Die Ermittlungen gegen den in Augsburg-Gablingen in Untersuchungshaft sitzenden Manager ziehen sich schon lange hin. Nun hat das Handelsblatt berichtet, dass die Staatsanwaltschaft München Anklage gegen Markus Braun, den früheren Chef des bayerischen Online-Zahlungsdienstabwicklers Wirecard, erhoben hat. Das wurde unserer Redaktion am Sonntagabend auch anderweitig von mit dem Fall „Wirecard“ vertrauten Personen bestätigt. So wird dem 52-Jährigen auf 480 Seiten vorgeworfen, Konzernvermögen veruntreut und gewerbsmäßigen Bandenbetrug begangen zu haben. Ferner hält die Staatsanwaltschaft dem Manager Bilanzfälschung und die Manipulation des Aktienkurses von Wirecard vor.
Wenn es zu einem Verfahren und dann auch noch zu einer Verurteilung kommen sollte, droht Braun eine langjährige Haftstrafe. Der frühere Wirecard-Chef hatte im vergangenen Jahr vorübergehend gehofft, aus der U-Haft freizukommen. Nach Informationen unserer Redaktion war der Beschuldigte, um zu seiner Familie und der noch kleinen Tochter zurückzukehren, bereit, dafür massive Meldeauflagen zu erfüllen, ja „eine Fußfessel zu tragen“. Doch diese Hoffnungen Brauns sollten sich nach einem Haftprüfungstermin nicht erfüllen.
Noch immer fehlt im Wirecard-Skandal jede Spur von Jan Marsalek
Der Ex-Wirecard-Boss wollte mit dem Angebot, eine Fußfessel zu tragen, deutlich machen, dass bei ihm keine Fluchtgefahr wie bei seiner einstigen rechten Hand, Jan Marsalek, 41, bestehe. Letzterer ließ sich trotz intensiver weltweiter Fahndung noch nicht aufspüren. Zuletzt legten Recherchen dieser Redaktion nahe, er könnte sich in Dubai aufhalten. Nach wie vor gibt es aber auch Gerüchte, dass Marsalek in Russland im Dunstkreis des Präsidenten Wladimir Putin in Gewahrsam ist. Doch bislang fehlt jedes Lebenszeichen des Mannes, der eine wichtige Rolle in dem großen Wirtschaftsskandal spielt.