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Wie das Unternehmen Collomix mit Rührgeräten den Weltmarkt aufmischt

Bayerns Mutmacher

Mit der richtigen Mischung an die Weltspitze

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    Bei der Firma Collomix werden Rührgeräte und Mischmaschinen hergestellt.
    Bei der Firma Collomix werden Rührgeräte und Mischmaschinen hergestellt. Foto: Bernd Ducke, Collomix

    Wer einen Kuchen oder ein Brot backen will, muss zuerst einen homogenen Teig herstellen. Dafür müssen alle Zutaten miteinander vermengt werden - am besten so, dass keine Klümpchen entstehen. In der Küche verwendet man dazu einen Quirl. Die Werkzeuge der Gaimersheimer Firma Collomix funktionieren nach dem gleichen Prinzip und erfüllen denselben Zweck: das Mischen und Verrühren verschiedener Materialien. Die Geräte sind allerdings deutlich größer als ein herkömmlicher Quirl, sie kommen auf Baustellen zum Einsatz - und das Ergebnis des Mischvorgangs ist wenig schmackhaft. Denn anstatt aus Mehl, Eiern und Butter eins zu machen, rühren die Werkzeuge von Collomix Farben, Mörtel und Kleber an. Seine Mischmaschinen und Rührstäbe verkauft das mittelständische Unternehmen von seinem Sitz im oberbayerischen Landkreis Eichstätt aus in 50 Länder auf der ganzen Welt.

    Ein Biegeautomat formt die Rührer
    Ein Biegeautomat formt die Rührer Foto: Bern Ducke, Collomix

    Collomix ist ein familiengeführtes Unternehmen in zweiter Generation. Inzwischen arbeiten dort rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 14 Nationen, so gut wie alle wohnen in der Region. Die Frauenquote liegt laut Unternehmen bei 44 Prozent - ungewöhnlich hoch für einen Fertigungsbetrieb. Rund 35 Millionen Euro Umsatz mache man jährlich, sagt Herbert Geier, der seit 34 Jahren bei Collomix tätig ist und den Bereich Produkt-Marketing leitet. Mit weltweit einzigartigen Fertigungsautomaten produziere man mehr als eine Million Rührer, rund 65.000 Elektrowerkzeuge und knapp 5000 Mischmaschinen pro Jahr, fährt Geier fort. Kunden seien sowohl der Fachhandel als auch die Industrie und das Baugewerbe.

    Die Firma Collomix wurde 1974 in Ingolstadt gegründet

    Die Geschichte der Firma begann vor 50 Jahren. Damals kamen in der Bauchemie Trockenfertigmischungen auf, außerdem eröffneten immer mehr Baumärkte und die Menschen entdeckten das Heimwerken für sich. Insbesondere die Lehrlinge auf dem Bau quälten sich ab, die jeweils benötigte Farbe mit einem Stock im Eimer anzurühren, erzählt Geier. Die Gründer Johannes Essing und Horst Heimgärtner erkannten, dass dem Mann auf der Baustelle das richtige Werkzeug fehlte. Sie sahen frühzeitig den Bedarf an Rührern, die dabei helfen sollten, diverse Stoffe vollständig und mit weniger Aufwand zu vermischen. Und so nutzten Essing und Heimgärtner ihre Chance, indem sie 1974 die Firma Collomix in Ingolstadt „aus der Taufe hoben“, wie Geier sagt. Neben Rührern wurden bald auch elektrische Antriebe ins Sortiment aufgenommen, parallel wurden ganze Farbmischmaschinen gefertigt. Bis zu diesem Zeitpunkt habe man nur den klassischen Betonmischer gekannt, so der 61-jährige Ingolstädter. Ende der 1970er Jahre zog die Firma dann in das nahegelegene Gaimersheim um.

    Bei Collomix in Gaimersheim arbeiten mehr als 120 Menschen.
    Bei Collomix in Gaimersheim arbeiten mehr als 120 Menschen. Foto: Bernd Ducke, Collomix

    Schritt für Schritt baute man eine Vertriebsorganisation und eine Marke auf. Im Laufe der Zeit wurde Collomix immer bekannter in der Branche, auch im Ausland. Die Produktpalette wuchs und wurde immer wieder modernisiert. 2003 stieg die Gaimersheimer Firma auch in den US-amerikanischen Markt ein, seit 2012 ist sie dort mit einer eigenen Tochtergesellschaft vertreten. Eigene Vertriebsteams gibt es in Frankreich, Polen, Österreich und den Niederlanden. Am Stammsitz in Gaimersheim misst die Betriebsfläche inzwischen 9000 Quadratmeter. In Hallen stehen dort hochmoderne Biege-, Schweiß- und Beschichtungsanlagen, um die Rührer zu fertigen, sowie Montagestraßen für die Elektrowerkzeuge und Mischmaschinen. Geführt wird das Unternehmen mittlerweile in zweiter Generation von Alexander Essing und Elke Heimgärtner-Geier, Herbert Geiers Ehefrau.

    Collomix ist Nischenexperte im Bereich Rührer und Mischmaschinen

    Als klassischer Nischenexperte versuche Collomix, bis ins Detail durchdachte Produkte anzubieten. Der Austausch mit dem Handwerker vor Ort habe Gewicht im Entwicklungsprozess, sagt der Marketing-Fachmann. Materialien veränderten sich, seien mal sandiger, mal flüssiger, mal klebriger - dementsprechend passe Collomix auch die Rührer und die Antriebe an. Denn nur mit der geeigneten Technik könnten die Bestandteile sauber miteinander vermischt werden und das Material letztendlich gleichmäßig aushärten. Und das wiederum ermögliche erst ein problemfreies Arbeiten und den Erfolg auf der Baustelle, im Handel oder in der Produktion, erklärt Geier. Genauer gehe es dabei zum Beispiel um die exakte Dosierung der jeweiligen Bestandteile, um ein möglichst staubfreies sowie schnelles Mischen und darum, den Menschen das Arbeiten leichter zu machen. Nicht umsonst lautet der Slogan von Collomix „Mixing matters“ - zu deutsch: Auf das Mischen kommt es an. Die dafür von Collomix hergestellten Werkzeuge und Maschinen seien langlebig, robust und ergonomisch, betont Geier, der sichtlich stolz ist auf die Produkte, die aus dem Werk in dem 12.000 Einwohner Ort Gaimersheim ihren Weg in die Welt finden - übers Land, zu Wasser oder in der Luft.

    Herbert Geier arbeitet seit 34 Jahren bei der Firma Collomix.
    Herbert Geier arbeitet seit 34 Jahren bei der Firma Collomix. Foto: Dorothee Pfaffel

    Herbert Geier ist sich sicher, dass dem Familienunternehmen trotz aktueller Schwächephase in der Bauwirtschaft eine rosige Zukunft bevorsteht. Die Firma stehe auf soliden Beinen, würde weiter wachsen, dabei jedoch keine unkalkulierbaren Risiken eingehen. Innovationskraft und Leidenschaft sieht der 61-Jährige als große Stärken von Collomix - die Firma habe immerhin schon zahlreiche Patente angemeldet, betreibe kontinuierlich Marktforschung und entwickle nach wie vor neue Geräte. Zudem punkte das Gaimersheimer Unternehmen mit Qualität „made in Germany“ - 90 Prozent der in den Werkzeugen und Maschinen verbauten Komponenten stammen laut Geier aus Deutschland. Ein Aspekt, der besonders in den USA eine wichtige Rolle spiele und dabei helfe, sich gegen die günstigere Konkurrenz aus Fernost durchzusetzen. Das Unternehmen setze auf eine persönliche Betreuung der Kunden und auf Nachhaltigkeit, indem es zuverlässig Ersatzteile liefere und einen Reparaturservice im Werk betreibe. In Deutschland und Europa sei Collomix bereits führend, in den ausländischen Märkten liege aber noch enormes Potenzial, weiß der Marketing-Experte. „Und eine ganze Reihe neuer Produkte steht schon in den Startlöchern.“

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