Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Wettbewerbsfähigkeit: Der Wirtschaftsstandort Deutschland stürzt dramatisch ab

Wettbewerbsfähigkeit

Der Wirtschaftsstandort Deutschland stürzt dramatisch ab

    • |
    Auch die deutsche Stahlindustrie wie Thyssenkrupp in Duisburg leidet unter der sinkenden deutschen Wettbewerbsfähigkeit.
    Auch die deutsche Stahlindustrie wie Thyssenkrupp in Duisburg leidet unter der sinkenden deutschen Wettbewerbsfähigkeit. Foto: Thomas Banneyer, dpa

    Wenn es darum geht, wo sich Unternehmen ansiedeln, zählte Deutschland trotz hoher Löhne lange zu den begehrtesten Wirtschaftsstandorten der Welt. Das inzwischen wichtigste internationale Standort-Ranking kommt jedes Jahr von der privaten Schweizer Hochschule IMD, nachdem die Weltbank und das Internationale Weltwirtschaftsforum ähnliche Studien nicht mehr veröffentlichen. Vor zehn Jahren noch stand Deutschland unter über 60 wichtigen Volkswirtschaften in der Schweizer Studie noch auf Rang sechs. 

    Nicht nur die Energiepreise machen Deutschland zu schaffen

    Doch nach Krisen, Krieg und Koalitionsdauerstreit ist der Standort regelrecht abgestürzt: Dieses Jahr reicht es für Deutschland nur noch für Rang 24. Im Jahr 2022 lag die Bundesrepublik bei der Wettbewerbsfähigkeit immerhin noch auf Rang 15. Nicht nur die seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine explodierten Energiepreise machen Deutschland zu schaffen, sondern auch viele hausgemachte Gründe.

    Beim Thema Steuern und Abgaben liegt Deutschland auf Platz 62 von 67. Beim Thema Arbeitseinstellung sind die Deutschen nach Debatten um die Vier-Tage-Woche auf den 60. Rang abgestürzt. Was Bürokratie und Rechtssicherheit angeht, brach die Bundesrepublik trotz aller Bekenntnisse zum Bürokratieabbau nochmals um 13 Plätze auf den 38. Rang ein. 

    Deutsche Wirtschaft bei Produktivität und Effizienz nicht mehr Spitze

    Und auch beim Spezialfeld des deutschen Hochlohnlandes, der Produktivität und Effizienz, spielt die Industrienation mit einem Rückgang um sieben Plätze auf Rang 25 bald nur noch im Mittelfeld. Firmen und Menschen im Land machen zudem die hohen Preise zu schaffen: Mit Rang 53 zählt die Bundesrepublik hier ebenfalls zu den Problemnationen. 

    Am besten schneidet in dem Ranking zwar das autokratisch regierte Singapur ab. Doch auf Platz zwei und drei liegen mit der Schweiz und Dänemark zwei deutsche Nachbarländer an der Spitze der wettbewerbsstärksten Nationen der Welt. Gefolgt von Irland, Hongkong und Schweden. Auch die nüchternen Finanzdaten belegen Deutschlands Probleme: Beim Wirtschaftswachstum liegt die Bundesrepublik an 54. Stelle, bei Investitionen aus dem Ausland auf Platz 60 der 67 untersuchten Länder. Bei Arbeitslosigkeit, Gesundheit und Umwelt, internationalem Handel immerhin unter den 15 besten Nationen, allein bei der Hochschul- und Forschungsinfrastruktur reicht es mit Rang fünf noch zu einem Spitzenplatz. 

    Union fordert Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik

    Die Union fordert nun erneut wirtschaftspolitische Konsequenzen der Bundesregierung. „Ohne einen harten Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik drohen unserem Land dauerhafte Wohlstandsverluste“, sagte der stellvertretende Unionsfraktionschef Alexander Dobrindt unserer Redaktion. „Es braucht jetzt einen Comeback-Plan für Deutschland mit geringeren Unternehmenssteuern, wettbewerbsfähigen Energiepreisen und weniger Bürokratie“, fordert der CSU-Landesgruppenchef. 

    Dobrindt kritisiert den Absturz der deutschen Wettbewerbsfähigkeit als Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik: „Die Ampel hat Deutschland wirtschaftlich die rote Laterne verpasst und mit jedem weiteren Ampelmonat setzt sich der Abstieg bei der Wettbewerbsfähigkeit dramatisch fort“, klagt der CSU-Politiker. Die Politik der Koalition werde zu einer echten Gefahr für den Standort.

    Doch auch die Koalition hat das Problem erkannt. Bei den schwierigen Haushaltsberatungen beraten die Ampelparteien auch "an einem Maßnahmenpaket zur Wirtschaftswende", wie FDP-Finanzminister Christian Lindner zu Wochenanfang betonte. Damit solle das schwache Wachstum angekurbelt werden und der Arbeitsmarkt wieder in Schwung kommen. Inzwischen hat das Forschungsinstitut DIW seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 0,1 auf 0,3 Prozent erhöht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden