschäft nicht mehr lohnt. Im Jahr 2023 hätten in Deutschland rund 176.000 Unternehmen geschlossen, berichtet das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim zusammen mit Creditreform, dies sei ein Anstieg um 2,3 Prozent. Insolvenzen machten davon nur rund ein Zehntel aus. "Der inhabergeführte Herrenausstatter, der Italiener um die Ecke oder der Traditionsfriseur sind die sichtbarsten Opfer der sich verschlechternden Wirtschaftslage", so das ZEW. "Das Alarmierende ist, dass aber auch die Zahl der Schließungen im verarbeitenden Gewerbe, vor allem in den energieintensiven und forschungsintensiven Branchen, zunimmt", sagt ZEW-Forscherin Sandra Gottschalk. Die Industrie gilt als Herz der deutschen Wirtschaft. 

    Bertram Brossardt, vbw: "Deutschland braucht eine Kurskorrektur"

    Dort ist man deshalb alarmiert: "Mit dem Anstieg der Insolvenzzahlen manifestiert sich der Eindruck, dass Deutschland dringend eine Kurskorrektur braucht", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. "Wir müssen jetzt die Energiekosten senken, wir müssen gegen die überbordende Regulierung vorgehen und endlich überflüssige Bürokratie abbauen", sagt er. "Auch die stark gestiegenen Arbeitskosten sind ein elementarer Standortnachteil. Nur ein wettbewerbsfähiger Standort lässt Unternehmen erfolgreich wirtschaften, damit sieht es aber immer schlechter aus."

    Einen Hoffnungsschimmer aber gibt es auch: "Es werden auch neue Gewerbe angemeldet", sagt Ifo-Forscher Wollmershäuser. Die Zahl der Anmeldungen liegt über der Zahl an Abmeldungen. 

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