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Weltraum: Warum Deutschland einen eigenen Startplatz ins All will

Weltraum

Warum Deutschland einen eigenen Startplatz ins All will

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    Der Weltraum wird auch für die Bundeswehr ein immer wichtigeres Betätigungsfeld.
    Der Weltraum wird auch für die Bundeswehr ein immer wichtigeres Betätigungsfeld. Foto: Uncredited/NASA, dpa/AP

    Vier Sterne für ihre Generäle war bisher das höchste, was die deutsche Armee zu vergeben hatte. In Zukunft greift sich die Truppe das ganze All: Am 1. April nimmt das Weltraumkommando der Bundeswehr als eigenständige Dienststelle offiziell seine Arbeit auf. Das Datum markiert einen neuen Meilenstein in den Bemühungen der Politik, bei der Landes- und Bündnisverteidigung deutsche Sicherheitsinteressen auch im Weltraum wahrzunehmen.

    Für die Bundeswehr ist das Weltraumkommando eine „neue militärische Dimension“. Bisher waren die Soldatinnen und Soldaten auf dem Land, zu Wasser und in der Luft unterwegs. Im Laufe der Zeit kam das Internet mit seinen Unmengen an Daten als potenzieller Feind hinzu.

    Die Bundeswehr ist da unter anderem am Nationalen Cyber-Abwehrzentrum in Bonn beteiligt. Nun also das Weltall. Wer beim Weltraumkommando an Captain James T. Kirks Raumschiffabenteuer mit der Enterprise denkt, ist der Zeit allerdings noch voraus. Bemannte Luftfahrt im großen Stil gibt es nicht, bis sich Sternenflotten mit Raumschiffen und Laserpistolen duellieren, verglüht noch mancher Komet. 

    Der Weltraum wird für die Bundeswehr immer wichtiger

    Die Arbeit des Weltraumkommandos der Bundeswehr – in Science-Fiction-Manier stilecht WRKdoBw abgekürzt – wird vor allem am Boden im nordrhein-westfälischen Uedem erledigt. Es wurde dort im Juli 2021 durch die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Dienst gestellt und ist nun bald bereit, als eigenständige Einheit zu fungieren. Sie ist dann direkt dem Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, unterstellt. Das ebenfalls in Uedem angesiedelte, seit Juli 2009 bestehende Weltraumlagezentrum ist Teil des Kommandos.

    Viele Staaten streben in den Weltraum. Hier der Start einer Trägerrakete vom chinesischen Weltraumbahnhof Wengchang.
    Viele Staaten streben in den Weltraum. Hier der Start einer Trägerrakete vom chinesischen Weltraumbahnhof Wengchang. Foto: Guo Zhongzheng/XinHua, dpa

    Der Regierung geht es einerseits darum, weltraumbasierte Technologiegen wie Satelliten vor der Zerstörung zu schützen. „Ich erinnere daran, dass Russland bereits im November 2021 einen Satelliten mit einer bodengestützten Rakete abgeschossen hat. Daran wurde deutlich: Wir müssen von einer gewissen Vulnerabilität unserer eigenen weltraumgestützten Systeme ausgehen“, erklärt Verteidigungs-Staatssekretär Thomas Hitschler. Neben der Bedrohung durch ballistische Waffen geht es andererseits aber auch um Cyberangriffe im Weltraum, wie der SPD-Politiker in einem Bundeswehr-Interview ergänzt. Hitschler nennt „das Stören von Signalen und das Blenden von Satelliten mit Lasern und Ähnlichem“. Angesichts dieser Bedrohungen werde der Weltraum für die Bundeswehr immer relevanter.

    Der Ukraine-Krieg unterstreicht die Bedeutung des Weltraums

    Das Weltraumkommando ist mit seiner Arbeit eingebettet in ein militärisches Sicherheitsnetzwerk von Nato-Staaten und anderen Ländern. Die Grenzen zum Zivilen sind schwimmend, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hervorgeht. Die Ampel räumt dort ein, dass sich das europäische Satellitenprogramm „Secure Connectivity Initiative“ der EU – das allen Europäern einen schnellen Internetzugang gewährleisten soll – „auch für die militärische Mitnutzung eignen“ könnte. Das Verteidigungsministerium bringe sich „bereits im Rahmen der nationalen Positionsbildung ein und berücksichtigt die Initiative bei weiteren Planungen“.

    Der CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl hat die Anfrage initiiert und begrüßt diese Stoßrichtung. „Der Ukraine-Krieg zeigt mit Starlink eindrucksvoll, welchen Nutzen eine Kleinsatellitenkonstellation für die Handlungsfähigkeit von Staaten und Streitkräften hat", sagte der Ingolstädter unserer Redaktion mit Blick auf das vom US-Raumfahrtunternehmen SpaceX betriebene Satellitennetzwerk, das für die Strategen in Kiew im Kampf gegen die russischen Angreifer eine wichtige Rolle spielt. 

    Raumfahrt: Elon Musk allein ist zu wenig

    SpaceX gehört dem Unternehmer Elon Musk, seine Trägersysteme werden von vielen Staaten für Satellitenstarts genutzt, weil sie keine eigenen Möglichkeiten haben. Für Brandl ist das ein Unding. „Es kann nicht sein, dass wir im Weltraum fast vollständig abhängig von Elon Musk und anderen Unternehmen aus den USA sind“, kritisiert der Abgeordnete, der unter anderem den Fachausschüssen für Verteidigung und Digitales angehört. „Wir brauchen dringend einen Startplatz für Satelliten in Deutschland oder Europa um eigenständig beispielsweise Telekommunikationssatelliten – von denen wir in fast allen Lebensbereichen abhängig sind – in den Weltraum bringen zu können.“

    Elon Musk gehört die Weltraumfirma SpaceX.
    Elon Musk gehört die Weltraumfirma SpaceX. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Für die Regierung steht fest, dass die Bundeswehr im Einklang mit nationalen und internationalen Partnern „einen freien Zugang zum Weltraum, eine uneingeschränkte Nutzung des Weltraums und die Warnung und den Schutz der deutschen Bevölkerung vor Weltraumereignissen“ sicherstellt. Brandl ist nach der Auswertung seiner Anfrage anderer Meinung. „Die Sicherheit im Weltraum hat keine Priorität für das SPD-geführte Verteidigungsministerium“, kritisiert der CSU-Politiker und macht das etwa am Eingeständnis der Ampel fest, dass sie „gegenwärtig keine konkreten Bestrebungen, eigene Verteidigungssysteme für Satelliten aufzubauen“ hat. Statt Systeme zur Satelliten-Verteidigung mit anderen europäischen Verbündeten oder in Deutschland selbst zu entwickeln und zu bauen, stecke die Ampel-Regierung „lieber den Kopf in den Sand“, kritisiert Brandl.

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