Die deutsche Autoindustrie fährt in die Krise. Die Marke Volkswagen hat ein massives Kostenproblem, verkauft zu wenige Fahrzeuge und muss sich mit einer mickrigen Rendite von zuletzt 2,3 Prozent begnügen. Am Mittwoch sprechen die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite über das VW-Problem. Auch Mercedes wird nicht den von Konzern-Chef Ola Källenius geschürten hohen Erwartungen als Luxus-Konzern gerecht. Der Manager musste den Aktionären gestehen, dass die Gewinnziele deutlich verfehlt wurden. So lädt Wirtschaftsminister Robert Habeck am Montag zum Auto-Gipfel ein. Was muss passieren, damit die Branche wettbewerbsfähiger wird? Diese fünf Strategien können helfen:
Der Staat muss die Elektromobilität wieder stärker fördern
Professor Stefan Bratzel hat schon am Auto-Gipfel im November 2023 Vertreten der Bundesregierung erklärt, was passieren muss, damit die Autoindustrie die Transformation vom Verbrenner- in das Elektrozeitalter bewältigt. Damals rechnete er Politikern vor, wie weit Deutschland vom ehrgeizigen Ziel entfernt ist, dass bis 2030 rund 15 Millionen Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind. Der Branchenkenner geht davon aus, es würden höchstens acht Millionen.
Heute ärgert sich der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach: „Wir haben seit dem Auto-Gipfel viel Zeit verloren, nichts ist passiert – und wenn nur Nachteiliges für die Autoindustrie.“ Hier spielt Bratzel darauf an, dass Ende 2023 die Kaufprämie für Elektroautos überraschend auslief. Er hält den Schritt für einen großen Fehler, der zur Kaufzurückhaltung geführt habe. Gegenüber unserer Redaktion fordert der Experte: „Wir sollten diese Prämie wieder einführen und dann schrittweise reduzieren. Denn mit einem solchen Umwelt-Bonus lassen sich am besten Kaufimpulse setzen.“
Die Prämie muss seines Erachtens nicht mehr so hoch wie einst sein, aber verlässlich gewährt werden. Die bisher von der Bundesregierung zugesagten steuerlichen Verbesserungen für elektrische Dienstwagen reichen demnach nicht aus, um dem Wirtschaftszweig Aufwind zu geben.
Die Autoindustrie braucht endlich verlässliche Vorgaben durch die Politik
Wer mit Managern des Wirtschaftszweigs spricht, wird auf einen Standort-Nachteil für die Autoindustrie hingewiesen: So ist der Unmut gegenüber Politikern, ob auf nationaler und europäischer Ebene groß, weil die Autobauer Rückenwind für den Wandel zur E-Mobilität vermissen. Vertreter von Herstellern fordern klare Vorgaben und deren konsequente Einhaltung. Verantwortliche der Branche halten es überwiegend für kontraproduktiv, wenn Politiker Ziele wie das auf europäischer Ebene beschlossene Verbrenner-Aus ab 2035 infrage stellen. „Das ist eine blöde Diskussion. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sollte endlich aufhören, über dieses Thema zu reden“, sagt Deutschlands bekanntester Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit unserer Redaktion.
Der CSU-Chef hatte betont: „Das grundlegende Verbrenner-Verbot muss weg. Wir setzen auf Technologieoffenheit statt Ideologie.“ Auch E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, wie Wasserstoff würden große Potenziale für klimafreundliche Mobilität bieten. Nach der Argumentation von Dudenhöffer würde ein Aufweichen des Endes für die Zulassung neuer Verbrenner-Autos Unternehmen bestrafen, die mit großer Anstrengung sich auf das Datum vorbereiten.
CO₂-Vorgaben für 2025 dürfen nicht entschärft werden
Dudenhöffer rät den Verantwortlichen in Brüssel und Berlin, an China Maß zu nehmen, was die Förderung der E-Mobilität betrifft. Statt Zölle auf die Einfuhr von Stromern aus dem asiatischen Land zu verhängen, wäre es sinnvoller, in Europa eine langfristig ausgerichtete Elektroauto-Politik wie eben in China zu betreiben. Wieder geht es um Verlässlichkeit. So spricht sich der Auto-Experte dagegen aus, die im Jahr 2025 strenger werdenden EU-CO₂-Vorgaben aufzuweichen.
Nach jetzigem Stand drohen Auto-Konzernen happige Strafen, wenn sie die Klima-Ziele nicht erfüllen. So meldete sich Verkehrsminister Volker Wissing warnend zu Wort und forderte, dass diese Ziele auch wirklich umsetzbar sein müssten. Die BMW-Chefs hingegen zeigen sich entspannt: Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren die CO₂-Vorgaben stets übererfüllt und sei zuversichtlich, die verschärften Flottenziele auch für 2025 zu erreichen. Für eine Anpassung der Vorgaben sehen die Münchner im Gegensatz zu VW keine Notwendigkeit. Sie haben anders als Wettbewerber ihre Hausaufgaben gemacht.
Politik und Gewerkschaften sollten den Standort Deutschland attraktiver machen
Professor Bratzel fordert einen „Deutschland-Pakt“ für die deutsche Wirtschaft und insbesondere die Autoindustrie. Die im internationalen Vergleich zu hohen Arbeitskosten müssten gesenkt werden. Dabei ist die Politik auf die Sozialpartner, vornehmlich die IG Metall angewiesen. Doch der Auto-Experte kritisiert: „Die Forderung der Gewerkschaft nach 7,0 Prozent mehr Lohn passt nicht in diese Zeit.“ Professor Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, nennt weitere bremsende Faktoren wie die zu hohen Energiepreise und die ausufernde Bürokratie. Erschwerend komme hinzu, dass in China die Autoindustrie subventioniert wird. Politik und Gewerkschaften haben demnach in Deutschland einiges zu tun.
Kriselnde Auto-Konzerne wie Volkswagen müssen ihre Hausaufgaben machen.
Fehler der Politik können die Krise einiger deutscher Autobauer nur zum Teil erklären. Denn wie der Fall „Volkswagen“ zeigt, hat das Unternehmen reichlich Fehler gemacht, die jetzt wehtun. Dazu zählen die zum Teil unattraktiven Elektroautos. Für Dudenhöffer ist es auch falsch, dass der Konzern über die Tochter Cariad eigene Software-Lösungen entwickelt. Das führte immer wieder zu Verzögerungen.
Besser wäre es aus Sicht des Auto-Spezialisten gewesen, wenn VW sich bei der Digitalisierung stärker auf amerikanische Spezialisten stützen würde. Volkswagen-Betriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo nennt weitere hausgemachte Volkswagen-Fehler: Der Vorstand habe unter dem einstigen Chef Herbert Diess Hybrid-Autos für eine Nische gehalten, die rasch überholt sei. Die Arbeitnehmer-Vertreterin sagt: „Das Gegenteil sei jetzt der Fall – und wir stehen weitgehend blank da.“ Sie bemängelt auch, dass „günstige Elektromodelle noch komplett fehlen“. Wie viele Auto-Konzerne hat VW sich zunächst überwiegend auf größere Elektro-Fahrzeuge konzentriert. Hinzu kommt, dass chinesische Autobauer wie BYD früher Batterie-Technologien entwickelt und sich dadurch, was Technologie und Kosten betrifft, einen Vorsprung erarbeitet haben.
man muss sich auch mal fragen warum die Autos in Deutschland so teuer sind ? der VW golf Kostet in Marocco 13000 euro weniger als in Deutschland !! kommt aber aus der selben Fabrik und hat die gleiche Ausstattung !! der import nach Italien kostet mit Zulassung 1200 euro !! na da kann man mal sparen !1 und für solch einen Humbug kassieren die Vorstände dann noch Boni in Millionen Höhe !! kein wunder das die deutschen sich dann nicht mehr Melken lassen und Günstige Autos aus dem Ausland kaufen
Nicht zu vergessen die milliardenschweren Auszahlungen an die Aktionäre, 2023 4,5 Milliarden Euro und die Prämien an die Mitarbeiter, über eine Milliarde Euro.
VW hat in China 33 Werke, in Deutschland nur einen Bruchteil davon. Wenn es VW insgesamt schlecht geht, was hat das mit der deutschen Regierung zu tun ? Meine (freie) Werkstatt empfiehlt japanische Modelle, da weniger reparaturanfaellig und etwas guenstiger ? Noch Fragen ?
Da frage ich mich schon warum genau das Auto das massenhaft gewollt wurde eingestellt worden ist. Massentauglich und genug Reichweite für die meisten Erledigungen sowie bezahlbar, eingestellt ebenso wie die spanischen und tschechischen Brüder. Mit dem e-R5 bring Renault für nur wenig mehr einen mit doppelter Batteriekapazität und bidirektionalem Laden, da geht es es doch auch.
E-PKWs sind immer noch zu teuer, die Ladeinfrastruktur immer noch teilweise recht dürftig. Das ganze E-Auto-Gedöns wurde lieblos gegen den Willen und Bedenken Vieler übers Knie gebrochen, vor allem scheint der engmaschige Aufbau der Ladeinfrastruktur für die Grünideologen einfach nicht mehr sexy genug zu sein, um sich weiter darum zu kümmern: Zu wenig Ladestellen, viele nicht funktionsfähig. Die einseitige Konzentration Grüner auf E-Autos zu Ungunsten anderer Antriebstechniken und Kriminalisierung und Ausbremsung von Verbrennerfahrern ruiniert die Autoindustrie und vergrätzt die Bürger resp. Wähler.
Ein Tempolimit schon vor 5 Jahren wäre genau das richtige gewesen um die deutschen Autobauer frühzeitig vom hohen Ross zu holen. Kleine und leichte E-Fahrzeuge wären mitsamt ausgereifter Akkutechnik jetzt vorhanden. Viele Bürger und Politiker haben dies bis heute nicht geschnallt. Jetzt wird gejammert und der Steuerzahler wird wohl wieder mal für bescheuerte Ausreden zum Tempolimit blechen müssen. Es wird dem deutschen Industriestandort sehr weh tun. Auf die eingestellte Förderung für E-Fahrzeuge zu schieben ist lediglich Augenwischerei, denn das Geld dafür ist nun mal nicht vorhanden und wird außerdem für die marode Infrastruktur benötigt. Ob die Union in Zukunft bessere Ideen hat als vor 5 Jahren kann durchaus bezweifelt werden.
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