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Wie bereitet sich die Wirtschaft auf die US-Wahl vor?

US-Wahl 2024

Wie bereitet sich die Wirtschaft auf die US-Wahl vor?

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    US-Präsident Joe Biden kommt am 10. Oktober nach Berlin. Wie bereitet sich die Wirtschaft auf die US-Wahl vor – und auf ihr Ergebnis?
    US-Präsident Joe Biden kommt am 10. Oktober nach Berlin. Wie bereitet sich die Wirtschaft auf die US-Wahl vor – und auf ihr Ergebnis? Foto: Michael Kappeler, dpa

    Wenn Joe Biden am kommenden Donnerstag nach Deutschland kommt, wird ihm in Berlin der größte Empfang geboten, den das Protokoll zu bieten hat. In die Wertschätzung für den wichtigsten deutschen Partner mischt sich aber auch die Sorge vor dem, was nach dem Auszug von Biden aus dem Weißen Haus kommen könnte. Ein Sieg von Donald Trump dürfte nicht nur die politischen Beziehungen über den Atlantik hinweg auf eine harte Probe stellen. Auch in der Wirtschaft gibt es Befürchtungen, dass der republikanische Kandidat nach einer Wiederwahl den globalen Handelsstreit weiter befeuern könnte.

    Für Deutschland ist der EU-Binnenmarkt der mit weitem Abstand wichtigste Handelsplatz. Aber mit einem Warenverkehr in Höhe von 252,6 Milliarden Euro waren die USA im vergangenen Jahr schon zweitwichtigster Handelspartner der Bundesrepublik. Vor allem waren sie das wichtigste Abnehmerland deutscher Waren: Güter im Wert von 157,9 Milliarden Euro wurden von Deutschland in die Vereinigten Staaten exportiert. Diese Bilanz könnte sich deutlich eintrüben, wenn Donald Trump die Wahl gewinnt und seine Ankündigungen wahrmacht, für sämtliche Importe einen Zoll von 20 Prozent, für Importe aus China sogar von 60 Prozent zu erheben.

    Das Handelsdefizit der USA ist groß

    Nach aktuellen Berechnungen des Ifo-Instituts dürfte das zu einem Rückgang der Exportleistung Deutschlands um zwei Prozent führen. Zum einen, weil deutsche Waren in den USA teurer wären. Zum anderen aber auch, weil in vielen Waren, die von China in die USA importiert werden, deutsche Zwischenprodukte enthalten sind, die entsprechend weniger gefragt wären. Betroffen wären nach den Prognosen der Ifo-Expertinnen und Experten vor allem die deutsche Automobil- und Pharmaindustrie.

    Weil das Handelsdefizit der USA mit Deutschland so groß ist wie mit nur wenigen anderen Ländern, könnte die Bundesrepublik auch noch stärker in den Fokus der Handelspolitik einer neuen Trump-Administration geraten. Der Zugang zum US-Markt ist für die deutschen Firmen deutlich wichtiger als umgekehrt. Das könnte die Verhandlungsmacht der US-Seite in einem möglichen Konflikt erhöhen.

    Dennoch sind die USA weiter attraktiv - nicht zuletzt, weil die Unsicherheiten im Handel mit China ständig wachsen. Vor allem deutsche Unternehmen, die in den USA mit eigenen Standorten aktiv sind, sehen trotz der dunklen Wolken am Horizont weiterhin viel Potenzial für gute Geschäfte in Übersee. Das Maschinenbauunternehmen Grenzebach aus Hamlar im Landkreis Donau-Ries etwa beschäftigt über 200 seiner 1600 Mitarbeiter in den USA. „Wir sind sehr zuversichtlich, unsere Marktpräsenz weiter erhöhen und profitabel wachsen zu können. Dementsprechend werden wir dort unsere Kerngeschäftsbereiche Glas und Baustoffe weiter ausbauen“, erklärt die Geschäftsführung auf Anfrage.

    Joe Biden hat milliardenschwere Wirtschaftsprogramme aufgelegt

    Attraktiv seien die USA für das Unternehmen wegen des guten Investitionsklimas, der geringen bürokratischen Hürden, der Lösungsorientierung auf der politischen Ebene, vor allem die Bundesstaaten und die Gemeinden betreffend, und hochmobilen Arbeitnehmern. Attraktiv machen die USA aber auch die Wirtschaftspolitik der Biden-Regierung: Mit milliardenschweren Investitions- und Anreizprogrammen hat sie Zukunftssektoren wie erneuerbare Energien oder die Halbleiterbranche gestützt.

    Davon profitieren auch deutsche Unternehmen, solange sie, wie Grenzebach, in den USA aktiv sind. „Wir sehen große Potenziale in den Bereichen CO2- und Energieeinsparungen, Solarenergie, Lokalisierung von Lösungen und Dienstleistungen“, heißt es in Hamlar. Der Auftragseingang der Tochtergesellschaft Millenium Control Systems, die im Energiebereich tätig ist, liege 50 Prozent über den Erwartungen. Dennoch hat auch Grenzebach seine Strategie anpassen müssen. „Local for Local“ heißt die Devise für viele deutsche Unternehmen in den USA, also lokale Lieferketten und lokale Wertschöpfung.

    Von einer Zunahme der Bedeutung der USA für die deutsche Wirtschaft geht auch Ifo-Präsident Clemens Fuest aus. Bei einer Tagung der deutschen Industrie- und Handelskammern sowie der deutschen Außenhandelskammern in Augsburg erklärte er, wie die deutsche Wirtschaftspolitik auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren sollte. „Handelsabkommen mit Drittstaaten sind dringender als zuvor“, sagte Fuest. Außerdem sollte sich Deutschland für eine Vertiefung des EU-Binnenmarkts bei Dienstleistungen einsetzen. „Der Sektor gewinnt zunehmend an Bedeutung, aber wegen massiver Handelshemmnisse gibt es hier eigentlich noch keinen Binnenmarkt“, so Fuest. Probleme bereiteten etwa zu viele Beschränkungen bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen.

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