Deutschlands größter Buchhändler wird noch ein Stück größer: Das Hagener Unternehmen Thalia darf den Online-Buchhändler buecher.de aus der Insolvenzmasse der Weltbild-Gruppe übernehmen. Das Bundeskartellamt hat seine Genehmigung der Fusion am Montag veröffentlicht und damit entsprechende Informationen unserer Redaktion bestätigt. Demnach gehen mit sofortiger Wirkung alle Vermögenswerte von buecher.de im Rahmen eines Betriebsübergangs auf Thalia über.
Für die Beschäftigten ist das eine gute Nachricht. Alle 34 Mitarbeitenden von buecher.de in Augsburg behalten ihren Arbeitsplatz und werden zu unveränderten Konditionen weiterbeschäftigt. Auch die Marke buecher.de bleibt bestehen. Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Der Erlös der Transaktion fließt aber in die Weltbild-Insolvenzmasse, aus der am Ende möglichst viele Forderungen der Gläubiger befriedigt werden sollen.
Mit Amazon existiert ein mächtiger Wettbewerber
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erklärte die relativ rasch erteilte Genehmigung auch damit, dass die Einkaufsmacht von Thalia gegenüber den Verlagen durch die Übernahme nicht wesentlich gestärkt wird. Zudem stünden Kundinnen und Kunden durch den unabhängigen Buchhandel, andere Handelsketten und den Onlinehandel ausreichend Alternativen zur Verfügung. „Auf der Absatzseite existiert mit Amazon ein deutlich größerer Wettbewerber beim Onlinehandel, sodass der Erwerb der kleinen buecher.de keine wettbewerblichen Probleme erwarten ließ“, sagte Mundt.
Der Buch-Riese Thalia hat aktuell 394 eigene Buchhandlungen in Deutschland und Österreich. Hinzu kommen Beteiligungen an 60 Buchhandlungen in der Schweiz. Im Geschäftsjahr 2023/24 erwirtschaftete Thalia mit allen Partnerunternehmen einen Umsatz von mehr als 1,9 Milliarden Euro. Der reine Onlinehändler buecher.de kam im Geschäftsjahr 2023 noch auf einen Umsatz von 60 Millionen Euro. Das Unternehmen gehörte zur Weltbild-Dachgesellschaft WB D2C Group. Wegen seiner starken Abhängigkeit von der Konzern-Schwester Weltbild musste auch buecher.de im Juli 2024 einen Insolvenzantrag stellen.
Der Zuschlag für Thalia ist ein wichtiger Meilenstein für Insolvenzverwalter Christian Plail von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz. Seinen Angaben nach haben mehrere Interessenten um buecher.de gerungen. „Der Investorenprozess hat bestätigt, dass buecher.de eine starke Marke ist“, sagte Plail. Thalia-Chef Ingo Kretzschmar kommentierte die Einigung so: „Nicht nur für Thalia, sondern auch für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit des Buchhandelsstandorts Deutschland ist diese Übernahme ein ausgesprochen positiver Impuls.“
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