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Wirtschaft in China: Nach „Null Covid“ bleibt die Stimmung in China unter null

Wirtschaft in China

Nach „Null Covid“ bleibt die Stimmung in China unter null

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    Deutsche Unternehmen in China blicken pessimistisch in die Zukunft.
    Deutsche Unternehmen in China blicken pessimistisch in die Zukunft. Foto: Soeren Stache, dpa

    Die Goldgräberstimmung der deutschen Unternehmen in China ist bereits seit einigen Jahren vorbei. Nun jedoch bahnt sich ein handfester Kater an: Mehr als die Hälfte der Firmen erwartet dieses Jahr eine „unveränderte oder schlechtere“ Branchenentwicklung. Diese Kernbotschaft geht aus einer alljährlichen Umfrage der deutschen Handelskammer in Peking hervor.

    "Die Stimmung ist nicht so optimistisch wie erhofft", sagt Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Kammer. "Und sowohl die langsame wirtschaftliche Entwicklung als auch die geopolitischen Spannungen haben die Hoffnung auf eine Verbesserung des Geschäftsumfelds relativiert."

    Nur noch die Hälfte der Unternehmen will noch in China investieren

    Vergleicht man die Zahlen mit denen vom Vorjahr, als die Volksrepublik noch tief in den Lockdown-Kaskaden ihrer „Null Covid“-Strategie gefangen war, hat sich seither keine Verbesserung der Stimmung eingestellt. Im Gegenteil: Teilweise ist die Erwartungshaltung der deutschen Firmen in China noch etwas negativer ausgefallen.

    Dies zeigt sich unter anderem bei der Investitionswilligkeit: 2020 gaben 70 Prozent an, in den nächsten zwei Jahren mehr im Reich der Mitte investieren zu wollen, nun sind es noch 50 Prozent. Als Beruhigung fährt die chinesische Regierung eine Charme-Offensive: Deutschen Delegationen wird in Peking derzeit der sprichwörtlich rote Teppich ausgerollt, hochrangige Gesprächstermine gewährt und stets die Bereitschaft zum gemeinsamen Wirtschaften zugesichert. Die Botschaft lautet: Das alte pragmatisch agierende China ist nach drei Jahren "Null Covid"-Isolation wieder zurück. 

    Gleichzeitig ist klar, dass es ein einfaches "Business as usual" geben wird: Nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich Xi Jinping rhetorisch an die Seite Wladimir Putins gestellt, und er droht gegenüber der demokratisch regierten Insel Taiwan immer wieder mit militärischen Mitteln. Das bedeutet allerdings nicht, dass deutsche Unternehmen tatsächlich einen Abzug aus China in Erwägung ziehen: „China ist für die deutschen Unternehmen der wichtigste Handelspartner“, sagt Peter Adrian, Präsident der deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). 

    Experte: Chinas Wirtschaft leidet unter Xis Ideologie

    In der Volksrepublik selbst hat sich unter vielen deutschsprachigen Wirtschaftsvertretern ein tief verankerter vorauseilender Gehorsam eingebürgert. Offene Kritik hingegen wird nur von den wenigsten ausgesprochen. Eine Ausnahme war stets Jörg Wuttke: Der mehrfache Präsident der europäischen Handelskammer, der mit Unterbrechungen bereits seit Mitte der Achtzigerjahre in Peking lebt, zog zuletzt ein ernüchterndes Fazit über die Entwicklungen der letzten Jahre: Im China unter Staatschef Xi Jinping sei wieder politische Kontrolle und Ideologie in den Vordergrund gerückt, während der ökonomische Pragmatismus darunter leidet. 

    Jugendarbeitslosigkeit in China steigt auf über 20 Prozent

    Dies lässt sich auch an den zuletzt enttäuschenden Wirtschaftszahlen ablesen: Chinas Außenhandel ist seit Jahresanfang um über sechs Prozent zurückgegangen, die Ausfuhren des Landes brachen im Mai unerwartet stark um 7,5 Prozent ein. Für deutsche Unternehmen bedeutet dies zwar, dass die Attraktivität des chinesischen Marktes deutlich verblasst, jedoch seine grundsätzliche Stellung nicht verlieren wird. Für die chinesische Jugend hingegen ist die Verlangsamung des Wachstums ein deutlich schwerwiegenderes Problem: Erstmals seit der landesweiten Erhebung ist die urbane Jugendarbeitslosigkeit in diesem Frühjahr auf über 20 Prozent gestiegen, die Dunkelziffer dürfte gar noch empfindlich höher liegen. Für die 11,6 Millionen Universitätsabsolventen wird es also diesen Sommer so schwer wie seit Jahrzehnten nicht mehr, einen adäquaten Job zu finden. 

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